Der SC Pfullendorf feiert am Samstag, 19. Oktober mit einer Gala sein 100-jähriges Vereinsbestehen. Während die Aktiven ab 1977 zum sportlichen Höhenflug ansetzten, brachte sich die Jugendabteilung erst in den 1980er Jahren in Stellung. Unter Federführung von Manager Hans-Hermann Krane wurden die entscheidenden Weichen gestellt. Bis dahin gelang Jungtalenten wie Eduard Allweyer, Rudi Schellinger, Sigurd Eisele, Klaus und Wolfgang Epple, Franz Endres oder Richard Baumann vor allem der Sprung in die erste Mannschaft, die ab 1977 zum ersten Höhenflug ansetzte.

Uwe Quickenstedt war auf dem Bökelberg das Glück nicht hold

Höhere Weihen strebte 1989 Uwe Quickenstedt an, der als 22-Jähriger zum Bundesligisten Borussia Mönchengladbach wechselte. Dem quirligen offensiven Mittelfeldspieler, der 1987 mit seinem 3:2-Siegtor in letzter Minute dem Sportclub in Geislingen den Verbleib in der Oberliga und eine frenetisch gefeierte Freinacht bescherte, sollte aber auf dem Bökelberg das Glück nicht hold sein. Er kehrte ohne Profieinsatz ein Jahr später zum SCP zurück.

Die SCP-Vorstandsriege der 1970er Jahre: (hinten, von links) Heinz Kummer, Rudi Mürmann, Theo Hayer, Karl Speck, Werner Blessing, Albert ...
Die SCP-Vorstandsriege der 1970er Jahre: (hinten, von links) Heinz Kummer, Rudi Mürmann, Theo Hayer, Karl Speck, Werner Blessing, Albert Möhrle, Günther Sinner, Frank Traub, (Mitte) Hans-Hermann Krane, Manfred Vobiller, Heinz Kühnlenz, Manfred Walk, Eduard Allweyer, Helmut Vollmar, Sigurd Eisele, Franz Endres, Franz Winter, (vorn) Peter Kern, Wendelin Riegger, Josef Frick, Hermann Rößler, Hans Armbruster, Paul Woerz, Josef Pfluger. | Bild: Sigurd Eisele

Achim Hollerieth wurde in St. Pauli zum Publikumsliebling

Mehr Fortune sollte Achim Hollerieth beschieden sein, der vom FC Ostrach gekommen war. Ihn funktionierte der damalige Jugendcoach Eugen Fischer vom Stürmer zum Torsteher um. Der 1,92-Meter-Hühne absolvierte in Pfullendorf 40 Einsätze von 1992 bis 1996, ehe er für drei Jahre beim Zweitligisten KFC Uerdingen anheuerte. Hollerieth witterte seine Chance in der Bundesliga 1999/2000 beim VfB Stuttgart. Ein unglücklicher Patzer jedoch genügte, dass es bei einer Nominierung blieb. Der Torsteher suchte fortan sein Heil wieder in der 2. Bundesliga und sollte nach Stationen beim SV Waldhof Mannheim und SSV Reutlingen schließlich beim FC St. Pauli in Hamburg höchste Anerkennung finden, wo er zum Publikumsliebling avancierte.

A-Junioren schafften 1997/98 den Sprung in die höchste Spielklasse

Verheißungsvolles nahm dann im Oberen Linzgau seinen Anfang, als die A-Junioren 1997/98 einmalig unter Trainer Walter Schneck den Aufstieg in die allerhöchste Spielklasse schafften. Die meisten Jungs erwarben dadurch das Rüstzeug, um auf Regionalliganiveau zu spielen. Drei von ihnen bewerkstelligten den Sprung in den Profibereich.

