Wer bei den elf Aufführungen von ‚Die Schwarze Rose‘ im Klosterarten Riedern am Wald genau hingeschaut hat, konnte drei Bürgermeister unter den rund 100 Darstellern erkennen: Jan Albicker (Weilheim), Thomas Kaiser (Häusern) und Marcel Schneider (Todtmoos) schlüpften während des dreistündigen Stücks gleich in mehrere Rollen.

Thomas Kaiser stand bereits mehrfach bei den Domfestspielen in St. Blasien auf der Bühne, beim Theaterverein Zeitschleuse spielte er das zweite Mal mit. „Es ist einfach schön, in Riedern dabei zu sein. Es ist ein tolles Gefühl, das einem Zusammenhalt und Miteinander gibt.“ Vor allem der Altersunterschied der Akteure gebe ihm beim Theaterspielen immer wieder Kraft. „Was die Kinder in Riedern vollbracht haben, bleibt für mich ein Leben lang in Erinnerung“, berichtet der Bürgermeister aus Häusern anerkennend.

Thomas Kaiser (links) stand bereits zum zweiten Mal auf der Bühne der Freilichtspiele in Riedern am Wald.
Thomas Kaiser (links) stand bereits zum zweiten Mal auf der Bühne der Freilichtspiele in Riedern am Wald. | Bild: Heidi Rombach

Während Marcel Schneider schon in Grundschulzeiten einmal Theater gespielt hat, war es für Jan Albicker der erste Auftritt auf einer Theaterbühne. Mit „purer Begeisterung“ beschreibt der Birkendorfer das Gefühl als Darsteller: „Man ist angespannt und fokussiert, aber gleichzeitig voller Energie.“

Freilichttheater ist etwas ganz besonderes

Besonders machte den Auftritt zudem die Stimmung unter freiem Himmel, das Zusammenspiel mit der Natur und die Nähe zum Publikum. „Und natürlich die vielen tollen Menschen auf und hinter der Bühne, mit denen man gemeinsam etwas Einzigartiges schafft“, schwärmt Albicker. Zum Freilichttheater gehört für Thomas Kaiser auch, das Wetter mit all seinen Verschiedenheiten zu akzeptieren und auf die Dunkelheit zu warten. „Das Abfliegen der beiden Tauben war für mich immer ein besonderer Akt, den es nur bei Freilichttheater geben kann.“

Als Bürgermeister ist man laut Marcel Schneider an öffentliche Auftritte gewohnt, die Theaterbühne sei dennoch etwas ganz Besonderes. Regisseurin Corinna Vogt, ihre Mutter und Autorin Erika Buhr sowie ihre Geschwister und Darsteller Gudrun Wasmer und Ferdinand Buhr stammen aus Todtmoos, daher habe der Todtmooser Bürgermeister nur zusagen können, als die Anfrage des Theatervereins kam.

Die Regisseurin, die Autorin und zwei Darsteller von „Die schwarze Rose“ stammen aus Todtmoos. Da ist es für Bürgermeister Marcel ...
Die Regisseurin, die Autorin und zwei Darsteller von „Die schwarze Rose“ stammen aus Todtmoos. Da ist es für Bürgermeister Marcel Schneider Ehrensache, dass er auch in dem Theaterstück mitspielt. | Bild: Thomas Schuler

Jan Albicker musste hingegen etwas abwägen, gesteht er. Sein Sohn habe nach der Anfrage von Corinna Vogt sofort zugesagt, er selbst habe wegen des engen Terminkalenders anfänglich noch gezögert. „Doch die Begeisterung meines Sohnes und die Einblicke in die Strukturen des Vereins haben mich schnell mitgerissen, so habe ich schließlich auch zugesagt“, so Jan Albicker.

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Die intensive Probenarbeit mit dem terminreichen Beruf zu vereinen, habe im Vorfeld einiges an Organisation, Flexibilität sowie Unterstützung im privaten und beruflichen Umfeld notwendig gemacht, machen alle drei Bürgermeister deutlich. Und gehe nur, wenn die Theatergemeinschaft und die Regisseurin Toleranz zeigen, so Thomas Kaiser.

