Wäre nicht der Fußball in die Hecke gerollt. Hätte es im Juli nicht so viel geregnet. Hätte der Papa nicht im Homeoffice gesessen. Aber vor allem: Wäre nicht Elias Willibald so ein aufgeweckter Junge – der Brand in einem Carport in Daisendorf am Montagmorgen hätte zu einer Katastrophe geführt. Der gute Riecher und die schnelle, besonnene Reaktion des Achtjährigen haben einen Großbrand verhindert.
Ihm fällt ein verdächtiger Geruch auf
Die Geschichte beginnt am Montag gegen 9.30 Uhr im elterlichen Garten. Was Elias dort macht? Fußballspielen natürlich, die Leidenschaft des Nachwuchskickers, der im Verein für die E-Jugend des FC Uhldingen aufläuft – noch. In einigen Jahren will er in München für den FC Bayern auf der großen Fußballbühne im Rampenlicht stehen.
Aus der an der Straße gelegenen Hecke will Elias seinen Fußball klauben. Und nimmt einen verdächtigen Geruch wahr. „Es roch nach Feuer“, sagt er.
Die Bewohner ahnen nichts
Ein Blick über die Hecke offenbart ihm, was er da riecht. Aus dem Carport des schräg gegenüber liegenden Holzhauses, keine 50 Meter entfernt, kommen Rauchschwaden. Die Bewohner ahnen nichts, sie sind bei der Arbeit.
Elias läuft sogleich ins Haus und ruft seinen Vater Sebastian, der an diesem Montag daheim arbeitet. Noch ein Glücksfall: Löschwasser steht schon bereit. An der fast fertigen Einfahrt ihres neuen Heims verrichten Willibalds letzte Bauarbeiten, sodass dort einige Eimer stehen. Und in denen hat sich während des regnerischen Julis ordentlich Wasser gesammelt.
Von seinem Sohn alarmiert, ruft Sebastian Willibald die Feuerwehr, greift sich dann den erstbesten Wassereimer und rennt zum Brandort. Einige Stunden später im Gespräch mit dem SÜDKURIER hebt der 1,90-Meter-Mann die Hand auf Bauchhöhe und sagt: „So hoch schlugen die Flammen schon.“
Am Carport stößt Nachbar Heiko Krenmayer dazu, ein Mann vom Fach, gelernter Rettungssanitäter und einst Feuerwehrmann in Kreuzlingen. Er stellt sicher, dass die beiden Männer dem giftigen Rauch möglichst fernbleiben und doch nahe genug herankommen, um Wasser auf die Flammen zu schütten.

Zu dritt besiegen sie die Flammen
Sohn, Vater und Nachbar bekämpfen die Flammen zu dritt. Elias stellt sicher, dass den beiden Männern nicht das Löschwasser ausgeht. Er schnappt sich den Gartenschlauch und füllt die leeren Wassereimer, die sein Vater und Krenmayer von gegenüber bringen.
Zu dritt besiegen sie die Flammen, gerade rechtzeitig. Die verkohlte Holzwand des Carports zeigt, was beinahe passiert wäre. Von dort hätten die Flammen leicht aufs Wohnhaus nebenan übergreifen können, auch das aus Holz gebaut.
„Wären wir zehn Minuten später gekommen“, deutet Sebastian Willibald an und mag gar nicht aussprechen, vor welchem Inferno die drei Retter gestanden hätten, hätte nicht Elias so gut reagiert. Krenmayer formuliert es in aller Deutlichkeit: „Fünf Minuten später, und das Haus wäre in Vollbrand gestanden, mit einem riesigen Schaden.“ Dagegen hätten die drei mit ihren Wassereimern nichts ausrichten können.
„Stolz auf solch aufmerksame Menschen in unserer Gemeinde“
So wie es kommt, muss die bald angerückte Daisendorfer Feuerwehr nur noch ein wenig nachlöschen, damit ganz sicher jedes Glutnest erkaltet. Feuerwehrmann Andreas Peukert beglückwünscht den aufmerksamen Elias. Peukert, schmunzelnd: „Ich bin mir sicher, dass wir hier ein neues und motiviertes Mitglied für unsere Jugendfeuerwehr gewonnen haben.“

Dem allgemeinen Lob schließt sich Bürgermeisterin Jacqueline Alberti an: „Mit Hilfe von Elias konnte ein Übergreifen des Feuers auf das gesamte Carport und das Wohngebäude verhindert werden. Wir können stolz auf solch aufmerksame junge Menschen in unserer Gemeinde sein.“
Brandursache ist unklar
Am Abend zuvor haben die Nachbarn gegrillt. Möglicherweise könnte das Feuer am Morgen eine Folge davon gewesen sein. Eine genaue Ursache ist aber unklar.

Elias hat jetzt noch einige Ferienwochen vor sich, bevor er im September erstmals als Drittklässler in die Schule geht. Wenn dann die Kinder einander die aufregendsten Feriengeschichten erzählen, die aufregendste wird Elias erzählen können, erlebt in Daisendorf im heimischen Garten.