Eigentlich sei es eher eine spontane Idee gewesen, sagt Alexander Maul über seine Bewerbung um das Bürgermeisteramt in Bermatingen. Er sei mit Freunden unterwegs gewesen und die hätten ihm geraten, sich aufstellen zu lassen. „Das ist natürlich eine große Verantwortung“, so Maul. Aber je länger der 34-Jährige darüber nachdenkt, desto mehr reift der Entschluss, es einfach zu versuchen. „Wer nichts riskiert, der trinkt auch nie Champagner“, sagt Maul im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Alexander Maul sieht seine Chancen ganz realistisch
Dass er keinerlei politische oder verwaltungswissenschaftliche Erfahrung hat, weiß Maul, der als Schichtleiter im Bereich Fräsen bei der Firma Ziegler in Ahausen arbeitet. Er sieht seine Chancen ganz realistisch. „Herr Rupp macht einen guten Job und ich möchte ihn nicht vom Thron stoßen. Aber ich denke, dass etwas Konkurrenz nicht schadet.“ Alexander Maul sieht seine Stärken und sein Wissen im Wirtschaftsbereich.
„Ich bin ein Mensch, der viele Ideen hat, der sich immer fragt, was man besser machen kann“, so Maul. Daher sei er auch in seinem Unternehmen gefördert worden. Und er sei ein Mensch, der auch unangenehme Dinge anspreche. In seinem Job gehe es darum, Prozesse zu optimieren, Ressourcen effektiver und kostengünstiger einzusetzen sowie Mitarbeiter zu führen, zu motivieren und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen.

Bislang eher wenig Interesse an der Kommunalpolitik
Diese Erfahrungen könnten ihm im Amt des Bürgermeisters sehr hilfreich sein, sagt Alexander Maul. Bislang habe er sich für Politik eher weniger interessiert, eine Gemeinderatssitzung hat er noch nie besucht, möchte dies aber in den kommenden Wochen nachholen, wenn sich das mit seiner Arbeit vereinbaren lässt. Alexander Maul arbeitet im Schichtbetrieb. Dass er sich in Sachen BWL oder Verwaltung eher weniger auskennt, sieht er nicht zwingend als Nachteil an. „Man wächst ja auch in eine Rolle hinein. Und ich hätte dann acht Jahre Zeit, um zu lernen und mein Wissen zu erweitern.“
34-Jähriger wächst in Altshausen auf
In Bermatingen sei er eher unbekannt, räumt er ein. „Vielleicht kennt mich ein kleiner Kreis, meine Familie, Freunde, Kollegen“, sagt Alexander Maul. Ehrenamtlich sei er nicht aktiv, in seiner Jugend hat er Fußball gespielt, bis er mit 14 Jahren aufgrund einer Knieverletzung aufhören musste. „Ich habe damals Libero gespielt“, erinnert er sich. Sein Vater habe ihm mit großem Nachdruck beigebracht, welch wichtige Funktion er als letzter Mann auf dem Platz habe. In seiner Schulzeit war er als Klassensprecher, Schulsprecher und Streitschlichter aktiv.
Zu seiner Familie, die rund um Aulendorf lebt, habe er einen guten Kontakt, besonders zu seiner Oma, die er mit seiner Kandidatur an ihrem Geburtstag am 10. Oktober überraschen möchte. „Sie wird sagen – wow – und wäre sehr stolz auf mich“, sagt Maul, der früh in seinem Leben gelernt habe, dass einem nichts geschenkt wird.

Fokus auf das Wohl junger Familien
Familie ist auch eines von drei Themen, die ihm bei seiner Kandidatur sehr wichtig sind. Da er selbst ein junger Familienvater ist, kenne er die Bedürfnisse – das reiche von der Realisierung eines Eigenheims bis zur Betreuung in Kindergarten und Schule. „Junge Familien sollen sich hier wohlfühlen können“, so Maul. Und sich Wohnraum leisten können. Dass dies für junge Familien schwierig sei – auch dieses Problem kennt er aus eigener Erfahrung.
Des Weiteren möchte er die Wirtschaft stärken und für Sicherheit in der Gemeinde sorgen. „Bermatingen ist nicht Friedrichshafen und relativ sicher. Das soll auch so bleiben.“ Bei Nachfragen zur genauen Umsetzung spricht er von Wohnbauförderung, Erschließung neuer Industriezweige und der Gründung einer Bürgerwehr. Bürgerentscheide, Digitalisierung, Infrastruktur, Bauvorhaben, Tourismus sind weitere Schlagwörter, die er ins Gespräch einfließen lässt.
Kein aktiver Wahlkampf
Einen aktiven Wahlkampf wird er nicht führen, dafür fehlen ihm die zeitlichen und finanziellen Mittel. Seine freie Zeit verbringt er mit seiner Lebensgefährtin und dem einjährigen Sohn Lennox. Im Januar 2026 kommt das zweite Kind zur Welt. Seine Lebensgefährtin unterstützt ihn bei seinen Plänen, habe aber klargemacht, dass die Familie nicht zu kurz kommen dürfe, so Maul.
Freunde würden über ihn sagen, dass er ein Helfersyndrom habe. „Ich helfe einfach gern Menschen und kümmere mich.“ Auch wenn er seine Chancen gegen Amtsinhaber Martin Rupp als sehr gering einschätzt – „das ist wie beim Boxen. Amateur gegen Profi“ –, so nimmt er seine Kandidatur durchaus ernst: „Die einen mögen mich belächeln, aber ich möchte meine Erfahrungen sammeln und mir einen Namen machen.“ Nur indem man Sachen ausprobiere, könne man sich weiterentwickeln, sagt er.