Es ist noch keine fünf Jahre her, da sah es so aus, als müsste die Stadt Stockach bis 2025 noch einen zusätzlichen Kindergarten bauen, um den Bedürfnissen der jungen Familien in der Stadt gerecht werden zu können. Zwischenzeitlich konnte der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz sogar zeitweise nicht mehr erfüllt werden. Inzwischen hat sich die Lage jedoch wieder drastisch geändert.

Für das neue Kindergartenjahr sieht die Versorgung gut aus, was die Kindergartenplätze in Stockach angeht. Die Stadt könne die Betreuungsansprüche weitestgehend erfüllen, macht Hauptamtsleiter Hubert Walk im Gespräch mit dem SÜDKURIER deutlich. Aktuell laufen zudem schon die Vorbereitungen für die Erstellung eines neuen Kindergartenbedarfsplans.

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Bedarf wird voraussichtlich nach unten korrigiert

Die bisherige Version stammt noch aus dem Jahr 2021 und wurde in der Zwischenzeit mehrfach entsprechend den aktuellen Entwicklungen fortgeschrieben. Nachdem man zwischenzeitlich von einem Bedarf von rund 900 Betreuungsplätzen in Stockach ausgegangen war, rechnet Walk inzwischen damit, dass diese Zahl eher wieder nach unten korrigiert werden muss. „Wir wollen noch das kommende Frühjahr abwarten, um belastbare Geburtenzahlen für 2025 zu haben, bevor wir eine endgültige Aussage treffen können“, sagt Hubert Walk.

Doch schon der Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre zeigt, dass die Geburtenzahlen eher wieder rückläufig sind. In den Jahren 2019 bis 2021 lagen die jährlichen Geburtenzahlen für Stockach noch zwischen 170 und 184, doch seit 2022 sind diese kontinuierlich rückläufig. Wie aus den Daten, die Hubert Walk vorlegt, hervorgeht, lagen die Geburtenzahlen für Stockach 2022 nur noch bei 163, sanken 2023 auf 153 und lagen 2024 nur noch bei 121.

Der Zwischenstand des Jahres 2025 lässt eine ähnliche Größenordnung vermuten. Anfang September zählte die Stadtverwaltung 64 neugeborene Einwohnerinnen und Einwohner.

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Stockach spiegelt bundesweiten Trend

Damit zeigt sich auch in Stockach der bundesweite Trend, dass die Geburtenrate zurückgeht. Nach einem Tiefpunkt bei 1,24 Kindern pro Frau in der Mitte der 1990er-Jahre stieg die Geburtenrate laut Daten des Statistischen Bundesamtes bis 2016 kontinuierlich an. Damals lag sie bei 1,59. Im vergangenen Jahr lag die Geburtenrate bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit nur noch bei 1,35.

Doch was bedeutet das für die Kinderbetreuung in der Stadt? „Schon jetzt ist die Nachfrage nach einer fünften Gruppe in der Kinderkrippe nicht mehr gegeben“, sagt Hubert Walk. Die Gruppe musste vor einiger Zeit, eigentlich aufgrund von Fachkräftemangel, geschlossen werden. Eine Wiedereröffnung sei mangels Nachfrage derzeit nicht geplant.

Während in den vergangenen Jahren die Kapazitäten bei der Kinderbetreuung kontinuierlich ausgebaut worden waren, und es aktuell inklusive der Spielgruppe des Kinderschutzbunds knapp 870 Betreuungsplätze in der Stadt und den Ortsteilen gebe, sehe es momentan nicht danach aus, dass die Kapazitäten weiter ausgebaut werden müssten, macht Walk deutlich.

Keine Gruppenschließungen geplant

Schließungen von Gruppen seien allerdings auch nicht geplant. „Wir schauen uns die Bevölkerungsprognosen zwar an, aber Stockach ist noch in einer Größenordnung, in der wir uns im Wesentlichen an den tatsächlichen Geburtenzahlen orientieren können“, sagt Walk. Das habe sich in der Vergangenheit bewährt. Denn bereits 2010 hätten die Bevölkerungsprognosen einen Rückgang vorhergesagt, der in der Realität nicht eingetreten ist. Dazu habe indes auch die Aufnahme von Flüchtlingen beigetragen. Damals konnte die Stadt zeitweise den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht mehr erfüllen, heißt es im aktuellen Kindergartenbedarfsplan.

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Aktuell könne die Stadt den Rechtsanspruch generell erfüllen – wenn auch nicht immer in der Wunsch-Kita der Eltern. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Kindergartenjahres könne „eine Warteliste in geringem Umfang entstehen“, sagt Walk. Wenn der Kinderrückgang anhält, werde es voraussichtlich in drei bis vier Jahren keine Warteliste mehr geben.

Elternbeiträge sollen wieder angepasst werden

Was allerdings bald wieder ansteigen könnte, sind die Elternbeiträge. Denn 2023 wurden die Anpassungen für drei Jahre festgelegt. „Im Vorfeld gibt es immer eine entsprechende Empfehlung der Verbände. Wir hoffen, dass wir diese frühzeitig bekommen, um sie in die Planungen einbeziehen zu können“, sagt Walk. Wie genau sich die Elternbeiträge verändern werden, lasse sich bisher nicht sagen, betont er.

Angesichts der Vorgabe, dass die Elternbeiträge die Kosten für die Kinderbetreuung zu 20 Prozent decken sollten und die Kostendeckung in Stockach derzeit deutlich unter 15 Prozent liege, müssen Eltern wohl mit einer Erhöhung rechnen.

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„Wir führen vorab Gespräche mit den Trägern, der Gesamtelternbeitrag wird über die vorgeschlagene Anpassung informiert und dazu angehört“, erklärt Walk. Die endgültige Entscheidung liege am Ende beim Gemeinderat.

Fachkräftemangel noch deutlich spürbar

Schwierigkeiten bei der Neubesetzung von Stellen bereitet immer noch das Thema Fachkräftemangel. Noch immer sei es schwierig, frei gewordene Stellen gut nachzubesetzen. „Das ist fast ein täglicher Kampf“, sagt Walk. Allein in den vergangenen beiden Jahren seien insgesamt rund 100 Vorstellungsgespräche für die Besetzung von Stellen im Bereich der Kindergärten geführt worden. Aktuell sei die Lage, was die Stellenbesetzung in Stockach angeht, jedoch entspannt.