Frauen, die ungewollt schwanger werden, stehen oft vor Hürden und Problemen. Betroffen davon seien nicht nur Länder mit schlechtem Zugang zu medizinischer Versorgung, hieß es anlässlich des weltweiten Aktionstags „Safe abortion day.

Die Brisanz bestehe laut der aktuellen Elsa-Studie auch in der Bundesrepublik Deutschland, so Pro Familia. „Gerade im ländlichen Raum ist die Versorgungslage, was Angebote, Beratung und Versorgung betrifft, angespannt“, sagt Sebastian Schoch, Leiter der Beratungsstelle Pro Familia Villingen-Schwenningen.

Das Angebot in der Region ist dürftig

„Im Schwarzwald-Baar-Kreis sind es zwei Arztpraxen, im Kreis Tuttlingen eine Arztpraxis“, zählt Schoch auf. Kein Angebot gebe es in den Kreisen Rottweil und Freudenstadt. Für die Betroffenen sei dies mit zum Teil weiten Wegen verbunden, die je nach Lebenssituation oft schwer zu bewerkstelligen seien.

Gründe sieht Schoch darin, dass Schwangerschaftsabbrüche noch gesetzliche Grundlage im Strafgesetzbuch seien. „Wir als Verband setzen uns dafür ein, dass es aus dem Strafgesetzbuch herauskommt und als Kassenleistung geführt wird“, so Schoch. Es solle als medizinische Versorgung angesehen werden.

Die prekäre Situation verdeutliche eine vom Landesverband Pro Familia erstellte Karte. Sie zeigt die medizinische Versorgungssituation für Schwangerschaftsabbrüche in Baden-Württemberg.

Bild 1: Pro Familia warnt: Angespannte Lage bei Schwangerschaftsabbrüchen in Schwarzwald-Baar
Bild: Schönlein, Ute

Wie sieht es mit der Beratung aus?

Die Möglichkeiten zur Schwangerschaftskonfliktberatung seien in den Landkreisen sehr eingeschränkt. „Zu unserem Einzugsbereich gehören die Landkreise Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Rottweil“, so Schoch. 240 Schwangerschaftskonfliktberatungen hat das Pro Familia-Team VS mit 3,52 Stellen neben den anderen Beratungsleistungen 2024 durchgeführt.

„Wir haben zu 80 Prozent Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben. Das Klischee mit den 16-Jährigen, die nicht aufgepasst haben, können wir nicht bestätigen“, sagt Sozialpädagogin Katja Piseddu.

Das Klischee stimmt nicht

Es seien Frauen, die beruflich wieder eingestiegen seien, fest im Leben stünden und mit der Familienplanung abgeschlossen hätten. Neben Problemen in der Partnerschaft kämen auch finanzielle Aspekte zum Tragen.

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„Wir beraten auch über Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung“, sagt die Sozialpädagogin. Aber reine finanzielle Unterstützung reiche nicht aus, wenn durch fehlende Kindergartenplätze die Betreuungszeiten der Kinder nicht abgedeckt werden könnten.

Fallstricke bei den Sozialleistungen

Eine weitere Hürde sei die Beantragung von Sozialleistungen. „Da werden Hürden aufgebaut, damit möglichst viele das Geld nicht bekommen, die es eigentlich beanspruchen können“, mutmaßt Schoch. Die Frauen könnten dabei viel falsch machen und Geld verbrennen, wenn sie nicht in der Beratung gewesen seien.

Termine zur Schwangerschaftskonfliktberatung werden innerhalb von maximal zwei Tagen angeboten. „Trotz heftigem Termindruck schieben wir die Termine dazwischen, was für uns bedeutet, dass wir abends durchaus erst nach 19.30 Uhr aus dem Büro kommen“, sagt der Sozialpädagoge.

Von der Pflicht zum Recht

Für Frauen, die sich für einen Abbruch entschieden hätten, sei die Beratung eine Pflicht. „Für uns wäre es wichtig, dass aus der Pflicht zur Beratung ein Recht auf Beratung wird“, wünscht sich Schoch. So könnten entschiedene Frauen sagen, dass sie die Beratung nicht benötigen. „Ich habe in den letzten zehn Jahren noch keine Frau getroffen, die sich die Entscheidung leicht gemacht hätte“, so Schoch.

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Pro Familia fordere von Politik und Berufsverbänden, dass neben den Maßnahmen zur Neuregelung der Kostenübernahme und zur Verbesserung von Informationszugängen auch die strukturellen Rahmenbedingungen für Ärzte zu Schwangerschaftsabbrüchen verbessert werden.