„Gasthaus Bückle!“, meldet sich Karin Römer am Telefon immer noch. 34 Jahre lang hat sie das getan – wenn Gäste anriefen, die einen Tisch wollten, Reisende, die ein Zimmer brauchten, oder Lieferanten, die Ware abzugeben hatten. Seit einer Woche aber ist die Ansage überholt. Denn das „Bückle“ in Rhina hat seit 1. September für immer geschlossen. Damit besitzt der Laufenburger Stadtteil keine Gaststätte mehr.

Einst hatte Rhina drei Gaststätten – heute keine mehr

Lange konnten die Rhinemer zwischen drei Lokalen wählen: Da war das längst abgerissene „Bischoff“ in der Nähe des Rathauses, dann der zusammen mit dem Kraftwerk entstandene „Salmen“, in dem sich heute eine Wohngruppe befindet, und als ältestes der einst drei Gasthäuser die „Krone“ an der 1813/15 angelegten steilen Straße nach Laufenburg. Wegen der Lage bürgerte sich für die wahrscheinlich seit mindestens 1773 bestehende Gaststätte die Bezeichnung „Bückle“ ein.

Hans Thoma malte 1870 den „Rhein bei Laufenburg“. Das Bild (Ausschnitt) zeigt den Blick damals von unmittelbar unterhalb des Gasthauses ...
Hans Thoma malte 1870 den „Rhein bei Laufenburg“. Das Bild (Ausschnitt) zeigt den Blick damals von unmittelbar unterhalb des Gasthauses „Bückle“. | Bild: Hans Thoma

Der Maler Hans Thoma ist hier sehr wahrscheinlich eingekehrt. Sein 1870 entstandenes Gemälde „Der Rhein bei Laufenburg“ entstand unterhalb des „Bückle“, von dessen Terrasse man noch heute den sprichwörtlichen Hans-Thoma-Blick auf Rhein und Altstadt hat. 1945 nahm Nazi-Bürgermeister Berthold Bohnert im „Bückle“ ein Viertele, um sich Mut anzutrinken für die kampflose Übergabe der Stadt an die Franzosen. Und in den 1960er Jahren machte Willy Brandt auf einer Wahlkampfreise hier Halt, um einen alten Genossen, „Bückle“-Wirt Gallmann zu besuchen.

Karin und Dietmar Römer machten das „Bückle“ zu einem beliebten Treffpunkt

Diese Zeiten waren lang vorbei, als 1991 Karin Römer und ihr Mann Dietmar die damals schon seit rund 20 Jahren leerstehende Gaststätte übernahmen, die sie zuerst pachteten und 1994 dann kauften. Nach umfangreichen Umbauarbeiten wurde das „Bückle“ – wie die „Krone“ nun auch offiziell hieß – zu einem beliebten Treffpunkt. Von 1996 bis 2014 organisierten die Römers regelmäßig eine Country-Nacht, zu der sie Gruppen und Interpreten aus dem In- und Ausland einluden.

Seit dem 18. Jahrhundert diente das Gebäude am „Bückle“ zwischen Rhina und Laufenburg als Gasthaus. Künftig wird es dort keinen ...
Seit dem 18. Jahrhundert diente das Gebäude am „Bückle“ zwischen Rhina und Laufenburg als Gasthaus. Künftig wird es dort keinen Gastronomiebetrieb mehr geben. | Bild: Vonberg, Markus

Das Ehepaar teilte sich die Arbeit. Karin Römer, die schon in Bad Säckinger Restaurant „Eggberg“, im Laufenburger Restaurant „Rheinbrücke“ und im Albbrucker „Malibu“ berufliche Erfahrung gesammelt hatte, stand in der Küche. Ihr Mann Dietmar Römer, ein ehemaliger Berufskraftfahrer, bediente die Gäste in der Wirtsstube und an der Theke.

Legendär waren die 1000-Gramm-Schnitzel

Das Gasthaus war berühmt für seine Schnitzel. Als „Laufenburger Knuspermenü“ beispielsweise kamen sie mit Käse überbacken, Pfeffersoße und Pommes Frites auf den Tisch. Legendär waren die 1000-Gramm-Schnitzel. Karin Römer erinnert sich noch gut an sechs Schweizer Stammgäste, die stets jeder eines davon zu bestellen pflegten.

Heinz Flückiger and his Easy Skiffle Group 2008 im „Bückle“. 1996 bis 2014 traten hier bei der Country-Night Musikgruppen auf.
Heinz Flückiger and his Easy Skiffle Group 2008 im „Bückle“. 1996 bis 2014 traten hier bei der Country-Night Musikgruppen auf. | Bild: Charlotte Fröse

2020 dann kam ein doppelter tiefer Einschnitt: Im April verstarb im Alter von nur 68 Jahren Wirt Dietmar Römer. Im Monat davor hatte die Bundesregierung wegen der Corona-Pandemie weitgehende Kontaktbeschränkungen beschlossen, die besonders hart auch die Gastronomie trafen. Danach war im „Bückle“ nichts mehr wir zuvor. Karin Römer musste den Betrieb jetzt allein mit Hilfe ihrer Angestellten und Freundin Barbara Lehmann stemmen. Gleichzeitig blieben auch nach dem ende der Pandemie viele Gäste weg.

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Vielleicht baut Karin Römer die Gaststätte in eine Wohnung um

„Es war jetzt höchste Zeit aufzuhören“, sagt die mittlerweile 67-jährige Karin Römer. Sie baut jetzt zunächst eine Ferienwohnung im Gebäude um, die sie vermieten will. Was aus der Gaststätte und der Küche werden soll, ist noch nicht entschieden. Vielleicht will sie sich hier eine Wohnung einrichten, um im Alter zum Wohnen vom oberen Stockwerk ins untere zu ziehen. Gaststättenbetrieb aber wird es hier nicht mehr geben.