Ein Rätsel stellte sich die Nutzerin Monika Moser-Granat aus Uhldingen-Mühlhofen, als sie jüngst im Wald nahe ihrer Heimatgemeinde unterwegs war. „Ich war im Wald Richtung Unteruhldingen spazieren und ich habe Fragen“, schrieb sie in der Facebook-Gruppe „So kenne ich Uhldingen-Mühlhofen“ und stellte ein Foto ihrer Entdeckung dazu. Darauf zu sehen ist ein Objekt, in dem sich die Umgebung spiegelt. Die Konstruktion selbst steht auf einem Podest. Moser-Granat beschrieb den Aufbau als recht groß, mit vier Wänden und ohne Eingang.

Ausguck, Spielgerät, Außerirdische?

Die Internetgemeinde reagierte mit großem Interesse auf dieses Rätsel: Beobachten Wissenschaftler oder Jäger hier die Wildtiere? Handelt es sich um Vorbereitungen für einen Film- oder Videodreh? Sind Kameras installiert und was ist dann mit dem Recht am eigenen Bild? Hat der Waldkindergarten womöglich ein neues Spielgerät? Oder bereiten etwa Außerirdische ihre Ankunft vor? In den Beiträgen schwang auch Sorge mit, dass Flora und Fauna gestört werden und sich die Waldbrandgefahr durch die Spiegelung erhöht.

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Valentina Mager, Pressesprecherin der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen, konnte auf SÜDKURIER-Anfrage kein Licht ins Dunkel bringen: „Leider haben wir keine Information darüber. Gegebenenfalls ist es auch nicht unsere Gemarkung. Ich würde Sie jetzt mal ans Forstamt verweisen. Eventuell können die Ihnen weiterhelfen.“ Christine Johner, Kulturamtsleiterin bei der Stadt Meersburg, antwortete auf Nachfrage von der dortigen Pressestelle: „Sehr interessantes Objekt. Wir müssen allerdings selbst recherchieren. Bitte geben Sie uns etwas Zeit.“

Erlaubnisse liegen vor

Aufklärung gab es schließlich von Matthias Engler, Spitalverwalter und Betriebsleiter des Dr.-Zimmermann-Stifts Meersburg. „Das betreffende Objekt eines ‚verspiegelten Aufbaus‘ befindet sich im markgräflichen Wald des Markgrafen von Baden. Es handelt sich nach den mir zugegangenen Informationen um ein Kunstobjekt, das im Zusammenhang mit einer Ausstellung im Raum Meersburg steht. Es scheinen dafür auch die erforderlichen Erlaubnisse oder Freigaben vorzuliegen“, erläuterte Engler, der für den Stadt- und Spitalwald verantwortlich ist.

Er empfahl, sich an die Verwaltung der markgräflichen Forstbetriebe zu wenden und/oder beim Landratsamt im Bereich Naturschutz nachzufragen.

Hier ist das Spiegelbild von Künstler Nathan Egel zu sehen. Es handelt sich um ein Selbstporträt. Erkennbar sind auch Dellen, die das ...
Hier ist das Spiegelbild von Künstler Nathan Egel zu sehen. Es handelt sich um ein Selbstporträt. Erkennbar sind auch Dellen, die das Gesehene verzerren. Sie gehören mit zum Kunstwerk. | Bild: Nathan Egel

Robert Schwarz, Pressesprecher im Landratsamt, konnte nach etwas Recherche tatsächlich Weiteres mitteilen: Die Spiegelbox ist Teil einer Ausstellung unter anderem im Schloss Meersburg. „Es geht, grob gesagt, um die Verzerrung von Natürlichkeit.“ Die Aufstellung wurde seinen Angaben zufolge mit dem zuständigen Revierförster abgestimmt. „Es wurden dabei auch Fragen wie die Waldbrandgefahr durch die Spiegel berücksichtigt“, berichtete Schwarz. „Vielleicht noch interessant: Die Oberfläche ist poliertes Aluminiumblech, kein Glas.“

Nathan Egel ist der Künstler

Das Schloss Meersburg gehört zu den Monumenten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG). Schlossverwalterin Birgit Rückert lieferte den finalen Baustein zur Auflösung des Rätsels. Die Installation im Wald stammt von Nathan Egel. „Nathan Egel wird ab 4. Oktober auch Werke im Neuen Schloss Meersburg ausstellen. Ein weiterer Teil der Ausstellung wird im Wald realisiert“, schrieb sie. Mit diesen Exponaten haben die SSG jedoch nichts zu tun. Auf der Internetseite von Nathan Egel erfährt man: Die Duoausstellung im Raum Bodensee trägt den Titel „Ein Waldes Echo“ und wird bis 1. Mai 2026 gezeigt.

Die Schau ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt zwischen Malerei, Installation, Klangkunst und ortsbezogener Rauminszenierung. Dieses ...
Die Schau ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt zwischen Malerei, Installation, Klangkunst und ortsbezogener Rauminszenierung. Dieses Bild zeigt Künstler Nathan Egel bei der Arbeit. | Bild: Gabriel Goller

Es handelt sich um ein „interdisziplinäres Kunstprojekt des sich jüngst gründenden ‚Studios NE // Nathan Egel‘ zwischen Malerei, Installation, Klangkunst und ortsbezogener Rauminszenierung“. Neben dem Neuen Schloss in Meersburg wurde der markgräfliche Wald zwischen der Klosterkirche Birnau und dem Schloss Salem als Ausstellungsraum ausgewählt. Genauer: das Gebiet um den Nellenfurtweiher. Bei einem Besuch im Wald traf die Autorin dieses Textes auf den Künstler. Er war mit einem Helfer gerade mit der Montage beschäftigt. Drei Teile soll die Installation am Ende haben, wie Egel auf Nachfrage mitteilte.

Künstler Nathan Egel ist der Macher der Schau an zwei Orten.
Künstler Nathan Egel ist der Macher der Schau an zwei Orten. | Bild: Nathan Egel

Das Objekt ist also ein Kunstwerk, ein Teil von „Ein Waldes Echo“. Egel möchte mit dieser Ausstellung dazu animieren, neue Perspektiven einzunehmen: „die Kopie der Kopie der Kopie des Ursprungs zu betrachten, durch die Reflexion in die Reflexion zu gelangen“, heißt es im Pressetext zur Schau. „Die beiden Ausstellungsstandorte verweisen aufeinander: Das eine Bild hallt im anderen nach.“