Die Nutzung von elektronischer Post ist längst allgemein üblich. Wer E-Mail benutzt, der braucht keine Briefmarken, sondern nur einen Computer. Und sekundenschnell ist die Post dann beim Empfänger. Wer denkt da noch an das Jahr 1794, als sich ein Fürstlich Fürstenbergischer Rat und Obervogt beim Magistrat in Pfullendorf beschwerte, dass seine Post von Trochtelfingen nach Pfullendorf fünf Wochen gebraucht habe. Denn die ging von Trochtelfingen zunächst nach Jungnau, wo sie von einem Boten aus Meßkirch abgeholt wurde. In Meßkirch blieb die Post dann erstmal liegen, bis sich von dort ein Bote nach Pfullendorf auf den Weg machte. Und das konnte bis zu fünf Wochen dauern. Kein Wunder: Einen regelmäßigen Postdienst gab es in der Region nicht. Erst als das ursprünglich überhaupt nicht adlige Haus Thurn und Taxis das Postwesen revolutionierte, wurde das besser.
Posthalter war der Wirt
Bereits seit 1. Juni 1742 gab es in Pfullendorf eine Posthalterei von Thurn und Taxis und damit eine Niederlassung der kaiserlichen Reichspost, die aber nicht für alle Fürstentümer zuständig war. Posthalter war Johann Georg Strobel – und das in Personalunion als Wirt. Der „Ochsen“ galt lange als vornehmstes Gasthaus der Stadt. 1882 brannte das hochgiebelige Haus ab und wurde durch einen Neubau ersetzt. Der steht noch und verstärkte und bis vor einiger Zeit als „Restaurant zur alten Post“ die örtliche Gastronomie. Mittlerweile steht es leer. Eine Post gab es im alten Gebäude seit 1874 nicht mehr.

Posthalterei wurde 1811 badisch
Nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806 hatte das Großherzogtum Baden und dann das Deutsche Reich das Postwesen übernommen und auch die Posthalterei in Pfullendorf wurde 1811 badisch.

Bis 1885 war das Postamt in der Hauptstraße 45 untergebracht. Und das war ebenfalls eine Wirtschaft und hieß „Hirsch“. 1960 erfolgte ein großzügiger Umbau mit großem Schaufenster und Elektro-Meise zog dort ein. Mittlerweile kann man sich in dem Gebäude mit Kebap versorgen. Es handelt sich übrigens um das Geburtshaus von Martin Schneller dem älteren, der auch Bürgermeister war und am 21. Oktober 1642 auf einer Dienstfahrt bei Friedingen im Hegau ermordet wurde. Ab dem 1. Juli 1885 bis zum 29. September 1934 war die Post im Gebäude Bahnhofstraß 4 untergebracht und zog dann im großen Gebäude Bahnhof Straße 12. Dahinter befand sich die Garage für die „Postkraftwagen“. Diese Busse hießen im Volksmund auch „Postauto“ und verkehrten seit 1924 auf der Linie Pfullendorf – Heiligengberg- Leustetten, seit 1925 als „Eilkraftpost“ von Meersburg über Pfullendorf nach Sigmaringen und dann ab 1932 als „Landkraftpost“ auf noch mehr Linien.
Postfiliale in der Konrad-Heilig-Straße 1
Inzwischen gibt es das „Postamt“ auch nicht mehr. Seit der Umwandlung der Deutschen Bundespost in die Aktiengesellschaften Deutsche Telekom AG, Deutsche Post AG und Deutsche Postbank AG im Jahre 1995 firmierte man als Postfiliale und Postbeamte wurden auch nicht mehr eingestellt. Seit dem 1. Mai 2018 befindet sich die Postfiliale nun in der Konrad-Heilig-Straße 1 neben dem neu gebauten Spitalkreisel. Geblieben sind auch einige wenige gelbe Briefkästen und die gelben Postfahrzeuge mit der Aufschrift DHL.

Die drei Buchstaben DHL stehen übrigens für die Abkürzungen der Nachnamen von Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn, die 1969 in San Francisco ein Logistik-Unternehmen gründeten, das von der Post AG aufgekauft wurde und seit 2002 als DHL International GmbH zum Konzern Deutsche Post DHL Group gehört.
Die Serie
800 Jahre sind eine lange Zeit, in der sich nicht nur das Stadtbild verändert hat. Wie hat sich das Leben der Menschen verändert? Der heutige Industriestandort war in früheren Zeiten von Handwerk und Landwirtschaft geprägt. Wie verlief die Entwicklung? Bildung und Erziehung haben sich ebenso verändert wie das Freizeitverhalten. Gebäude und Einrichtungen sind verschwunden und durch neue ersetzt worden. Welches Verhältnis haben die Pfullendorfer zu ihrer Stadt, deren Zukunft sie heutzutage durch Wahlen mitbestimmen dürfen? Es gibt eine ganze Menge zu beleuchten. Und es gibt viele Anekdoten und Geschichten. Der SÜDKURIER wird dies in der Serie 800 Jahre Pfullendorf tun. Viel Spaß bei der unterhaltsamen Zeitreise durch die Jahrhunderte in der Zeitung und auf www.suedkurier.de/pfullendorf