Drei Wochen ist es mittlerweile her, dass ein Starkregenereignis in Radolfzell und auf der Höri für Schäden gesorgt hat – und die Folgen sind in den Straßen teilweise noch immer sichtbar. Mehrmals wurde Sperrmüll im Rahmen einer kostenlosen Abholung bereits eingesammelt, laut der Stadtverwaltung kamen rund 500 Tonnen Müll zusammen. Auch, weil wohl etliche Bürger die Hilfe ausnutzten und einfach ihren zu entsorgenden Hausrat an die Straße stellten, ohne wirklich von dem Starkregenereignis betroffen gewesen zu sein. So hatte man sich die spontan und unbürokratisch eingeleitete Aktion bei der Stadt nicht gedacht.
Oberbürgermeister Simon Gröger zeigt sich deshalb enttäuscht: „Es war mir sehr wichtig, für die betroffenen Haushalte eine schnelle und unbürokratische Hilfe nach dem Starkregenereignis anzubieten. Leider mussten wir jedoch feststellen, dass das Angebot teilweise zweckentfremdet wurde. Es ist ärgerlich, weil es mit den wirklich betroffenen Personen, denen der Keller vollgelaufen ist und die einen Teil ihres Hab und Guts verloren haben, nicht solidarisch ist“, erklärt er auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Welche Folgen hat das Hilfsangebot nun, das zwar Betroffenen schnell unter die Arme griff, aber doch aus dem Ruder lief? Verzichtet die Stadt künftig auf eine solche Aktion? Und welche Auswirkungen haben die hohen Kosten für die Stadt – und eventuell auch für die Bürger?
Wird auch künftig noch geholfen?
Simon Gröger hält die Maßnahme trotz Zweckentfremdung für sinnvoll und wiederholungsfähig. „Für mich ist trotzdem klar, dass die Stadt auch zukünftig in solchen schwierigen Situationen Hilfe und Unterstützung für Betroffene anbieten wird“, erklärt er. Aber: „Wie diese Hilfe zukünftig gezielter ankommen kann, werden wir innerhalb der Stadtverwaltung zeitnah evaluieren.“

Das scheint angesichts des finanziellen Aufwands auch notwendig zu sein. Die Entsorgungskosten belaufen sich auf „einen niedrigen sechsstelligen Betrag“, wie es aus der Pressestelle der Stadt Radolfzell heißt.
Dieser werde zunächst vom städtischen Haushalt getragen. Allerdings könnten die Kosten auch unmittelbare Folgen für die Bürgerinnen und Bürger haben: „Ob und inwieweit die Kosten bei der Nachkalkulation der Abfallgebühr 2025 einfließen und somit zukünftige Müllgebühren beeinflussen, wird seitens der Stadtverwaltung noch geprüft. Auf die Abfallgebühren 2026 werden die Kosten jedoch keinerlei Auswirkungen haben“, erklärt die Pressestelle der Stadtverwaltung weiter.
Wer jetzt noch gegen die Regeln verstößt, dem droht ein Bußgeld
Doch damit sind die aktuellen Probleme mit den letzten Resten Müll in den Straßen noch nicht geklärt. Die ordnungsgemäß gemeldeten Stellen werden laut Pressestelle weiter abgefahren. Was darüber hinaus nicht mitgenommen wird, ist eine Mischung aus verschiedenen Dingen, die in der Sonderabfuhr nicht vorgesehen waren. Dazu gehört zum Beispiel Problemmüll, der über die Problemstoffsammlung des Landkreises Konstanz entsorgt werden muss. Ebenso muss Sperrmüll, welcher vom Starkregen nicht verursacht wurde, über die gewohnten Wege entsorgt werden.
Die bereits abgefahrenen Straßen werden weiterhin dokumentiert. Abfall, der nicht vom Starkregen verursacht wurde oder unrechtmäßig nach dem Abfahren erneut auf die Straße gestellt wird, wird als ‚wilder Müll‘ beziehungsweise ‚illegale Müllablagerung‘ behandelt. Dabei handelt es sich um einen Verstoß, den Verursachern droht somit ein Bußgeld.
Laut Bußgeldkatalog Umwelt des Landes Baden-Württemberg können bei illegal entsorgtem Sperrmüll von einer Menge über einem Kubikmeter oder über 200 Kilogramm 800 bis 2500 Euro anfallen. Wer „Einzelstücke kleineren Umfangs“ illegal entsorgt, dem drohen 100 bis 500 Euro. Bei Bauschutt können es je nach Menge sogar bis zu 10.000 Euro sein.
Wo lässt sich Sperrmüll abgeben?
Wer seinen Sperrmüll in Radolfzell legal entsorgen will, der kann diesen dreimal im Jahr bei der Abfuhr abgeben. Außerdem kann Sperrmüll bei der Umladestation Singen-Rickelshausen an der L220 bei Böhringen abgegeben werden.