Ursula Freudig

Willi Jockers war ein Tiengener Urgestein. Die meisten alteingesessenen Tiengener dürften den im Jahr 2009 verstorbenen Architekten gekannt haben. Viele bauliche Spuren hat Willi Jockers in seinem Heimatort Tiengen und in der Umgebung hinterlassen. Er war auch Planer und Bauleiter des Aussichtsturms auf dem Vitibuck, dessen Sanierung im Auftrag der Stadt fast abgeschlossen ist.

"Ich freue mich sehr über die Sanierung des Vitibuck-Turms und dass er dadurch mal wieder im Gespräch ist", sagt Gertrud Marie Jockers.
"Ich freue mich sehr über die Sanierung des Vitibuck-Turms und dass er dadurch mal wieder im Gespräch ist", sagt Gertrud Marie Jockers. | Bild: Ursula Freudig

Der Öffentlichkeit übergeben wurde der Turm 1979 im Rahmen eines Festakts. Von einem strahlenden Fest-Sonntag im September spricht Gertrud Marie Jockers. Mehr als 50 Jahre war sie an der Seite von Willi Jockers, einem nach ihrer Aussage, sehr modernen und fortschrittlichen Architekten.

Struktur gibt Leichtigkeit

Mit dem Vitibuck-Turm hat Architekt Willi Jockers einen Holzturm entworfen, der die Querschnittsform eines sich verjüngenden gleichseitigen Dreiecks hat. „Diese Form sollte dem Turm einiges von der Schwere nehmen und ihn in die Umgebung einfügen“, erklärt Gertrud Marie Jockers.

Willi Jockers (1927 bis 2009) ist der Architekt des Vitibuck-Aussichtsturms.
Willi Jockers (1927 bis 2009) ist der Architekt des Vitibuck-Aussichtsturms. | Bild: Privat/Jockers

Etliche andere Architekturbüros haben 1978 dem Gemeinderat – damals war Franz-Joseph Dresen Oberbürgermeister – Entwürfe für einen Aussichtsturm unterbreitet. Gertrud Marie Jockers freut sich, dass ihr Mann damals den Zuschlag bekam und sie heute von ihrem Wohnzimmerfenster aus die hinter Bäumen hervor schauende Spitze des Turms sehen kann.

Damals: Der Vitibuck-Aussichtsturm kurz nach seiner Eröffnung 1979.
Damals: Der Vitibuck-Aussichtsturm kurz nach seiner Eröffnung 1979. | Bild: Photo Conrads

Der heutige Aussichtsturm ist allerdings nicht der erste Turm auf dem Vitibuck in Tiengen. Zwischen 1936 und 1975 stand dort bereits ein Vorgängerturm, ebenfalls aus Holz. Durch einen Brand – die Ursache ist bis heute ungeklärt – wurde er in Schutt und Asche gelegt. Er war etwas kleiner als der heutige Turm, der 37 Meter in den Himmel ragt. Nach seiner Sanierung sieht er durch schützende Holz- und Kupferblechverkleidungen etwas anders aus als vorher.

Heute: Weitgehend abgeschlossene Sanierungsarbeiten machen den Aussichtsturm fit für die Zukunft.
Heute: Weitgehend abgeschlossene Sanierungsarbeiten machen den Aussichtsturm fit für die Zukunft. | Bild: Ursula Freudig

Die Arbeiten in luftiger Höhe ohne Baugerüst waren für die Handwerker eine spannende Herausforderung, die sie nach Aussage von Armin Müller vom Stadtplanungsamt bestens gemeistert haben und dies auch noch im vorgesehenen Zeitfenster. Hiesige Handwerker waren auch beim Neubau des Turms 1979 im Einsatz.

Sanierung: Unter anderem wurden die Frontseiten der Hauptträger mit Holz- und Kupferblech verkleidet.
Sanierung: Unter anderem wurden die Frontseiten der Hauptträger mit Holz- und Kupferblech verkleidet. | Bild: Ursula Freudig

Nach Aussage von Gertrud Marie Jockers hatte ihr Ehemann ein besonderes Verhältnis zu den Handwerkern „seiner Bauten“: „Er war ihr Freund und stand immer auf ihrer Seite.“ Dass die Stadt in die Zukunft des Aussichtsturms investiert hat, begrüßt sie: „Ich freue mich sehr über seine Sanierung und dass er dadurch mal wieder im Gespräch ist.“

Der Vitibuck-Aussichtsturm

  • Der Architekt: Entworfen hat den Aussichtsturm Willi Jockers (1927 bis 2009), Sohn des Architekten Michael Jockers, dessen Tiengener Architekturbüro er im Jahr 1968 übernahm.
  • Die Handwerker: Neubau 1979: Zimmerei Oswald und Blechnerei Peter Gamp. Sanierung 2018: Zimmerei Denz aus Oberalpfen und Blechnerei/ Sanitärtechnik Schneider + Sohn aus Waldshut.
  • Die Haupt-Sanierungsarbeiten: Die drei Hauptstützen wurden zum Schutz mit Holz verkleidet. Gegen das Eindringen von Nässe an kritischen Stellen – wie den Außenfronten der Hauptstützen – wurden zusätzlich Kupferbleche angebracht. Der Holzboden der Plattform wurde außerdem vollständig erneuert.
  • Der Eigentümer: Der Aussichtsturm auf dem Vitibuck samt Waldgelände ringsum gehört der Stadt Waldshut-Tiengen. Der städtische Mitarbeiter Armin Müller (Stadtplanungsamt) ist für den Turm und den angrenzenden Spiel- und Rastplatz zuständig.
  • Die Geschichte des Vitibucks: Einst lebten auf dem Tiengener Hausberg Mönche. Der Name Vitibuck geht auf einen Mönch namens Fidel zurück. Vor seiner Aufforstung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde an seinen Hängen Wein angebaut und Kalkstein abgebaut. Seit etwa 1930 sind Feste auf dem Vitibuck belegt. Die Chorgemeinschaft Tiengen, vormals Männergesangverein Tiengen 1852, hat heute noch ihr Vereinsheim auf dem Vitibuck.

Quelle: Stadtarchiv, städtisches Bauamt und das Buch „Tiengen, Bilder einer alten Stadt“ (1958) von Heinz Voellner.