Mesner Michael Jehle ist immer noch bestürzt nach dem Vorfall. „Ich habe es entdeckt, als ich meine morgendliche Runde begann“, schildert er. Doch was er an diesem Freitagmorgen fand, war alles andere als alltäglich: Das Portal der Wallfahrtskirche stand offen und der Balkenriegel, der die Türflügel von hinten blockieren sollte, war durchbrochen.

Die Türflügel offen und der Balkenriegel durchbrochen. Nicht ganz so weit offen, aber so ähnlich fand Mesner Michael Jehle das ...
Die Türflügel offen und der Balkenriegel durchbrochen. Nicht ganz so weit offen, aber so ähnlich fand Mesner Michael Jehle das Hauptportal zur Wallfahrtskirche Birnau nach dem Einbruch vor. Nach Untersuchung des Tatorts ist die Basilika wieder für Besucher freigegeben. | Bild: Rasmus Peters

Fünf Opferstöcke, verschlossene Kästen, in die Gläubige und Besucher Spenden einwerfen können, waren aufgebrochen worden. Die Schlösser wurden mit einem Winkelschleifer bearbeitet, schildert der Mesner. Außerdem versuchten die Einbrecher, die Tür zur Rückseite des Klosterladens aufzubrechen. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden auf mindestens 50.000 Euro.

Verantwortliche wollen Konsequenzen ziehen

Weil es so schwer zugerichtet wurde, muss ein Kellerportal erneuert werden. Nicht nur hebelten die Einbrecher die Abdeckleiste ab, sie brachen die gesamte Falzseite auf, also dort, wo der eine Türflügel mit dem anderen ins Schloss fällt. „Das Kellerportal wurde erst kürzlich für 27.000 Euro hergestellt und eingesetzt“, sagt Jehle. Sie ist wie alle Türen eine Schreinerarbeit. Nun kommt sie zurück in die Handwerker-Werkstatt.

Die Einbrecher richteten das Kellerportal der Klosterkirche übel zu. Die erst kürzlich eingesetzte Tür muss daher wieder erneuert werden.
Die Einbrecher richteten das Kellerportal der Klosterkirche übel zu. Die erst kürzlich eingesetzte Tür muss daher wieder erneuert werden. | Bild: Rasmus Peters

Das Haupttor wurde bereits gerichtet, so dass es wieder geöffnet und geschlossen werden kann. „Wir mussten schnell zum Alltag zurückkehren“, sagt Michael Jehle.

Auch am Hauptportal finden sich Spuren, wo die Einbrecher ihr Werkzeug angesetzt haben.
Auch am Hauptportal finden sich Spuren, wo die Einbrecher ihr Werkzeug angesetzt haben. | Bild: Rasmus Peters

Der Morgengottesdienst wurde kurzerhand im Nebengebäude abgehalten. Nachdem die Polizei den Tatort gegen 9.30 Uhr am Freitag wieder freigegeben hatte, öffneten die Verantwortlichen die Basilika wieder für Besucher. Außerdem wurde ein neuer, dickerer Balkenriegel besorgt. „Wir ziehen auf jeden Fall Konsequenzen daraus, nur welche sind derzeit noch nicht klar.“

Geborgenheit wurde durchbrochen

Mit dem Einbruch selbst gehen die Zisterzienser offen um. Die aufgebrochenen Opferstöcke Bitte noch stehen mit einem ausgedruckten Vermerk in der Basilika, dass es einen Einbruch gab. Wer spenden wolle, müsse dies aufgrund der defekten Opferstöcke an anderer Stelle tun. Zurück bleibt deutlich mehr als Einbruchsspuren: „Es hat enorme Auswirkungen auf uns, weil wir uns sicher wähnten“, sagt der Mesner.

Mit seiner beeindruckenden Gestaltung aus der Barockzeit zieht die Basilika Birnau jährlich viele tausend Besucher an. Außerdem ist sie ...
Mit seiner beeindruckenden Gestaltung aus der Barockzeit zieht die Basilika Birnau jährlich viele tausend Besucher an. Außerdem ist sie Wallfahrtskirche. | Bild: Rasmus Peters

Es gebe zwar sowohl Alarmanlage als auch Video-Überwachung, doch die nehme nur bei Licht auf. „Besonders für die zwei Mönche, die hier leben, ist es herb.“ Ihre Geborgenheit sei durchbrochen worden. Auch die Bevölkerung zeige sich laut Jehle bestürzt über die Tat. „Wo kommen wir hin, wenn man schon die Kirche beklaut?“, fragt der Mesner.

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Vermutlich kein Zusammenhang mit Einbruch in Meersburger Kirche

Ende August brachen unbekannte Täter in Meersburg die Kirche Mariä Heimsuchung ein, und stahlen dort ebenfalls das Geld aus den Opferstöcken. Bislang gibt es allerdings keine Indizien auf einen Zusammenhang der beiden Taten, sagt Simon Göppert, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg. Auch in die Basilika Birnau wurde 2014 eingebrochen. Damals wurde ebenfalls ein Opferstock angegangen. Der Täter flüchtete allerdings, nachdem ein Pater ihn dabei ansprach, berichtete die Polizei damals.