Das Seniorenzentrum Am Stadtpark der Arbeiterwohlfahrt (Awo) gehört seit fünf Jahren zum Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“.

Dieser deutschlandweit größte Zusammenschluss von Unternehmen zur Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und des Bundeswirtschaftsministeriums.

Mehr als 4600 Betriebe aus allen Branchen haben sich bisher bundesweit zusammengeschlossen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis gehören zwölf Betriebe zu dem Netzwerk.

Auszeichnung für jahrelangen Einsatz

„Wir sind dabei die einzige Pflegeeinrichtung in Villingen-Schwenningen“, erklärt Einrichtungsleiter Martin Hayer. Er betrachtet die Urkunde, die es jetzt für fünf Jahre Mitgliedschaft gab, als Anerkennung für den langjährigen Einsatz der Einrichtung für die betriebliche Integration von geflüchteten Menschen.

Als Mitglied der Unternehmens-Initiative Bleiberecht durch Arbeit engagiert sich die Einrichtung seit Jahren für gelungene Integration. „Wir haben wertvolle Mitarbeiter gewonnen“, beschreibt Martin Hayer das Ergebnis dieser langjährigen Bemühungen.

Eine diese Mitarbeiterinnen ist Eman Mualem. Im Jahr 2015 gehörte die 44-Jährige mit ihrer Familie zu den vielen Menschen, die vor dem Krieg in Syrien geflüchtet sind. Im Rahmen eines Praktikums lernte die Syrerin das Seniorenzentrum am Stadtpark kennen.

Das Seniorenzentrum Am Stadtpark versorgt 96 alte und pflegebedürftige Menschen.
Das Seniorenzentrum Am Stadtpark versorgt 96 alte und pflegebedürftige Menschen. | Bild: NICO PUDIMAT

„Hier habe ich gefunden, was ich in Syrien aufgegeben habe“, erklärt sie ihre Entscheidung für eine Tätigkeit in der Pflegeeinrichtung. Nach einer Qualifizierung zur Betreuungsassistentin ist die Pädagogin seit fünf Jahren in der Alltagsgestaltung und Beschäftigung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Demenz tätig.

Auch ihr Ehemann hat beruflich Fuß gefasst. Die Töchter sind erfolgreich in der Schule und in der Ausbildung. „Das ist ein Beispiel für vorbildliche Integration“, freut sich Martin Hayer.

Lange Flucht aus dem Irak

Sakvan Kamal Sadeq ist nach langer Flucht aus dem Irak im Jahr 2020 nach Deutschland gekommen. Seine erste Station war eine Sammelunterkunft in Sachsen-Anhalt.

Der Kurde erhielt eine Duldung, aber keinen Aufenthaltstitel. Der ehemalige Wirtschaftsstudent bekam weder einen Sprachkurs noch eine Arbeitserlaubnis. „Das war mir peinlich“, beschreibt der 36-Jährige das erzwungene Nichtstun.

Sein Bruder Ageed Kamal Sadeq war bereits als Pflegehelfer im Seniorenzentrum Am Stadtpark beschäftigt. „Herr Hayer hat mit der Ausländerbehörde gekämpft, damit ich hier arbeiten kann“, beschreibt der Iraker den Einsatz des Einrichtungsleiters.

Ausbildung als Pflegefachkraft fest im Blick

Nach der Anerkennung seines Abiturs als Mittlere Reife plant Sakvan Kamal Sadeq eine Ausbildung als Pflegefachkraft. „Ich habe schon meine Großeltern gepflegt“, erklärt der junge Mann seinen Berufswunsch.

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Olena Yildiz gehört zu den vielen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Im Frühjahr 2022 ist sie mit ihrer Familie aus Odessa nach Villingen-Schwenningen gekommen. Nach einem Praktikum im Rahmen des Integrationskurses begann die 44-Jährige eine Qualifizierung zur Betreuungsassistentin.

Betreuungsassistentin Eman Mualem kümmert sich gern um alte Menschen.
Betreuungsassistentin Eman Mualem kümmert sich gern um alte Menschen. | Bild: Seniorenzentrum am Stadtpark

Seit zwei Jahren ist die Mutter von drei Kindern im Seniorenzentrum Am Stadtpark sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Durch den Umgang mit den Senioren lernt die Ukrainerin die deutsche Kultur kennen und entdeckt regionale Besonderheiten. „Ich habe heute meinen ersten Zwetschgenkuchen gebacken“, freut sie sich.

Für Martin Hayer sind die ehemaligen Geflüchteten eine Bereicherung für die Bewohner. „Das ist der Unterschied zwischen den abstrakten Zahlen und den konkreten Menschen“, erklärt der Einrichtungsleiter.