Blumberg – „Mein Kind bei Instagram, Tiktok, Fortnite und BeReal“ war das Thema des Vortrags von Thorsten Rees am Montagabend im Foyer des Schulcampus in Blumberg. Wie wichtig das Verständnis der Eltern gegenüber diesen Plattformen ist, wurde durch den Lehrer aus Konstanz eindrücklich anhand von Videoauszügen dargestellt. Umso mehr zeigte sich Rektor Felix Taubenmann entsetzt, dass zu diesem Thema nur knapp 30 Eltern den Weg in das Foyer gefunden hatten.

Fast vier Stunden Internetkonsum

Thorsten Rees erwähnte, dass 2023 die Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren im Durchschnitt drei Stunden und 44 Minuten täglich im Internet surften. Die Anziehungskraft, die die Kinder dabei erfahren, zeigte er an unterschiedlichen Instagram-Profilen. Anhand des Profils von Natalie Amiri, einer deutsch-iranischen Journalistin, erklärte er den Eltern die Anzahl der Beiträge sowie das System der Follower und ging auf die Inhalte ein. „Den Kindern dient Instagram als Informationsquelle. Sie konsumieren alles über die Personen, denen sie folgen“, so Rees. Deshalb sei es wichtig, dass Eltern zusammen mit ihren Kindern schauen, wem sie folgen und was für Inhalte dieser Account veröffentlicht.

Eltern müssten begreifen, wie toll Instagram und Co. für die Kinder sind. Für Rees ist es die einzige Lösung, in Kommunikation mit dem Kind zu bleiben. Fragen wie „Wem folgst du denn?“ oder „Was hast du denn für Stories angeschaut?“ seien die brennenden Themen für Jugendliche. Das Ziel müsse es sein, dass sich die Kinder selbst regulieren und das Handy auch mal freiwillig auf die Seite legen. Ein Handyverbot ist für Rees der falsche Ansatz. „Wir wissen alle, dass die verbotenen Dinge die interessanten sind.

Instagram hat in Deutschland 31,6 Millionen Nutzer. Allerdings haben viele Jugendliche zwei Profile, ein öffentliches (wo man sie in der ganzen Welt finden kann) und ein privates für Freunde. Eltern sollten sich mit den Kindern zusammensetzen und fragen: Was möchtest du posten? Wer sind denn deine Freunde auf Instagram? Die Definition der Freunde sei im Netz eine andere als im Leben, so der Referent. „Wenn Jugendliche sich heute kennenlernen, fragt man nicht nach der Handynummer, sondern nach dem Insta-Profil“, erläuterte Rees. Anhand von Beispielen beschrieb er auch den Begriff Influencer. Auf den Accounts der Influencer werde deren Leben für ihre Follower öffentlich gemacht, und sie verdienen durch gezielte Werbung viel Geld. Der Fußballstar Ronaldo verdiene über einen Werbevertrag bei Nike pro Post eine Million US-Dollar.

Thorsten Rees hielt die Zuhörer dazu an, mit ihren Kindern die Plattformen zu nutzen und darüber zu reden. „Wenn Sie dem Jugendlichen erst in der siebten Klasse ein Smartphone geben, ist es zu spät, dass man das eigene Kind bei der Nutzung begleiten kann. Das muss früher anfangen“, so Rees. Vielen Eltern sei nicht klar, dass sie die Verantwortung über das Smartphone ihres Kindes haben. Ein praktischer Tipp von ihm war, dass man die Internetnutzung zeitlich reguliert, ebenso die Anzahl und Art der Plattformen. Und dass Eltern mit den Kindern öfters diese Plattformen anschauen.

Kritische Sicht auf Tiktok

„Tiktok ist die Pest unter den Plattformen“, so Rees weiter. Hier gebe es keine Kontrolle der Beiträge, die Privatsphäre werde nicht gewahrt, und die Algorithmen seien sehr aggressiv. „Das heißt, die Kinder sind wie in einem Sog und kommen von einem zum anderen Film, ohne den Ausstieg zu finden.“ Auch sensible Inhalte würden ohne Vorwarnung gezeigt. Hier liege es an den Eltern, die Thematik mit den Kindern zu besprechen. Fazit des Vortrags war, dass ein Verbot von Smartphones für Kinder der falsche Ansatz ist. Nur mit den Eltern könne diese virtuelle Welt, die heute ein Teil des Alltags ist, erkundet und sinnvoll genutzt werden.