Wer lästige und unerwünschte Tierchen als Mitbewohner hat, der ist froh, wenn ein Spezialist zur Problemlösung anrückt. Aber was macht ein Kammerjäger eigentlich genau und wie kommt man zu solch einem doch eher ungewöhnlichen Beruf?

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Bienenstock statt Bauernhof

„Ich habe eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht“, erzählt Lukas Albert. Doch da seine Familie selbst kein Hof besitzt, tingelte er daraufhin „von Industrie zu Industrie. Doch das war nicht das, was ich mir gewünscht habe“, erinnert er sich. „Ich wollte einen Abschluss. Durch Zufall habe ich im Internet ein Jobangebot für einen Schädlingsbekämpfer gesehen.“

Also entschloss der heute 29-Jährige kurzerhand, bei einer Firma in Stuttgart anzuheuern und daraufhin eine Ausbildung im niedersächsischen Lehrte zu beginnen. Heute ist er somit offiziell staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer.

Nach Stationen am Bodensee und in Gottmadingen hat sich der Blumberger 2023 selbstständig gemacht: „Die Nachfrage im privaten Umfeld war so groß, dass ich den Schritt gewagt habe.“

„Deutschland ist ein Sauberland“

Schließlich hat der Berufszweig wie so viele andere mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch Albert sucht händeringend nach Mitarbeitern. Das größte Problem in seinem Berufsfeld: „Die wenigsten wissen, dass es ein Ausbildungsberuf ist“, sagt der Kammerjäger. Anfangs war auch sein Umfeld unsicher, ob der Schritt der richtige für den jungen Mann war.

Lukas Albert hat sich vor zwei Jahren als Schädlingsbekämpfer in Blumberg-Randen selbständig gemacht. Angst vor den Insekten hat er nicht.
Lukas Albert hat sich vor zwei Jahren als Schädlingsbekämpfer in Blumberg-Randen selbständig gemacht. Angst vor den Insekten hat er nicht. | Bild: Tobias Weißert

„Dass das Geschäft so gut anläuft, hätte aber auch ich nicht gedacht“, freut sich Albert. Und die Arbeit wird ihm auch nicht ausgehen: „Es gibt immer mehr Schädlinge und Deutschland ist ein Sauberland.“

Was er damit meint? „Wir haben es gerne besonders sauber und möchten alles Unreine beseitigen“, erklärt der Blumberger. Dabei habe Hygiene nicht viel mit Schädlingen zu tun.

Zehn Wochen lang bekämpfte Albert gut 100 Ratten

Die meisten Tierchen werden aus dem Ausland eingeschleppt – etwa Bettwanzen von Reisenden. „Und bei Tieren wie Ratten wird auch von städtischer Seite einfach viel zu wenig unternommen“, beklagt er.

Erst kürzlich hatte Albert zehn Wochen lang in einem Haus Ratten bekämpfen müssen. „Die haben in der Zeit sieben Kilogramm Köder gefressen“, erinnert sich der Schädlingsbekämpfer. Hochgerechnet müssen also gut 100 Tiere dort hausiert haben.

Deutlich mehr Ratten im Schwarzwald-Baar-Kreis

„Die Rattenpopulation im Schwarzwald-Baar-Kreis hat sich enorm entwickelt“, warnt Lukas Albert. Um sie loszuwerden, bieten sich sogenannte Rattenklappen an, die das Eindringen der Tiere in Zwischenböden und -decken verhindern. Das Problem: die Schädlinge knabbern immer wieder Abwasserrohre an. Viele Städte beauftragten deshalb Kammerjäger wie ihn zur Tötung der Tiere.

