Mit der Änderung der Busfahrpläne im April durch eine Entscheidung im Kreistag des Bodenseekreises sind für die Gemeinde Salem deutliche Nachteile in der Nahverbindung eingetroffen. Und das, obwohl mit dem Antrag der CDU eigentlich Verbesserungen in Kraft treten sollten. Bürgermeister Manfred Härle sah jüngst im Gemeinderat jedoch nur die positiven Aspekte – mehr Busse seien häufiger unterwegs. „Im Bodenseekreis wird viel getan, was den Ausbau des ÖPNV betrifft“, betonte er. Aus seiner Sicht seien für Salem „keine Nachteile“ eingetreten.

Verschlechterung 1: Haltestelle „Salem Gemeinde Mitte“ entfällt
Keine Nachteile? Diesen Standpunkt konnte Rätin Ulrike Lenski (GoL) nicht nachvollziehen. Die Idee, mehr Fahrten anzubieten, sei zwar gut, aber einige Aspekte seien nicht beachtet worden. „Zum Beispiel wird Salem Mitte nicht mehr vom Erlebnisbus angefahren“, erklärt sie. Ein Blick in den aktuellen Fahrplan bestätigt ihre Aussage.
Lenski könne Härles Aussage auch deswegen nicht verstehen, weil es sich bei dem Antrag im Kreistag um einen Antrag der CDU handelte – und Härle für diese Partei im Kreistag sitzt. „Ganz am Anfang waren die Linien in dem Antrag ja schon aufgeführt. Wie kommt ein solcher Antrag denn zustande?“, fragt Lenski. Eine Nachfrage beim Salemer Bürgermeister zu dem Thema blieb unbeantwortet, er sei bis 8. Mai im Urlaub, heißt es aus dem Rathaus. Härles Vertreterin sei ebenfalls im Urlaub.
Verschlechterung 2: Busse sind länger unterwegs
Auch ohne Rückmeldung vom Bürgermeister lassen sich die weiteren Verschlechterungen im Nahverkehr für Salem aufzählen. Wer etwa bei Google Maps eine ÖPNV-Verbindung von Uhldingen-Mühlhofen zum Affenberg sucht, scheitert. Eine Route mit dem Bus wird nicht gefunden, stattdessen schlägt Google vor, 41 Minuten zu laufen.

Roland Hilgartner, Direktor des Affenbergs, weiß: Mit der früheren Route des Erlebnisbusses sind Gäste unkomplizierter und schneller zum Affenberg gekommen. Immerhin braucht man mit dem Auto nur etwa fünf Minuten für die Strecke. „Die bisher bereits unattraktive ÖPNV-Verbindung wird mit der Fahrplanumstellung nun noch unattraktiver und undurchsichtiger“, sagt Hilgartner. Als Beispiel nennt er auch die Verbindung von Meersburg zum Affenberg. Etwa 30 Minuten dauert die Strecke für Gäste mit dem Bus. „Es ist ein Witz. Mit dem Auto oder Fahrrad ist man schneller.“

Verschlechterung 3: Nicht mehr ohne Umstieg zum Bodensee
Nicht nur die Verbindung zum Affenberg hat sich mit den neuen Fahrplänen verschlechtert. Touristen aus Salem kommen jetzt auch nicht mehr ohne Umstieg direkt zum Bodensee, geschweige denn zu den Pfahlbauten. Denn der Halt am Uhldinger Hafen entfällt auf der Strecke des Erlebnisbusses 1, wie ein Blick in den Fahrplan bestätigt.
Gunter Schöbel, Leiter des Freilichtmuseums in Unteruhldingen, erklärt das Problem: „Es bringt nichts, wenn man vom Affenberg aus erst in Oberuhldingen am Marktplatz zu den Pfahlbauten umsteigen muss oder eine Dreiviertelstunde von Meersburg her braucht, weil dort zuerst zehn Haltestellen innerorts abgeklappert werden müssen.“

Ursprünglich seien die Erlebnisbusse als Verbindungslinien zwischen den Ereignisorten konzipiert worden. Nun seien sie laut Schöbel „zu Ortsbussen mutiert“ und erfüllen ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr – nämlich schnell von einem touristischen Ziel zum anderen zu kommen. „Man sollte Ortsbusse und Touristenbusse nicht kombinieren wollen“, sagt der Direktor der Pfahlbauten deutlich.
Verschlechterung 4: Taktung am Bahnhof stimmt nicht überein
Auch die Taktungen der ankommenden Züge am Bahnhof Salem und der Busse an derselben Haltestelle stimmen nicht mehr überein, wie Birgit Rückert, Leiterin des Schlosses in Salem, bestätigt. „Durch den geänderten Fahrplan sind längere Wartezeiten am Bahnhof entstanden“, erklärt sie.
Bisher konnten Gäste direkt vom Zug in den Erlebnisbus umsteigen, um zum Schloss und zum Affenberg zu fahren. Jetzt zeigt der Navigator der Deutschen Bahn gar keine Route vom Bahnhof zum Affenberg an. Für den Bus nach Oberuhldingen müssen die Gäste eine halbe Stunde warten, wenn sie mit dem Zug in Salem ankommen. Weiter hebt Rückert – wie Schöbel auch – die fehlende direkte Verbindung von Salem zum Bodensee hervor. Die Schlossdirektorin betont: „Aus unserer Sicht ist der geänderte Fahrplan eine eindeutige Verschlechterung, kompliziert und den Gästen nicht vermittelbar.“
Roland Hilgartner vom Affenberg, Gunter Schöbel von den Pfahlbauten und Birgit Rückert vom Schloss Salem sind sich einig: Mit all den aufgeführten Punkten bringt ihnen das Projekt „Erlebnisbus“ nichts mehr. Deswegen haben sie ihren Ausstieg aus dem Programm bereits angekündigt.