Während andernorts Bilder von Künstlicher Intelligenz Einzug halten, sind in der aktuellen Schau des Kunstvereins Hochrhein in der Villa Berberich in Bad Säckingen noch echte Künstler am Werk. In seiner Einführung schlug Vorsitzender Frank van Veen einen weiten Bogen mit Gedanken über Sprache, Kommunikation und Bildsprache in der Kunst. Alle drei ausstellenden Künstler seien Menschenmaler, jeder auf seine Art. Die figurative Malerei habe hier einen starken Auftritt. Die Künstler brechen das klassische Schema der menschlichen Figur aber auch auf, so van Veen. Die Verfremdung sei ein gern gewähltes Stilmittel, um Sehgewohnheiten aufzuheben.

Marga Golz zeigt auch surreale Motive.
Marga Golz zeigt auch surreale Motive. | Bild: Picasa

Marga Golz, Vorsitzende des Vereins Bildende Kunst Lörrach, ist ihrer Thematik treu geblieben. Köpfe und Körper faszinieren sie. Ihre Arbeiten haben entweder mit dem Schönheitsideal oder mit Jugend und Älterwerden zu tun. Ausgehend von Facepainting, in dem sie mit Theaterschminke direkt auf die Haut malt, entwickelte sie Gesichtsbemalungen. So sieht man in der Serie „Camouflage“ verfremdete Gesichter. Muster spielen bei Golz eine Rolle, es können auch Verhaltensmuster sein. Dafür stehen die großen Reihen, die im Eingangsraum hängen. Es sind Mädchen- und Jungenporträts mit Alltagsgesichtern und Jeans.

Ironischer Bruch der Klischees

Golz ist vielfältig in ihren Bildern, ob es ein erotisches Bild nach einer Holzskulptur von Max Beckmann ist, das wie eine Bühne, ein Theater, wirkt, ob es die von Körperbemalung inspirierten Arbeiten sind wie ein Selbstporträt mit Schmetterlingsmotiven, ein Mädchenporträt, das etwas Picassohaftes hat, oder ein junger Mann aus Strichcodes. Golz zertrümmert ironisch Rollenbildklischees vom idealisierten Mann wie in der Herkules- und David-Hommage, in der sie die Helden verpackt. Die Malerin beherrscht auch das doppeldeutige Spiel mit surrealen Bildern.

Ralph Schulz malt auf Metallplatten.
Ralph Schulz malt auf Metallplatten. | Bild: Picasa

Kunst als Up-Cycling-Projekt

Ralph Schulz aus Waldshut-Tiengen, einst als Mister Germany prominent geworden, ist heute Creative Director und Künstler. Er zeigt auf Metallplatten gemalte Menschenbilder, die dadurch eine besondere Wirkung haben. Der Künstler bevorzugt außergewöhnliche Malgründe, auch Solarpaneele, greift nur selten auf Leinwand zurück und gilt daher als Upcycling-Künstler. Bekannt geworden ist Schulz mit seinen Schwarzwaldmotiven wie Bollenhut-Mädchen. Die hat er dieses Mal nicht dabei, dafür konzentriert er sich auf Menschenbilder von starkem Ausdruck und Gefühlsäußerungen. Beispiele sind die alte Ukrainerin, die um ihren Sohn trauert, oder das Kind mit der Friedenstaube. Inspiriert, so sagt der Maler, sei er vor allem von Egon Schiele, sein Stil erinnert auch an Francis Bacon, gerade der kauernde männliche Akt „Nameless“ in der Pose der Verzweiflung. Schulz‘ Ausdrucksspektrum reicht von gesichtslosen Figuren hinter Blumensträußen bis zu klassischer Aktdarstellung.

Dieter Weißenberger stellt expressive Porträts aus.
Dieter Weißenberger stellt expressive Porträts aus. | Bild: Picasa

Experimentelle Verzerrungen

Dieter Weißenbergers Ziel ist es, über die Fotografie hinauszugehen, wenn er malt. So gibt es experimentelle Serien des Freiburgers mit abfotografierten Motiven, Lichterscheinungen und Verzerrungen von Gesichtern mit Unschärfen. Weißenbergers Porträts entstehen nach Fotografien. Es sind Realpersonen. Er ist ein Maler, der gern in Serien arbeitet, auch fotografiert und Objekte macht wie die Objektkästen über Künstlerinnen wie Frida Kahlo, Meret Oppenheim oder Marina Abramovic, die mit anspielungsreichen Kommentaren versehen sind.

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Die Räume des Kulturhauses bespielt Weißenberger mit verschiedenen Medien und Motiven, die mit Grenzerfahrungen oder Mystik zu tun haben und zwischen Leben und Tod angesiedelt sind wie der von Holbeins Christus inspirierte liegende Mann. Weißenbergers Corona-Porträts sind expressiv im Ausdruck von Panik bis zum Erstarren zur Maske. Eine Serie zeigt stiernackige Glatzköpfe von hinten, markante Schädel – diese Arbeiten bieten sicher Gesprächsstoff.