In dem Theaterstück über das Leben des Künstlers Heinrich Ernst Kromer beeindruckten vor allem die vielen eingefrorenen Szenen. Das Geschehen auf der Bühne stand bei den geschichtlich einordnenden Szenen plötzlich mehrfach still und legte damit voll und ganz den Fokus auf den Hauptdarsteller und seinen Kampf mit den aktuellen Umständen. Über mehrere Minuten mussten die Darsteller stillstehen bleiben – egal ob sie gerade einen Bierkrug in der Hand hatten oder ein Instrument spielten. Auf die Frage, wie einem das gelingt, antwortet Thomas Kaiser mit viel Humor: „Als Beamter fällt einem das ruhig stehen nicht schwer, es gibt ja einen Beamtenwitz, ‚wer sich zuerst bewegt, hat verloren‘.“ Und er gibt zu: „Ich hatte beim Spielen gute Seelen, die auf mich aufgepasst haben, dass ich den Freeze nicht verpasste.“ Etwas pragmatischer sehen es seine Amtskollegen: „Das ist reine Übungssache“, antwortet Marcel Schneider. „Das erfordert etwas Disziplin, viel Übung und den Fokus, in der Rolle zu bleiben“, fügt Jan Albbicker hinzu.

Eine weitere Besonderheit des Stücks waren die vielen unterschiedlichen Charaktere und Statistenrollen. Die Darsteller mussten also während der 180 Minuten mehrfach das Kostüm und die Rolle wechseln. Jan Albicker war etwa als Rivale von Heinrich Ernst Kromer um seine große Liebe Gritta sowie als Zirkusdirektor auf der Waldshuter Chilbi zu sehen.

Das sind die Lieblingsrollen der Bürgermeister

„Laut, theatralisch und mit Herzblut sowie einer Prise Humor. Die Rolle als Zirkusdirektor hat mir ganz klar am Besten gefallen“, sagt Albicker.

Der Weilheimer Bürgermeister Jan Albicker stand beim Stück „Die schwarze Rose“ zum ersten Mal auf einer Theaterbühne. Besonders gut hat ...
Der Weilheimer Bürgermeister Jan Albicker stand beim Stück „Die schwarze Rose“ zum ersten Mal auf einer Theaterbühne. Besonders gut hat ihm seine Rolle als Zirkusdirektor auf der Waldshuter Chilbi gefallen. | Bild: Thomas Schuler

Auch für Marcel Schneider fällt die Wahl der Lieblingsrolle leicht: „Der Todtmooser Lebkuchenverkäufer selbstverständlich.“

Bürgermeister Marcel Schneider im Stück „Die schwarze Rose“ in seinem Element: In der Szene zur Waldshuter Chilbi verkaufte er ...
Bürgermeister Marcel Schneider im Stück „Die schwarze Rose“ in seinem Element: In der Szene zur Waldshuter Chilbi verkaufte er Todtmooser Lebkuchen. | Bild: Thomas Schuler

Für Thomas Kaiser war der Auftritt als Musiker ein ganz besonderer: „Es war für mich eine Ehre, dass ich mit meiner Trompete das Lied ‚So nimm den meine Hände‘ in einer tollen Musikertruppe spielen durfte.“

In dieser Szene spielte Häuserns Bürgermeister Thomas Kaiser Trompete.
In dieser Szene spielte Häuserns Bürgermeister Thomas Kaiser Trompete. | Bild: Heidi Rombach

Und wird man die Bürgermeister in Zukunft wieder einmal auf einer Theaterbühne erleben? „Wenn man einmal Theater geschmeckt hat, hört man nicht auf“, erklärt Thomas Kaiser, der nach 32 Jahren als Bürgermeister in Häusern Ende des Jahres in Ruhestand geht. „Wenn es auch zeitlich viel in Anspruch nimmt, bin ich nicht abgeneigt, wieder dabei zu sein. In Riedern erlebte ich mit tollen Menschen einfach unvergessliche Stunden.“ Auch seine Bürgermeisterkollegen könnten sich eine Wiederholung vorstellen: „Das kommt ganz auf die Rollenangebote an – als König oder Clown bin ich flexibel“, verrät Jan Albicker.

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Auch der Landrat spielt Theater

Auch Landrat Martin Kistler steht als Ensemble-Mitglied des „Dogermer Kom(m)ödles“ regelmäßig auf der Theaterbühne. Er hat schon etliche Rollen verkörpert, mal größere, mal kleinere. 2022 spielte er unter anderem in „Die vertagte Hochzeitsnacht“ den Privatgelehrten Dr. Reinhold Zibelius, 2021 war er Gerichtsrat Walter in „Der zerbrochene Krug“ und 2019 Räuber Klemm in „Das Wirtshaus im Hotzenwald“. Auch bei den Freilichtspielen in St. Blasien stand der Landrat bereits auf der Bühne. In diesem Jahr müssen die Fans des Dogerner Theatervereins allerdings aus Zeitgründen auf einen Auftritt des Landrats verzichten. Das neue Stück des „Dogermer Kom(m)ödles“, dessen Titel noch geheim ist, feiert am 28. Oktober 2025 Premiere