Herr Riedmann, die 1,5 Millionen Euro Mehrkosten für das Rathaus hatten den Gemeinderat kalt erwischt. Wie wird die Verwaltung das Thema nun abarbeiten?
Wir werden zu Beginn des neuen Jahres die Prüfung des kompletten Projektes durch die Gemeindeprüfungsanstalt beauftragen, die ohnehin alle paar Jahre die Bauausgaben einer Gemeinde prüft und wir haben speziell dieses Projekt für eine Prüfung angemeldet. Die GPA prüft relativ detailliert, das heißt, auch Massenmehrungen und Nachträge werden auf Plausibilität geprüft. Da kann es dann durchaus sein, dass an der einen oder anderen Stelle die Frage gestellt wird, ob ein Nachtrag oder eine Massenmehrung in diesem Umfang berechtigt war. Dabei könnte es dann tatsächlich auch nochmal zu veränderten Rechnungsstellungen kommen.

Allerdings muss auch deutlich gemacht werden, dass es einen ganz erheblichen Kostenanteil gibt, der nicht kommuniziert wurde, in dem es jedoch nicht um die Frage der Berechtigung geht, und das sind die Nebenkosten. Dort wurden die Verträge nicht auf der Basis der Kostenberechnung, die Grundlage für die Verträge sind, von der prozentualen Darstellung auf die tatsächlichen Beträge errechnet. Da hätten wir dem Gemeinderat vor eineinhalb Jahren die korrekte Summe benennen können und müssen. Es hat dort also keine Kostenmehrung gegeben, sondern die vertraglich vereinbarten Kosten sind erst viel zu spät dargestellt worden.
An diesen Kosten lässt sich auch nichts mehr ändern?
Nein, die sind einfach vertraglich fixiert, genauso wie die Mehrkosten, die entstanden sind durch Preisgleitklauseln. Aber die waren dem Gemeinderat bekannt, weil es in der Vergabe bereits klar war, dass dem Vertrag eine Preisgleitklausel zugrunde liegen wird. Das ist aber auch der Bereich, der mir am wenigsten Bauchschmerzen bereitet.

Welche Konsequenzen zieht man im Rathaus aus diesem unglücklichen Vorgang?
Einen Teil der Konsequenzen haben wir ja schon bekannt gegeben. Wir werden turnusmäßig und standardmäßig den Gemeinderat über Veränderungen an unseren Bauprojekten informieren, auch in Fällen, wenn der Gemeinderat nicht abstimmen muss, einfach damit er auf dem Laufenden bleibt, was sich auf welcher Baustelle verändert. Neben der Prüfung der Zahlen bin ich aber auch gespannt auf die Prüfung der Abläufe. Denn die GPA legt auch den Finger in die Wunde, wenn sie erkennt, dass es organisatorische Mängel im Haus gibt.


Die Sanierung selbst ist gelungen. Das sanierte Rathaus kann sich sehen lassen. Wir sitzen nun in Ihrem neuen Büro. Was hat sich für Sie am wesentlichsten verändert?
Ich habe das schönste Büro, das ich mir zum Arbeiten vorstellen kann. Dieses Echo habe ich am Tag der offenen Tür vielfach bekommen, dass die Leute mich gefragt haben, ob ich überhaupt noch heim gehe oder ob ich einen Teil meines Gehaltes abtreten muss für diese schöne Aussicht. Grundsätzlich haben wir durchaus unterschiedliche Qualitäten auf den einzelnen Geschossen, aber das Schöne ist, dass alle Büros, auch die, die weiter unten sind, eine unglaublich gute Aufenthaltsqualität für die Mitarbeitenden haben. Also, es sind alle unglaublich gerne hierher zurückgekehrt.

Dann war es also ein Glücksfall, dass der Bürgerentscheid so ausgefallen ist, wie er ausgefallen ist und dass das Rathaus heute nicht im Bischofschloss residiert?
So würde ich es nicht formulieren. Es könnte sich am Ende glücklich wenden, wenn es uns in absehbarer Frist gelingt, das Schloss mit einem guten Partner lebendig zu machen, zu revitalisieren. Wenn das Schloss tatsächlich ein unbelebter Klotz in der Stadtentwicklung bleibt, dann kann ich diesen Glücksfall nicht erkennen. Aber für die Stadtverwaltung ist das Rathaus wieder eine wunderbare Heimat geworden.

Beim Bischofschloss tut sich die Stadt unglaublich schwer, einen Investor zu finden, um es wieder mit Leben zu füllen. Ist es realistisch, dass sich da 2024 etwas tun wird oder muss man einfach auch weiterhin große Geduld aufbringen?
Diese Frage stellen Sie mir ja jedes Jahr und auch noch viermal unterjährig, und ich verweise immer darauf, dass wir da einen langen Atem brauchen. Es kann sein, es tut sich im ersten halben Jahr 2024 etwas, es kann sein, wir kommen erst 2025 oder 2026 oder sogar noch später zu einem Ergebnis. Die Situation für Investoren ist momentan unglaublich schwer. Wir haben hohe Zinsen, hohe Baukosten und das Schloss ist ein Denkmal, also pflegerisch ein unglaublich komplexes Projekt, wo ohnehin der Markt der potenziellen Partner ein sehr schmaler ist. In normalen Zeiten wäre es schon schwierig gewesen, in den aktuellen Zeiten müssen wir uns das Glück des Tüchtigen irgendwann einmal erarbeitet haben, damit da der richtige Partner zur richtigen Zeit bei uns am Tisch sitzt.