Vor allem bei feuchtwarmem Klima fühlen sich Silberfische wohl. Bei hoher Luftfeuchtigkeit entwickeln sich die Schädlinge am besten.
Vor allem bei feuchtwarmem Klima fühlen sich Silberfische wohl. Bei hoher Luftfeuchtigkeit entwickeln sich die Schädlinge am besten. | Bild: Lukas Albert

Wichtig ist Albert zu erwähnen, dass man in seinem Beruf kaum mit den Tieren in Berührung kommt. Die meiste Arbeit machen spezielle Mittel, die er versprüht. Nicht nur in privaten Haushalten ist er dabei zugange: Inzwischen zählen auch 14 Hausverwaltungen und 13 Firmen zu seinen Kunden.

Bienen werden mit einem speziellen Gerät abgesaugt

„Zurzeit ist Wespen- und Ameisensaison“, sagt der Blumberger. Auch die Bienen sind derzeit unterwegs. Manche Schwärme machen Albert dabei das Leben schwer. So wie kürzlich, wie er berichtet: Der Schwarm sei im Dachstuhl unter einer Holzvertäfelung gewesen.

Lukas Albert entfernt ein Wespennest unter einer Holzvertäfelung.
Lukas Albert entfernt ein Wespennest unter einer Holzvertäfelung. | Bild: Lukas Albert

„Die haben meine Imkerkollegen Achim und Pascal Tesch und ich dann geöffnet und die Bienen anschließend vorsichtig abgesaugt.“

Ganze drei Mal war das nötig, denn die Königin war bei den ersten beiden Versuchen nicht dabei gewesen. Die Bienen werden bei diesem Unterfangen nicht verletzt und im Anschluss den Imkern in einer Bienenkiste übergeben.

Für den Beruf des Schädlingsbekämpfers darf man vor einem Schwarm stechender Insekten keine Furcht haben.
Für den Beruf des Schädlingsbekämpfers darf man vor einem Schwarm stechender Insekten keine Furcht haben. | Bild: Lukas Albert

Als ihn ein ganzer Wespenschwarm angriff

Passiert sei dabei bisher nichts. Nur einmal habe es ihn so richtig erwischt: „Da habe ich ein Wespennetz aus einem Rollladenkasten entfernen wollen“, erinnert sich. Durch ein Missverständnis konnten die Tiere entweichen und ihn verstechen.

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Angst vor diesen Aktionen hat der Schädlingsbekämpfer nicht: „Bisher hatte ich keine Probleme. Zumeist arbeite ich sogar ohne Schutzanzug“, erklärt Albert, der mit allen Städten und Gemeinden im Umland zusammenarbeitet. Besorgter sei er ob der Gefahr, Schädlinge mit nach Hause zu bringen.

Und noch einen Hinweis hat er parat: „Zur Wespenzeit sollte man, wenn möglich, keine Hotlines anrufen“, warnt Lukas Albert. „Die Callcenter, die dahinter stecken, arbeiten meist mit Abzockern zusammen.“

Auch die Verbraucherzentrale warnt vor der Masche: Die Betrüger erfinden Adressen. Die Steuernummer wird auf der Rechnung mit „in Gründung“ angegeben. „Da bezahlt man für ein Wespennest gerne mal mehrere hundert Euro“, so Albert.

„Da ist das Buffet geradezu gedeckt“

Noch immer seien Schädlinge ein Tabuthema, ärgert sich Lukas Albert: „Wenn die Leute offener damit umgehen würden, könnte man auch frühzeitiger reagieren.“ Etwa auf dem Kompost, auf den immer noch viele Menschen Essbares wie etwa Spaghetti werfen würden. „Da ist das Buffet geradezu gedeckt“, so Albert.

Massiver Mäuse-Befall in einem Haus: Die Tiere machen auch vor der Milch im Vorratsschrank nicht Halt.
Massiver Mäuse-Befall in einem Haus: Die Tiere machen auch vor der Milch im Vorratsschrank nicht Halt. | Bild: Lukas Albert

Weil immer mehr dieser Tiere in die Ortschaften kommen – wie etwa seit Kurzem Waschbären am Wartenberg bei Geisingen – will der Kammerjäger zusätzlich noch einen Jagdschein machen, um auch als Stadtjäger agieren zu können. Die Arbeit wird Lukas Albert also auch in Zukunft nicht ausgehen.