Am Bahnhof ist es so betriebsam wie immer, ein Fahrgast hält die Glastür zum Bahnhofsgebäude auf und 20 Personen gehen hintereinander durch. Es ist schwierig, hier Abstände einzuhalten, viele Passagiere haben deshalb den Mundschutz wieder aufgesetzt. Eng und verwinkelt sind Gebäude und Bahnhofsunterführung, die Konstanzer kennen es nicht anders.

Bauarbeiten haben begonnen

In den kommenden Monaten soll sich allerdings zumindest beim bequemen Einstieg in die Züge etwas ändern. Seit 17. August, lässt die Deutsche Bahn den Bahnsteig 1 umbauen: Überflüssig gewordene Ausstattung wird vom Bahnsteig entfernt, danach wird der Bahnsteig aufgerissen, bis er ebenerdig ist. Schließlich wird der Bahnsteig wieder mit Material aufgefüllt und auf 55 Zentimeter erhöht, wie es in einer Presseinformation der Deutschen Bahn heißt. Damit können Fahrgäste künftig in den Zug einsteigen, ohne eine Stufe überwinden zu müssen.

Dursun Yildiz hat die Sicherungsaufsicht über die Arbeiten am Bahnsteig 1 inne. Das ist auch nötig, weil immer wieder Fahrgäste ...
Dursun Yildiz hat die Sicherungsaufsicht über die Arbeiten am Bahnsteig 1 inne. Das ist auch nötig, weil immer wieder Fahrgäste versuchen, den abgesperrten Bereich zu betreten. | Bild: Wagner, Claudia

Lange Wartezeit bis zum Umbau

Es hat lange gedauert, bis die Pläne zum barrierefreien Umbau umgesetzt wurden. Noch vor zwei Jahren war in öffentlichen Ankündigungen der Bahn von Kosten in Höhe von etwa fünf Millionen Euro die Rede. Nun schreibt die Bahn, dass die Kosten für den Umbau bei 13 Millonen Euro liegen. Wie konnte es zu einer Steigerung in dieser Höhe kommen?

Ziel war: in einem Bauabschnitt barrierefrei

„Ursprünglich wollten wir den kompletten Umbau des Bahnhofs in einem Bauabschnitt organisieren“, erläutert eine Sprecherin der Bahn. Die Ausschreibungen für die notwendigen Arbeiten hätten dann, im Jahr 2017, nicht den entsprechenden Erfolg gezeigt: Es meldete sich keine Firma, die bereit gewesen wäre, den Einbau von Aufzügen und die Erhöhung der Bahnsteige zu übernehmen.

Baufirmen binden sich ungern langfristig

Das ist im Baugewerbe in jüngster Zeit nicht ganz unüblich. Immer wieder gehen öffentliche Auftraggeber leer aus, weil Baufirmen offenbar Bedenken haben, sich in einem Projekt zu langfristig zu binden.

De Schließfächer werden von dieser Stelle entfernt.und an anderer Stelle neu errichtet.
De Schließfächer werden von dieser Stelle entfernt.und an anderer Stelle neu errichtet. | Bild: Wagner, Claudia

Erster Abschnitt: Einbau der Aufzüge

Also plant die Bahn um. „Wir haben dann beschlossen, das Projekt in zwei Bauabschnitte aufzuteilen“, erläutert die Bahnsprecherin weiter. Den dringendsten Bedarf sah die Bahn bei dem Einbau der Aufzüge gegeben, daher wurde dieser Bauabschnitt an erster Stelle realisiert.

Zweiter Abschnitt: Die Erhöhung der Bahnsteige

In einem zweiten Schritt werden nun die Bahnsteigkanten erhöht, sodass die Fahrgäste ohne eine Schwelle überwinden zu müssen, einsteigen können. „Das hat natürlich die Baukosten erhöht“, sagt die Sprecherin, „die Baustelle muss zwei mal und für zwei Firmen eingerichtet werden. Auch Synergieeffekte sind so nicht möglich“. Ein zweiter Grund sei eine deutliche Steigerung der Baukosten überall in Deutschland in den vergangenen Jahren.

Dennoch: Für die Stadt Konstanz und das Land Baden-Württemberg werde es nicht teurer, betont die Bahnsprecherin. Diese Kosten seien pauschal berechnet und erhöhten sich nicht durch die gestiegenen Preise am Markt. Die Stadt trägt 1,53 Millionen Euro zu dem Projekt bei, das Land 0,57 Millionen Euro.

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Aufzüge werden gut angenommen

Und die Fahrgäste? Die meisten nehmen den gesperrten Bereich allenfalls als störend wahr, weil sie nicht wissen, von welchem Gleis die Schwarzwaldbahn nun abfährt. Die fertig gestellten Aufzüge wiederum werden sehr gut angenommen. Sie sind in Dauerbetrieb. „Mit dem Kinderwagen vorwärts zu kommen, ist ein bisschen schwierig“, sagt Mana Rezk, die mit ihrem Mann und zwei Kindern unterwegs ist, „deshalb sind wir natürlich sehr froh, dass es den Aufzug gibt“.

Bild 3: Am Bahnhof Konstanz beginnt der Umbau zu barrierefreien Bahnsteigen
Bild: Wagner, Claudia

Ein anderer Fahrgast gibt sich weniger gnädig mit der Bahn und im Speziellen dem Bahnhof Konstanz: „Ich reise seit etwa 20 Jahren immer wieder nach Konstanz„, sagt Detlef Kuhlenkamp, in Eile, weil er seinen Zug erwischen will. „Es gab hier so lange keinen Fahrstuhl! Wenn ich hier ankam, hatte ich meistens schon schlechte Laune mit dem schweren Gepäck. Am Bahnhof jedenfalls ist Konstanz eine ungastliche Stadt“.

Ein Jahr Bauzeit

Zumindest sollen der ungastliche Empfang mit Aus- und Einstiegsschwellen und das Treppensteigen Richtung Unterführung nun bald Geschichte sein. Ganz so schnell wie von Fahrgästen erwünscht, wird es dennoch nicht gehen. Der Umbau an Gleis 1 wird nach Auskunft der Bahn etwa ein Jahr dauern.