Karlheinz Fahlbusch

Wenn man der Frage nachgeht, ob in Pfullendorf berühmte Persönlichkeiten beheimatet waren, so stößt man auf eine überschaubare Anzahl. Zudem ist das Attribut „berühmt“ nun auch eine Sache der Definition. In der Linzgaustadt mag man vielleicht an den badischen Revolutionär Konrad Heilig oder den DSDS-Gewinner Daniel Schuhmacher denken. Geht man in der Geschichte etwas zurück, so stößt man auf einige Kleriker, die heutzutage in Vergessenheit geraten sind, zu ihrer Zeit aber durchaus einen Namen hatten. Erst am 21. Dezember 1968 ist Hugo Rahner gestorben.

Hugo Rahner: Jesuit und Theologe

Der Jesuit, Theologe und Historiker kam am 3. Mai 1900 in Pfullendorf zu Welt. Aufgewachsen ist er dann in in Emmendingen. Nur vier Jahre jünger ist sein Bruder Karl Josef Erich, der als einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts gilt. Doch einst war Hugo der bekanntere der beiden Jesuiten. Als Kirchenhistoriker hat er wichtige Weichen für das Zweite Vatikanische Konzil gestellt. Wer in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts an den Namen „Rahner“ dachte, dem fiel zuerst einmal Hugo ein. Der war Ordinarius für Alte Kirchengeschichte an der am 6. Oktober 1945 wieder errichteten Universität Innsbruck und zeitweise deren Rektor. Seine Eltern Luise und Karl Rahner wohnten im Pfleghofgraben 1, wo heute die Musikschule und das Notariat untergebracht sind.

Hugo Rahner war in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der berühmter als sein Bruder Karl. Er wurde in Pfullendorf geboren. ...
Hugo Rahner war in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der berühmter als sein Bruder Karl. Er wurde in Pfullendorf geboren. Bild: SJ-BildBild: /Archiv | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Jakob Feucht: Sohn eines Schmieds

17 Druckschriften und Predigten stammen aus der Feder von Jakob Feucht. Der kam im Jahr 1540 in Pfullendorf in der Vorstadt in der Überlinger Straße 14 zu Welt. In früheren Zeiten trug das Haus nur die Nummer 266 und Jakobs Vater war wohl Schmied. An der Stelle steht heute die Schreinerei Restle. Wann Jakob Feucht genau geboren wurde, ist nicht herauszufinden. Jedenfalls starb er am 24. April 1589 in Bamberg und hatte nach mehreren theologischen Studien eine beachtliche Karriere hinter sich. 1571 wurde er zum Rektor der Universität Ingolstadt ernannt. Im Jahr 1572 machte ihn Papst Gregor XIII. zum Weihbischof von Bamberg. Die Weihe fand in Rom statt, wo er in späteren Jahren auch Berater des Papstes war.

Im Jahr 1907 wohnte an der Stelle, wo früher das Geburtshaus von Jakob Feucht stand, bereits die Familie Restle. 1933 wurde hier Albert ...
Im Jahr 1907 wohnte an der Stelle, wo früher das Geburtshaus von Jakob Feucht stand, bereits die Familie Restle. 1933 wurde hier Albert Restle geboren, der in der Stadt sehr bekannt war. Sein Sohn Ewald ist der Macher des jährlichen Blasmusikfestivals „Musikprob“ im Seepark. Bild: privat | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Ildefons Schober: Dritter Erzabt

Schaut man im Geschlechterbuch von Pfullendorf nach, so findet man unter dem Namen Schober eine Vielzahl von Eintragungen. Darunter auch die von Mathias Schober. Der Webermeister (gestorben 1880) und seine Frau Monika hatten acht Kinder. ­Darunter auch die Söhne Ferdinand (1843 bis 1906, zuletzt Dompfarrer in Freiburg) und Friedrich (1849 bis 1918). Ein theologisches Studium hätten die arme Webersfamilie nicht bezahlen können. Doch es gab Unterstützung aus der Stadt und so ging es zunächst aufs Gymnasium und dann zum Studium. Friedrich trat 1871 in das Benediktiner-Kloster Beuron ein und trug fortan den Ordensnamen Ildefons. 1896 bis 1902 war er Generalsuperior und Former der sich unter seiner tatkräftigen Führung konstituierenden Benediktinerkongregation von Sankt Ottilien. 1908 wurde er zum dritten Erzabt von Beuron gewählt. Körperlich und geistig erschöpft trat er nach einem ­Schlaganfall 1917 von seinem Amt zurück und starb im Februar des folgenden Jahres.

Erzabt Ildefons Schober. Quelle: Archiv St. Ottilien
Erzabt Ildefons Schober. Quelle: Archiv St. Ottilien | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Sebastian Hyller: Abt mit Bausinn

Wo heute gegenüber dem Hechtbrunnen Gyros und Tsatsiki serviert werden, war ursprünglich die Bäckerei von Oschwald Hyller. Dort kam am 5. Februar 1667 dessen Sohn Josef zur Welt. Der trat 1685 in die Benediktinererzabtei Weingarten ein und trug fortan den Ordensnamen Sebastian. Nach dem Studium an der Benediktineruniversität Salzburg wurde er dort Professor der Philosophie. Am 20. Juni 1697 wurde er zum 36. Abt von Weingarten gewählt. Abt Hyller beschäftigte sich viel mit Baumaßnahmen und ist bekannt als Erbauer barocken Abteikirche St. Martin.

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Wendelin Rauch: Nazigegner aus Zell

Im kleinen Zell a. A. kam am 30. August 1885 Wendelin Rauch zur Welt. Im Alter von fünf Jahren erkrankte Wendelin an einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung. Seine stark religiös geprägten Eltern gelobten, ihn Theologie studieren zu lassen, wenn er wieder gesund werde. Nach dem frühen Tod seines Vaters verbrachte Rauch seine Jugend in Illmensee bei seinem Onkel Bürgermeister Thomas Braun, der dann auch dafür sorgte, dass das Versprechen eingelöst wurde. Im Dritten Reich bezog er gegen die Erbgesundheitspolitik, Zwangssterilisation und Euthanasie des Hitler-Regimes Stellung und riskierte nicht zuletzt sein Leben. 1948 trat er die Nachfolge des Erzbischofs Conrad Gröber als Erzbischof von Freiburg im Breisgau an. Wendelin Rauch starb am 28. April 1954.

Beim Bezirkskatholikentag kam Erzbischof Wendelin Rauch nach Pfullendorf und zelebrierte in St. Jakob die Festmesse. Bild: privat
Beim Bezirkskatholikentag kam Erzbischof Wendelin Rauch nach Pfullendorf und zelebrierte in St. Jakob die Festmesse. Bild: privat | Bild: Fahlbusch, Karlheinz