Alexander Schnetzler war von 2000 bis 2012 als Profi erfolgreich, auch in Dresden.
Alexander Schnetzler war von 2000 bis 2012 als Profi erfolgreich, auch in Dresden. | Bild: Mirjam Schultheiß

Alexander Schnetzler sorgte für das „Wunder an der Elbe“

Alexander Schnetzler war vom SV Rohrdorf bei Meßkirch zur SCP-Jugend gestoßen. Der Rechtsfüßer in Abwehr und Mittelfeld wechselte nach 103 Spielen für den Sportclub im Jahr 2000 zum Zweitligaclub FC Rot-Weiß Erfurt. Sodann ging es zum VfL Osnabrück (2009 bis 2011) und zu Dynamo Dresden (2011/12). Dort sorgte er in der Verlängerung der ersten DFB-Pokalrunde gegen Bayer Leverkusen mit seinem galanten Heber zum 4:3-Sieg in der 117. Minute der Verlängerung für das „Wunder an der Elbe“ – ein Tor für die Ewigkeit.

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Dadurch vermieste er nicht nur dem Nationalspieler Michael Ballack im Bayer-Dress die bejubelte Heimkehr, auch für die Medien der Sportwelt war er ein gefragter Mann. Der Verlagskaufmann kehrte für vier Jahre zum SCP zurück. Die Dienste des heute 40-Jährigen wussten später auch die klassentieferen TSV Aach-Linz und SV Meßkirch zu schätzen.

Thomas Stehle absolvierte bei Alemannia Aachen von 2004 bis 2013 insgesamt 131 Spiele.
Thomas Stehle absolvierte bei Alemannia Aachen von 2004 bis 2013 insgesamt 131 Spiele. | Bild: Archiv

Thomas Stehle war mit 131 Spielen eine Institution in Aachen

Thomas Stehle, der 1996 vom FC RW Salem in die Sportclub-Jugend gefunden hatte, gab bereits als A-Jugendlicher sein Regionalligadebüt bei den Aktiven und absolvierte für den Sportclub bis zu seinem Weggang 83 Spiele, in denen er sieben Tore erzielte. Stehle war wegen seiner kompromisslosen Defensivarbeit gefürchtet und erwarb sich als Profi den Spitznamen „die Axt“. Er schnürte von 2001 bis 2004 beim 1. FC Nürnberg seine Kickstiefel, kam dort allein zu 29 Bundesligaeinsätzen. Zur Institution entwickelte er sich schließlich bei Alemannia Aachen, mit denen er 2006 abermals in die Bundesliga aufstieg und von 2004 bis 2013 auf insgesamt 131 Spiele zurückblicken konnte.

Uwe Möhrle absolvierte 432 Spiele im Profibereich und war zuletzt bis 2016 bei Energie Cottbus.
Uwe Möhrle absolvierte 432 Spiele im Profibereich und war zuletzt bis 2016 bei Energie Cottbus. | Bild: dpa

Uwe Möhrle absolvierte 432 Spiele im Profibereich

Der absolute Durchbruch als Profi sollte aber Abwehrmann Uwe Möhrle gelingen. Über den SV Großschönach kam er zur SCP-Jugend, ab 1999 durfte er für den Sportclub in der Regionalliga seine Verteidigungskünste beweisen. Die imponierten auch seinem Entdecker Armin Veh, dem heutigen Sportdirektor des 1. FC Köln, der ihn als Trainer 2002 zu Hansa Rostock lotste. Weitere Stationen von Uwe Möhrle waren der MSV Duisburg (2005/06), der VfL Wolfsburg (2006), der FC Augsburg (2007 bis 2011) und Energie Cottbus (2012 bis 2016), die beiden letzteren führte er als Leitwolf an. Möhrle brachte es auf insgesamt 432 Spiele und 29 Tore im Profibereich. Er fand in Wolfsburg sein Lebensglück mit Frau und Kindern, arbeitet in der Jugendakademie des VfL Wolfsburg, engagiert sich gegen Rassismus und Diskriminierung. Rapper „MC Smook“ hat ihm sogar einen Song gewidmet: „Wenn Uwe Möhrle die Champions-League gewinnt!“ Ja, aus Sicht der Pfullendorfer Jugendabteilung des Sportclubs dürfte Uwe Möhrle mit seinen sportlichen Erfolgen fürwahr als Champion gelten.