Er möchte ein „Rathaus der offenen Türen“ und er möchte auf die Bürger zugehen, ihre Wünsche erfahren und sie in die Entwicklung der Gemeinde eng einbinden: Patrick Jonischkeit will Bürgermeister von Bermatingen werden. Am 12. Oktober tritt er gegen Amtsinhaber Martin Rupp und den dritten Kandidaten Alexander Maul an.

Bürgermeisterkandidat Patrick Jonischkeit spricht über seine Motivation Video: Grupp, Helmar

Entspannt sitzt der 42-Jährige zuhause am Esszimmertisch. Nebenan im Wohnzimmer melden sich die drei Schäferhunde zu Wort, die den unbekannten Gast zuerst noch skeptisch beäugen. „Kaninchen, Hühner, was man halt so hat“, antwortet Jonischkeit lachend auf die Frage, ob die Familie noch mehr Haustiere besitze. Außerdem bewirtschaftet er noch ein dreiviertel Hektar Apfelbäume auf seinem weitläufigen Grundstück, wie sich später herausstellt, als es zum Foto am mit Obstkisten vollbeladenen Hänger vorbeigeht. Landwirt ist Jonischkeit jedoch nicht.

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Gemeinsam mit seiner Frau Kerstin hat er einen eigenen kleinen Betrieb für Pulverbeschichtungen in Meersburg. Er führt die Geschäfte, seine Frau managt das Sekretariat, einen weiteren festangestellten Mitarbeiter haben sie noch. Die Firma hätten sie 2017 von seinem damaligen Arbeitgeber übernommen. Er selbst sei Kaufmann im Einzelhandel, habe aber auch Maler und Lackierer gelernt. „Eigentlich habe ich schon viele verschiedene Berufe gehabt“, sagt er.

„Bin ein ehrlicher und direkter Mensch“

Nun will er sich also umorientieren und etwas ganz anderes machen. Spontan? Eigentlich nicht, sagt er. „Gegrübelt“, ob er sich bewerben solle, habe er schon seit mehreren Monaten, seine Bewerbung aber dann doch erst recht spät abgegeben. „Ich bin ein sehr ehrlicher und direkter Mensch und sage gerne klar meine Meinung“, antwortet Jonischkeit auf die Frage nach seiner Motivation. Vielleicht hätten ihn deshalb auch mehrere Personen in seinem Bekanntenkreis darauf angesprochen, dass sie sich ihn als Bürgermeister vorstellen könnten. Das habe ihm auch noch einen Ruck gegeben.

Das Rathaus (links, Archivbild) stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist ein geschütztes Kulturdenkmal. Bermatingen hat rund 4200 ...
Das Rathaus (links, Archivbild) stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist ein geschütztes Kulturdenkmal. Bermatingen hat rund 4200 Einwohner und mit Ahausen auch einen Teilort. | Bild: Keutner, Christiane

Seine Prioritäten: Straßen, Infrastruktur, Vereine

„Wenn man mit offenen Augen durch den Ort geht, sieht man schon einige Dinge, die angegangen werden müssten“, sagt Jonischkeit. Dafür bräuchte es einen, der anpackt, und solch eine Person sei er. Er zählt die schlechten Straßenzustände, die Infrastruktur allgemein, mehr Möglichkeiten für Vereine auf. So müssten etwa Jugendliche im Turnverein im Winter in Ahausen trainieren, weil in Bermatingen zu diesen Zeiten die Sporthalle belegt sei. Das dürfe nicht sein, meint er. Oder der große Parkplatz an den Sportanlagen: Dort könnte man einen Wohnmobilstellplatz anlegen, verkehrsgünstig am Ortsrand. „Das würde zum Beispiel den Tourismus fördern.“

Bürgermeisterkandidat Patrick Jonischkeit spricht über seine Ziele Video: Grupp, Helmar

Anpacken können ist jedoch nur eine Eigenschaft, die ein Bürgermeister mitbringen sollte. In Sachen Verwaltung würde er sich dann weiterbilden, Seminare belegen, Kurse besuchen, sagt Jonischkeit. Und mit dem Gemeinderat würde er eng zusammenarbeiten wollen. Auch das immense Arbeitspensum mit vielen Abend- und Wochenendterminen schrecke ihn nicht. „Ich bin selbstständig und habe eine 60-Stunden-Woche“, sagt er. „Außerdem können solche Termine ja auch Spaß machen, zumal ich mich ja sehr gerne mit anderen Menschen austausche.“

Die Gemeinde ist bekannt für ihren Weinbau (Archivbild). Rund 15 Hektar Weinanbaufläche befinden sich auf Bermatinger Gemarkung.
Die Gemeinde ist bekannt für ihren Weinbau (Archivbild). Rund 15 Hektar Weinanbaufläche befinden sich auf Bermatinger Gemarkung. | Bild: Christiane Keutner

Politik? „Nicht so sehr mein Thema“

Politisch engagiert sei er bislang nicht gewesen. Vor Wahlen informiere er sich aus den Parteiprogrammen. „Aber eigentlich ist Politik nicht so sehr mein Thema“, sagt er. Deshalb sei es für ihn auch nie die Frage gewesen, ob er sich einer Partei anschließe. Die eine Partei habe das, was ihn anspreche, die andere jenes. Festlegen könne und wolle er sich da nicht. Aber das mache ihn ja auch wieder unabhängig, sagt er. Einen aktiven Wahlkampf werde er nicht führen, sagt er. Zu viel Aufwand und Kosten. Aber er werde auf die Bürger zugehen und jeder, der wolle, könne sich auch bei ihm melden oder ihn auch auf der Straße ansprechen.

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Campen und Autos sind seine Hobbys

Unabhängig ist er auch gerne in seiner Freizeit: Campen mit dem eigenen Wohnwagen oder im VW Bus sei eine große Leidenschaft. Im Sommer gehe es immer nach Italien. „Aber wir haben auch schon Offroad-Touren durch den Balkan gemacht“, sagt er und zeigt auf einen knallgrünen Dodge-Pickup mit Wohnkabine auf dem Hof.

Seine Autos sind sein größtes Hobby: Patrick Jonischkeit repariert und restauriert sie auch selbst. Links ein Golf 1-Cabrio, das er ...
Seine Autos sind sein größtes Hobby: Patrick Jonischkeit repariert und restauriert sie auch selbst. Links ein Golf 1-Cabrio, das er schon seit 20 Jahren besitzt, rechts der Dodge-Pickup, mit dem es auf Offroad-Touren geht. | Bild: Grupp, Helmar

Der wiederum gehört zu seiner anderen Leidenschaft: dem Schrauben an seinen Autos. VW Käfer, Golf 1 Cabrio und ein paar VW-Busse zählt Jonischkeit auf. Und hinten, am Ende des Grundstücks, steht ein riesiger Magirus-Deutz aus den Siebzigern. Der habe Allrad, erzählt er. Dem roten Lkw würde er gerne noch eine selbst ausgebaute Kabine draufsetzen, dann könnte es damit auch in die Wüste gehen. Doch erst einmal möchte er Bürgermeister werden, die Leitung seines Betriebes würde er dann an seine Frau übertragen.