Seit langem schon fordern die Efrizweiler in ihrer Ortsdurchfahrt generell ein Tempo-30-Limit – nicht erst, seit die Strecke zwischen Kluftern und Raderach wegen der Vollsperrung der K7742, der „Müllstraße“, vom Landratsamt zur offiziellen Umleitung umgewidmet wurde. Seither, seit Mitte Mai, gilt dort bis zum voraussichtlichen Ende der Sperrung der K7742 im November ein 30er-Limit. Das dürfte aber vermutlich mit der Freigabe der „Müllstraße“ wieder aufgehoben werden.

Blick auf die K7742-Baustelle aus Richtung Raderach: Inzwischen wird bereits asphaltiert.
Blick auf die K7742-Baustelle aus Richtung Raderach: Inzwischen wird bereits asphaltiert. | Bild: Grupp, Helmar

Den Anwohnern, die sich in der „Initiative für Efrizweiler“ formiert haben, passt diese Vorstellung überhaupt nicht. Denn eigentlich sieht die nächste Stufe des Lärmaktionsplans (LAP) der Stadt Friedrichshafen, die nächstes Jahr in Kraft treten soll, vor, dass dann ganz Kluftern und Efrizweiler ohnehin 30er-Zone werden – ganz regulär.

Die Aufsteller standen schon lange vor der Umleitung. Anwohner in Efrizweiler fordern bereits seit Jahren Tempo 30 im Ort.
Die Aufsteller standen schon lange vor der Umleitung. Anwohner in Efrizweiler fordern bereits seit Jahren Tempo 30 im Ort. | Bild: Grupp, Helmar

Bleibt Tempo 30 bestehen? Aussagen bleiben vage

Doch noch ist der nächste Schritt beim LAP ein ungelegtes Ei, beschlossen ist noch nichts, es gibt lediglich einen Rahmenplan und unverbindliche Absichtserklärungen der politischen Akteure. Bei der Stadt gibt man sich daher auch eher vage: „Der finale Beschluss des LAP und damit auch für Tempo 30 aus Lärmschutzgründen für die Ortsdurchfahrt wird dem Gemeinderat im Oktober zur Entscheidung vorgelegt“, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle des Häfler Rathauses.

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Das wisse man bereits, sagt Thomas Arbogast, der Sprecher der Efrizweiler Initiative, dazu: „Die Frage ist, ob Tempo 30 so bleibt, wie im LAP vorgeschlagen oder ob man von Seiten der Stadt davon abweichen will.“ Eine solche Aussage, so Arbogast, wäre „eine sachgerechte Antwort“ gewesen, nachdem sich die Initiative seit nunmehr zehn Jahren mit diesem Thema „herumschlägt“.

In diesem Bereich vor der Kurve am Schloss wünscht sich die Efrizweiler Initiative zumindest einen Zebrastreifen. Fußgänger seien an ...
In diesem Bereich vor der Kurve am Schloss wünscht sich die Efrizweiler Initiative zumindest einen Zebrastreifen. Fußgänger seien an dieser unübersichtlichen Stelle gefährdet. | Bild: Grupp, Helmar

Statt Querungshilfe wenigstens Zebrastreifen

Enttäuscht ist man in Efrizweiler auch darüber, dass aus der von Anwohnern der Klufterner Straße gewünschten Querungshilfe zwischen Ortseingang und Kurve am Schloss wohl nichts wird. Diesem Wunsch erteilt die Stadtverwaltung indirekt eine Absage, verweist dabei aber auf übergeordnete Vorgaben. In diesem Bereich gebe es „bislang keine Überlegungen für eine Querungshilfe“, heißt es. Die Platzverhältnisse dort seien nicht ausreichend, da die Fahrbahn eine Breite von 6,50 Metern habe. Für eine Querungshilfe würde man jedoch eine Breite von neun Metern benötigen.

