Er liebt die Nähe, wie zu seinen Fans und heute zu den Hilzinger Bürgern. Holger Mayer lässt es regelmäßig bei der Hilzinger Kirchweih mit seiner Stimmungsband „Die Lausbuba“ krachen. Im Oktober wollte er in einer völlig anderen Rolle im Festzelt auf der Kirchweih auftreten. Das fällt nun aber aus. Die Großveranstaltung muss Corona weichen. Dabei hätte der 30-jährige Holger Mayer die mehrtägige Kirchweih allzu gerne zur eigenen Premiere als neuer Hilzinger Bürgermeister eröffnet. Den Einsatz in seiner Band hat er ad acta gelegt. Das ließe sich mit dem Amt nicht mehr vereinbaren. Ein geplantes privates Gastspiel als Lausbua bei der Feier zum 30. Geburtstag seines Kumpels, Fußballprofi Oliver Sorg, musste ebenfalls abgesagt werden.

Sie waren bei der Kirchweih Stimmungskanonen: Holger Mayer (links) und Tobias Klein mit der Band „Die Lausbuba“.
Sie waren bei der Kirchweih Stimmungskanonen: Holger Mayer (links) und Tobias Klein mit der Band „Die Lausbuba“. | Bild: Von Holdt, Marion

Nach seinem grandiosen Sieg bei der Bürgermeisterwahl am 2. Februar gegen sechs Konkurrenten musste Mayer sein Amt mit viel Abstand zu wenigen Personen sozusagen als Geisterstart am 1. April antreten. „Mein Beginn als Bürgermeister in Hilzingen war besonders. Die Corona-Krise hat mich in den ersten Wochen stark gefordert – es blieb keine Zeit, sich einzuarbeiten und einzuleben“, blickt Mayer zurück.

Bürger muntern auf

„Schnell musste ich Entscheidungen treffen und Lösungen finden. Ich war anfangs mehr Krisenmanager als Bürgermeister“, erklärt er. „In der Zeit, in der die Einschränkungen kamen, habe ich die Bürger der Gemeinde Hilzingen als sehr verständnisvoll empfunden. Ich war begeistert, wie viele sich bei mir gemeldet haben, um mir Mut und Kraft für die herausfordernde Zeit zu geben. Von selbst gebastelten Karten, aufmunternden Briefen über heiteren Telefonaten war alles dabei – das hat sehr viel Mut gemacht in dieser schwierigen Zeit.“ Nichtsdestotrotz fehlen mir die persönlichen Kontakte“, bedauert er. „Vereinssitzungen, Festlichkeiten, Geburtstagsbesuche und Antrittsbesuche waren nicht möglich. Das macht es viel schwerer, den direkten Kontakt zu den Menschen vor Ort aufrechtzuerhalten. Deshalb habe ich mich früh dafür entschieden, telefonische und digitale Bürgersprechstunden auszuprobieren.“

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Er sei stolz auf die Ratsarbeit in den ersten Wochen“, betont Mayer. „Wir haben zusammen bereits viel geschafft und sind gut vorangekommen. Sei es im Bereich der Ortskernsanierung oder beim Kindergarten Steppbachwiesle. Am vergangenen Dienstag haben wir in Bestzeit 19 Tagesordnungspunkte abgearbeitet und viele wichtige Beschlüsse getroffen. Wenn wir so entschlossen und zielorientiert weiter arbeiten, werden wir unsere Projektliste zügig erledigen“, sagt Mayer, der zusammen mit Lebenspartnerin Judith Fetzer in Engen-Biesendorf wohnt, bald aber gemeinsam samt Pferden und Katzen nach Hilzingen umziehen will.

Viele Ideen und Impulse

„Ich sehe mich aber auch am Beginn eines Prozesses. Mir ist wichtig, dass wir uns die nächsten Jahre weiterentwickeln. Ich habe viele Ideen und Impulse, beispielsweise im Bereich der Digitalisierung, die ich vorantreiben werde“, blickt Mayer nach vorne. „Persönlich kann ich bereits sagen, dass ich meinen Traumberuf gefunden habe. Es macht unglaublich viel Spaß. Ich fühle mich richtig wohl – ich bin angekommen in Hilzingen. Das sieht man auch daran, dass ich im Vergleich zum Wahlkampf bereits einige Kilos wieder zugenommen habe.“

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Als Bürgermeister wäre die Kirchweih in Hilzingen seine erste große Veranstaltung gewesen. „Zu diesem Traditionsfest habe ich seit Jahren eine enge Bindung – ich durfte regelmäßig mit meiner Musikkapelle für Stimmung im Festzelt sorgen. Die familiäre und gesellige Atmosphäre hat es mir immer angetan“, betont Mayer.

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„Ich bin glücklich, dass ich nun als Bürgermeister Verantwortung für diese Gemeinde und die Menschen übernehmen darf. Ich habe hier wirklich eine lebens- und liebenswerte Gemeinde und bin beeindruckt, wie aktiv das Vereinsleben in Hilzingen ist.“ Das zeige sich vor allem auch an Kirchweih und passe perfekt zu seinem Leitmotto „Gemeinsam – Hilzingen – Gestalten“. 2021 soll die Kirchweih umso mehr gefeiert werden.

Absage wird bedauert

Die Verantwortlichen für das Bilderlegen in der Pfarrei St. Peter und Paul haben sich darauf verständigt, unter den aktuellen Umständen an der Kirchweih auf die publikumswirksame Aktion zu verzichten. Dazu erklärt Pfarrer Thorsten Gompper: „Die langjährige Tradition wird mit viel Wehmut und Bedauern unterbrochen. Da jedoch Kirchweih mit den Erntedank-Altären immer auch Ausdruck des Dankes gegenüber Gott und seiner Schöpfung sind, haben wir zumindest vereinbart, dass wir vor dem Hauptaltar ein Bild aus Früchten legen, das von wenigen Menschen gestaltet werden kann.“ Symbolisch werde auch ein filigranes Bild Verwendung finden, das nach dem Kirchweihfest 2019 konserviert worden sei.

Michael Jäckle, Vorsitzender des Musikvereins Hilzingen. „Die Kirchweih ist ein Stück Kultur im Hegau.“
Michael Jäckle, Vorsitzender des Musikvereins Hilzingen. „Die Kirchweih ist ein Stück Kultur im Hegau.“ | Bild: SK

„Wir bedauern die Absage der Kirchweih„, sagt Michael Jäckle, Vorsitzender des Musikvereins Hilzingen. Die große Zahl an Helfern und die Aktiven des Musikvereins seien immer begeisterte Gastgeber im Kirchweihzelt. „Allerdings ist uns bewusst, dass auch wir in dieser besonderen Situation uns und unsere Gäste nicht in Gefahr bringen können. Wir hoffen, 2021 unser Kirchweihfest feiern zu können. Die großen Herbstfeste gehören zu unserer Kultur im Hegau“, erklärt Jäckle.