Zum Abschluss der Freilichtspiele im Klostergarten Riedern gab es am Sonntagabend viele Tränen. Die Kinder auf der Bühne, Schauspieler und auch Regisseurin Corinna Vogt wurden nach der Schlussszene sichtlich von ihren Emotionen übermannt. Eine intensive Zeit liegt hinter den mehr als 100 Darstellern und unzähligen Helfern hinter der Bühne sowie in und um das Kloster. Am Sonntagabend rufen sie voller Inbrunst „Freude“ – das Motto des Theaterensembles für das Stück „Die schwarze Rose“ zum letzten Mal in den Nachthimmel von Riedern. In den Proben, der Vorpremiere und den elf Aufführungen sind in dem großen Ensemble echte Freundschaften entstanden, wie auch der Blick hinter die Kulissen der Aufführung am Freitag gezeigt hat.

Die ehemalige Sportlehrerin in Ühlingen, Sigrid Tross-Währy aus Riedern a.W., ist seit 1994 in der Heinrich-Kromer-Stiftung Mitglied und bringt sich seit 2017 als Laienschauspielerin im Kultur- und Theaterverein „Zeitschleuse“ ein. Sie genießt die Proben, in denen man merkt, ein Team aus Jung und Alt zu sein, erklärt sie. Und, dass sich in den vergangenen Jahren Freundschaften daraus entwickelten, welche sie „als selbstverständlich“ ansieht.

Während der Aufführungen ist eine enorme Konzentration sehr gefordert. In dem Moment, wenn sie eines ihrer verschiedenen Kostüme anzieht, versetzt sie sich automatisch in die Rolle. Und das ist gar nicht so einfach, denn je nach Rolle muss der richtige der fünf möglichen Bühnenzugänge gewählt werden, erklärt sie.
Marielle Vogt aus Ühlingen ist – wie auch andere Akteure – bei verschiedenen Rollen im Einsatz. In der „schwarzen Rose“ spielt sie die Schwester der Hauptfigur Heinrich Ernst Kromer, Lydia, die gemeinsam mit Magnus Duttlinger (Kinderdarsteller) und Luis Probst (als Erwachsener) auf der Freilichtbühne in Riedern am Wald steht. Die 16-jährige Gymnasiastin steht seit ihrem fünften Lebensjahr als Mitwirkende auf der Bühne. Dass sie eines Tages als Autorin in die Fußstapfen ihrer Oma Erika Buhr und Mutter Corinna Vogt tritt, kann sie sich zurzeit nicht vorstellen. Dafür aber kann Marielle Vogt auf ihre jüngste Beteiligung stolz sein. Denn sie studierte mit ihren Schauspielkollegen einen Tanz ein.

Wie verbringt sie die Zeit zwischen ihren Auftritten? „Der Text ist seit Beginn der Proben im Januar 2024 verinnerlicht“, bekennt sie. So bleibt in den Theaterpausen genügend Zeit, den anderen Schauspielern vor dem Fernseher im Hintergrund zuzuschauen und sich vom Küchenteam verwöhnen zu lassen. Mit der Person von Heinrich Ernst Kromer fühlt sie sich während ihrer Darbietungen verbunden.
Bei den vielen Proben bis zu den elf Aufführungen entwickelte sich eine Verbundenheit und Freude mit den anderen Akteuren, unterstreicht sie. „Wir sind dadurch eine Familie geworden und es wurden viele Freundschaften geschlossen. Ich bin nach jedem Auftritt voll glücklich.“ Etwas Wehmut schleicht sich während des Gespräches ein: „Es macht einen sehr traurig, dass die Aufführungen nun zu Ende sind.“ Aber auch Freude schwingt mit. Denn es steht Neues an: Ein neues Stück und interessante Rollen.
Für die 23-jährige Ronja Leute aus Riedern am Sand (Klettgau) steht der Berufswunsch fest: Schauspielerin werden. Den ersten Schritt unternahm die gelernte Bauzeichnerin dafür, in New York in einer Theaterschule vorzusprechen. Aber es zieht sie mehr auf deutsche Bühnen. „Theater braucht Herz.“ Deshalb stehen weitere Gespräche in den Schauspielschulen in Ludwigsburg, Zürich, München und Regensburg an. Im Theaterverein Zeitschleuse hätte sie schnell Anschluss gefunden und das unter allen Generationen. „Ich fühle mich zuhause!“, sagt sie und meint mit Augenzwinkern: „Ich freue mich auf etwas Neues.“

Alina Isele aus Ühlingen spielt unter anderem die Gritta – die große Liebe von Heinrich Ernst Kromer. Sie trägt bei der „Schwarzen Rose“ sieben unterschiedliche Kostüme. Die 21-Jährige studiert derzeit in Basel Musik und Theologie. Seit der Gründung der Zeitschleuse vor mehr zehn Jahren ist sie dem Theater verfallen. Der angestrebte Berufswunsch geht in Richtung Gesang. Am meisten an den Proben gefällt auch ihr die Entstehung des Stückes und das Zusammensein mit den anderen Laienschauspielern. „Gemeinschaft ist das Wertvollste. Nach den Aufführungen fühle ich mich voll wach.“
Cindy Stelzer aus Buggenried (45 Jahre) hat eine Sopranstimme, die mehrmals in dem Stück zu hören war. Die Schulbegleiterin in Tiengen sang in ihrer Jugend im Grundschulchor. Und kam später vom Kirchenchor 2000 in den Gesangverein. Seit 2019 ist sie nun Mitglied der Laienschauspieltruppe in Riedern am Wald. Bevor sie sich zum Auftritt ins Freilichttheater begibt, singt sie sich in der Klosterkirche vorweg ein. „Hier habe ich meine Ruhe und kann mich konzentrieren.“ Gerne ist sie unter den anderen Akteuren, wo Freundschaften generationsübergreifend geschlossen werden. „Da lernt man Leute kennen, mit denen es sonst keine Berührung gibt.“

Essen und Trinken sind nicht nur lebensnotwendig, sondern auch eine schöne Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben und die Seele zu stärken. Hierauf legen die Veranstalter des Kultur- und Theatervereins Zeitschleuse für Besucher und die Crew rund um die Vorbereitungen und Auftritte großen Wert. „Gemeinsames Essen schafft oft schöne Erinnerungen und verbindet Menschen auf besondere Weise und sorgt für eine gemütliche Atmosphäre“, verrät die Vereinsvorsitzende und Regisseurin Corinna Vogt.
Zwei Stunden vor Spielbeginn und während der Pause sorgten Daniel Frech vom Posthorn „Ühlingen“, Stefan Gromann vom Gasthaus „Kreuz“ in Riedern a.W. ehrenamtlich mit Martina Alex, Andrea Duttlinger, Petra Walter, Franz Wermuth und 20 verschiedenen Vereinen aus der Gemeinde und darüber hinaus für kulinarische Begeisterung.

Marina Eiskolb und Daniela Hirschberger waren erstmals unter den Helfern und hingerissen vom Ablauf der Bewirtung. „Das Publikum und die Schauspieler waren sehr nett“, so die Feststellung. In drei Schichten mit vier Stunden waren die Helfer eingeteilt: Warenausgabe, Bedienen und Aufräumen.
Bilder von der Premiere der Freilichtspiele können Sie hier noch einmal ansehen.