Die Initiative für Efrizweiler setzt sich für Tempo 30 für die komplette Ortsdurchfahrt ein. Im Ortschaftsrat im Oktober 2024 nutzte ...
Die Initiative für Efrizweiler setzt sich für Tempo 30 für die komplette Ortsdurchfahrt ein. Im Ortschaftsrat im Oktober 2024 nutzte Sprecher Thomas Arbogast (rechts) die Bürgerfragestunde, um die Forderungen aufzuzeigen. | Bild: Claudia Wörner

In Efrizweiler hingegen wäre man froh um jeden „lösungsorientierten“ Ansatz, sagt Arbogast. So habe man in mehreren Gesprächen mit Vertretern der Stadt Fußgängerüberwege thematisiert. Auch dies wäre eine Option. Für ihn sei dies ein Zeichen, dass die Stadt Bürgeranliegen nicht ernst nehme. Für den nächsten LAP-Schritt fordere man mit Nachdruck eine Beschlusslage zugunsten der Fußgänger. „Zumal insbesondere in der Kurve am Schloss die Bushaltestelle liegt“, betont Arbogast. Er sehe täglich Fußgänger, darunter auch Jugendliche, in der Kurve über die Straße gehen. Seit Einrichtung der Umleitung wird die Klufterner Straße täglich von rund 15.000 Fahrzeugen befahren.

Sollte die Stadt hier nicht einlenken, werde man sich an übergeordnete Behörden wenden, kündigt der Initiative-Sprecher an: „Beispiele, dass solche Schritte mit Erfolg möglich sind, gibt es auch im Bodenseekreis.“

Die Tempo-30-Initiative Efrizweiler drückt ihren Protest gegenüber der Stadt aus: Auf ihrem Rücken werde die Lärmaktionsplanung ausgetragen.
Die Tempo-30-Initiative Efrizweiler drückt ihren Protest gegenüber der Stadt aus: Auf ihrem Rücken werde die Lärmaktionsplanung ausgetragen. | Bild: Thomas Arbogast

Streit ums Thema Tempokontrollen

Bei der Stadt verweist man auf Radarkontrollen, die insgesamt belegen würden, dass die Ortsdurchfahrten von Kluftern und Efrizweiler seit Einrichtung der Umleitung keine Gefahrenbereiche seien. Ab Mai, so teilt die Pressestelle mit, habe man an mehreren Messstellen das Tempo kontrolliert. Bei der Analyse der Daten hätten sich „unauffällige, normale Verstoßquoten“ ergeben.

Das Nadelöhr Eisenbahnbrücke: Hier Tempo zu messen, sei Unsinn, sagt die Initiative. Wegen der Engstelle müsse man ohnehin sehr langsam ...
Das Nadelöhr Eisenbahnbrücke: Hier Tempo zu messen, sei Unsinn, sagt die Initiative. Wegen der Engstelle müsse man ohnehin sehr langsam fahren. | Bild: Grupp, Helmar

Die Anwohner-Initiative quittiert dies mit Unverständnis. Die Messungen seien teils „völlig weltfremd“. So ergebe eine Messung an der einspurigen Engstelle der Bahnunterführung überhaupt keinen Sinn, da Autos dort ohnehin abbremsen müssten und es auch einen Fußgängerüberweg zu beachten gebe. Die Verstoßquote von 0,05 Prozent sei daher nicht verwunderlich.

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Stadt und Initiative liegen weit auseinander

Ihnen gehe es vor allem darum, dass von der neuen B31 von Spaltenstein her häufig zu schnell in den Ort hineingefahren werde. Außerdem würden viele Fahrer dann direkt nach der Kurve auf der Gefällstrecke Richtung Eisenbahnbrücke wieder Gas geben. Hier, so Arbogast, wären Messungen sinnvoll. Zudem gebe es auf dem freien Grundstück an der Ecke Klufterner Straße/Im Winkel einen idealen Aufstellort für eine mobile Radaranlage. „Ich bin mir sicher, dass hier dann andere, erhöhte Werte zustande kommen“, sagt er. Mehrfach bereits habe die Initiative der Stadt potenzielle Standorte für Tempomessungen mitgeteilt.

Und hier der Blick von der Markdorfer Seite: Gut zu erkennen sind der neue Kreisverkehr und links der neue Fahrradweg.
Und hier der Blick von der Markdorfer Seite: Gut zu erkennen sind der neue Kreisverkehr und links der neue Fahrradweg. | Bild: Grupp, Helmar

Dort hingegen sieht man generell keinen dringlichen Handlungsbedarf: Durch die Sperrung der „Müllstraße“ habe der Verkehr und damit die Belastung der Anwohner zwar „deutlich zugenommen“. Insgesamt seien aber die befürchteten großen Staus bislang ausgeblieben. Zudem sei in den vergangenen Wochen auch die Anzahl der Beschwerden über zu schnelles Fahren deutlich zurückgegangen, teilt die Pressestelle der Stadt mit.