Am Dienstag könnte der Tag der Entscheidung sein: Steht die Stadt nach zwei Jahren vergeblicher Investorensuche nun endlich vor dem Durchbruch beim Bischofschloss? Liest man die Vorlage für die nächste Sitzung des Gemeinderates am 16. September, stehen die Vorzeichen gut. Denn dem Schriftstück zufolge liegt der Stadt nun ein konkretes Angebot vor. Die Stadträte sollen am Dienstag die Verwaltung zur Aufnahme der Verkaufsverhandlungen für das Schloss beauftragen.

Das Bischofschloss hat schon viele illustre Gäste beherbergt. 1987 hatte der frischgebackene Wimbledon-Sieger Boris Becker (Zweiter von ...
Das Bischofschloss hat schon viele illustre Gäste beherbergt. 1987 hatte der frischgebackene Wimbledon-Sieger Boris Becker (Zweiter von links) Markdorf einen Besuch abgestattet. Rechts neben ihm ist der damalige Schlossbesitzer, Unternehmer Albert Weber, ihm gegenüber sein damaliger Manager Ion Tiriac. | Bild: Archiv Familie Weber

Drei Interessenten hatte es zuletzt gegeben

Seit Mitte 2023, als der Investorenwettbewerb gestartet wurde, war man im Rathaus bemüht, über alle erdenklichen Kanäle Interessenten für das denkmalgeschützte und sanierungsbedürftige Wahrzeichen der Stadt zu gewinnen. Bislang erfolglos: Nachdem sich lange kaum etwas getan hatte, waren schließlich doch noch drei Interessenten auf den Plan getreten, die der Verwaltung ihre Konzepte vorlegten – darunter auch der ‚Adler‘-Investor Manuel Klaus, der zwischenzeitlich aber wieder abgesprungen ist.

Wie groß das Schloss-Ensemble ist, sieht man auf diesem Luftbild. Es dominiert die Altstadt von Markdorf.
Wie groß das Schloss-Ensemble ist, sieht man auf diesem Luftbild. Es dominiert die Altstadt von Markdorf. | Bild: Gerhard Plessing

Bundesweit hatte man im Rathaus potenzielle Interessenten kontaktiert, nun könnte der Schloss-Käufer aus der direkten Nachbarschaft kommen: Es handelt sich um die Firma Wohnwert Denkmal mit Sitzen in Überlingen und bei Freiburg.

Wie sehen deren Pläne aus? Wohnwert Denkmal strebt – abgesehen von der gesetzten Gastronomie – eine komplett wohnwirtschaftliche Nutzung an. 30 bis 40 Wohneinheiten als hochwertige Eigentumswohnungen sieht das Konzept vor. Kleinere Flächen seien noch als gewerbliche Nutzungen angedacht. Darunter fällt aber vor allem die Gastronomie, die eine Vorgabe im Wettbewerb der Stadt war.

Sommerkonzerte sollen auch künftig möglich sein

Diesem Wunsch entspreche der Anbieter, ebenso wie der Anforderung der öffentlichen Zugänglichkeit des Schlosshofes, auf dem auch künftig Veranstaltungen wie die Sommerkonzerte stattfinden sollen.

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Im Rathaus, aber auch in den Reihen des Gemeinderates wird man froh sein um die Aussicht, zwei Jahre nach Beginn des Feilbietens das Schloss möglicherweise bald schon aus dem Besitz der Stadt herausgeben zu können – und ihm damit die dringend nötige Sanierung und vor allem eine wieder belebte Zukunft zu ermöglichen. Denn in der Vorlage wird nicht verhehlt, dass man feststellen musste, dass auf der Grundlage der Ausschreibung von 2023 die Vorgaben für etwaige Investoren wohl zu eng gefasst waren. Jedenfalls habe man unter diesen Konzeptvergaben keine Interessenten finden können.

Der historische Weingartener Hof in der Talstraße: Architekt Christian Schwär hat mit seinem Büro die Sanierung und den Umbau zu einer ...
Der historische Weingartener Hof in der Talstraße: Architekt Christian Schwär hat mit seinem Büro die Sanierung und den Umbau zu einer Immobilie mit Luxuswohnungen durchgeführt. Schwär gehört auch dem Team des möglichen Bischofschloss-Investors an. | Bild: Jörg Büsche

Gemeinderat kennt das Konzept schon seit Anfang 2024

Dabei ist es keineswegs so, dass die Wohnwert Denkmal GmbH jetzt erst plötzlich aus der Kiste sprang: Die Überlinger hatten bereits vor einem Jahr ein konkretes Angebot fürs Schloss samt Schlossscheuer und Tiefgarage abgegeben, das sie schon im Februar 2024 nichtöffentlich im Rat vorgestellt hatten. Dieses Angebot haben sie nun erneuert. Parallel dazu hätten sich laut Stadt die Gespräche mit weiteren Interessenten nicht konkretisieren lassen.

Die Schlossanlage um 1983, unmittelbar vor der damaligen ersten Sanierung.
Die Schlossanlage um 1983, unmittelbar vor der damaligen ersten Sanierung. | Bild: Archiv

Das heißt: Die Stadträte sind seit langem schon umfänglich über die Pläne informiert, zumal sie auch das bislang noch unter Verschluss gehaltene Detailkonzept der Wohnwert Denkmal haben, das deren Vertreter am Dienstag öffentlich präsentieren wollen. Endlose Debatten oder überraschte Gesichter werden im Sitzungssaal also nicht zu erwarten sein.

„Mit diesem Konzept werden alle unsere Vorgaben erfüllt“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann.
„Mit diesem Konzept werden alle unsere Vorgaben erfüllt“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. | Bild: CDU

Bürgermeister Riedmann: „Das sind Partner, die können Denkmal“

Bürgermeister Georg Riedmann jedenfalls ist überzeugt, dass ein Verkauf des Schlosses unter diesen Vorzeichen eine gute Sache für Markdorf wäre. „Der formelle Wettbewerb hat kein Ergebnis gebracht, und mit diesem Konzept werden alle unsere Vorgaben erfüllt“, sagt er. Überzeugt ist er auch von der Überlinger Firma: „Das sind Partner, die können Denkmal.“

Zum Verkauf gibt es keine Alternative

Für die Stadt, sagt er, sei der Verkauf der einzige Weg, den Erhalt des Bischofschlosses auch für die Zukunft zu sichern. Denn die Kosten für den Unterhalt – rund 80.000 Euro im Jahr – seien hoch und die zwingend nötigen Sanierungsmaßnahmen wegen der schwierigen finanziellen Lage der Stadt nur rudimentär zu leisten. Der angestrebte Verkaufspreis für das Schloss wird zurzeit noch nicht kommuniziert, die Ratssitzung am Dienstag ist öffentlich und beginnt um 18 Uhr.