Ein Engener Jahrhundert-Projekt soll seinen Abschluss finden. Die Sanierung der Altstadt, die Mitte der 70-er Jahre begann, kostete damals gut 90 Millionen Mark. Einen Großteil hat der frühere Bürgermeister Manfred Sailer mit seinem berühmten "schäbigen Täschle" – wie er das Utensil selbst nannte – bei seinen Besuchen in Stuttgart vom Land als Zuschuss locker gemacht. Spätestens in den nächsten zehn bis zwölf Jahren soll die Sanierung das glanzvolle Ende finden. Im Mittelpunkt steht dabei das frühere Kornhaus. Bereits vor etlichen Jahren stand ein Umbau des Kornhauses zu einem multifunktionalen Gebäude im Gemeinderat zur Entscheidung. Bei einer Kampf-Abstimmung musste sich die CDU hauchdünn dem Votum der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) beugen. Das gesparte Geld floss in den Bau des Gymnasiums, dessen Zuschlag Engen überraschend bekommen hatte.
Ausgehend von den Ergebnissen einer Bürgerwerkstatt erarbeitete die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Immobilien Kommunalentwicklung ein Konzept, um konkrete Maßnahmen für Sanierungen in der Altstadt und in der Breitestraße mit Schwerpunkt Bahnhof-Areal auszuloten und Landes-Zuschüsse dafür zu beantragen. "Von den förderfähigen Sanierungsprojekten steuert das Land 60 Prozent bei, 40 Prozent muss die Stadt Engen übernehmen", berichtete Thomas Geissler von der LBBW. Es seien etliche Missstände bei Bausubstanzen festzustellen, sowohl bei öffentlichen als auch privaten Gebäuden. Geissler nannte vor allem das Kornhaus, den Schützenturm, das Amtsdienerhäuschen und das Krenkinger Schlössle. Als eine zentrale Maßnahme bewertete Geisslers Kollege Karl-Christian Fock einen Umbau des Kornhauses zu einem multifunktionalen Gebäude, in dem beispielsweise die Stadtbücherei, ein Senioren-Treff, ein Café und Räume für Vereine eingerichtet werden könnten.
Auch das Krenkinger Schlössle, wo die Polizei ihr Domizil hat, wurde mit einbezogen. Ein Erwerb der Immobilie durch die Stadt sollte zumindest ins Kalkül gezogen werden. "Es muss erst ermittelt werden, welche Pläne das Land als Eigentümer mit dem Schlössle hat", so Bürgermeister Johannes Moser. Etwa sechs Millionen Euro sollen nach Grobberechnungen die Sanierungsprojekte Altstadt und Breitstraße/Bahnhof für die Stadt kosten. "Wir dürfen aber die Projekte der Prioritätenliste nicht außer acht lassen", betonte UWV-Stadtrat Armin Höfler. "Erfreulich finde ich es, dass die Meinung der Teilnehmer der Bürgerwerkstatt mit der des Rates identisch ist", so CDU-Sprecher Jürgen Waldschütz. "Die Idee, das Krenkinger Schlössle zu erwerben, ist für uns neu, aber interessant", sagte UWV-Sprecher Gerhard Steiner.
Preisgekrönte Sanierung
Die historische Altstadt von Engen gilt als eines der besterhaltenen mittelalterlichen Stadtensembles Süddeutschlands. Die liebevolle Sanierung brachte auch frischen Wind in die alten Gassen. Seit 1977 steht die gesamte Engener Altstadt unter Denkmalschutz. Mit einem finanziellen Aufwand von 90 Millionen Mark wurde die Engener Altstadt seit Mitte der 1970er Jahre vollständig saniert. Sie ist aus mehreren Wettbewerben als Sieger hervorgegangen.