Das Aktionswochenende der Historischen Narrozunft Villingen war ein großer Erfolg. Das Format ist in der heimischen Fasnetlandschaft bislang einmalig.
Den Auftakt machte am Freitagabend im Franziskaner Konzerthaus der Volkskundler Werner Mezger. Die Ergebnisse seiner Erforschung des „Ambraser Narrentellers“ aus dem Jahr 1528 verband der Fasnachtskenner mit tiefgründigen Reflexionen über die Zähigkeit der menschlichen Einfalt.
Die Figur des Narren sei verbunden mit Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit. „Heute sind die Narren real – und sie sitzen an den Schalthebeln der Macht“ beschrieb Metzger die aktuelle Situation.

Das Häs entsteht in Handarbeit
Der Samstag stand im Zeichen des fasnetlichen Handwerks. „Jedes einzelne Gewerk wird vorgestellt“, beschrieb Zunftmeister Anselm Säger das Konzept des Aktionstages.

Die Herstellung von Häs, Scheme, Narro-Kragen und Villinger Radhauben sei reine Handarbeit. „Wir wollen erreichen, dass das handwerkliche Brauchtum geschätzt wird“, erklärte Zunftarchivar Michael Bohrer.

Manufaktur fertigt 800 Narro-Kragen
Um zehn Uhr kamen die ersten Besucher und schauten den einzelnen Handwerkern über die Schulter. Das Team der Kragen-Manufaktur Droxler zeigte den gesamten Herstellungsprozess eines Narro-Kragens.

Direkt nach Ostern beginne die Produktion von jährlich etwa 800 Kragen, beschrieb Christoph Droxner. Auch am Aktionstag war das Team produktiv und stellte bis zum Abend sieben Kragen her.
Die Haubenmacherin stammt aus Braunschweig
Jutta Grothaus beschrieb die Besonderheiten der Radhaube. Die geborene Braunschweigerin hat sich dem Handwerk des Klöppelns verschrieben und rekonstruiert alte Spitzen.
Die Radhaube gehört zur Biedermeier-Tracht der Altvillingerin. „Diese Festtagstracht zeigt Herkunft, Stand und Konfession der Trägerin“, erklärte die Haubenmacherin.

Hans-Jörg Voggenreiter beschrieb das Handwerk der Häsmalerei. „Die Häser sollen alle gleich aussehen, um die Anonymität des Narren zu gewährleisten“, erklärte das Ehrenratsmitglied den historischen Hintergrund des Narro-Häs.
Schemen sind Maßanfertigung
Schemenschnitzer und Bildhauer Stephan Strauss aus Ingolstadt nutzte die Veranstaltung für die Anpassung einer Scheme. „Traugott Wöhrlin hat mir alles beigebracht, was mit Villingen zu tun hat,“ erklärte der Maskenschnitzer.

Katharina Pfaff freut sich auf ihre Scheme für ihre Tracht der Altvillingerin. Was diese Maßanfertigung kostet? „Das wissen wir selber noch nicht“, verriet die Fasnachterin.
Bei Narro unverzichtbar: die Rollen
Wolfgang Treyer ist der Experte für die Rollenmacherei. Nach seinem Vortrag informierte Treyer an seinem Ausstellungstisch über die verschiedenen Modelle sowie das Gießen und Fassen der Rollen.
Die Veranstalter freuten sich über ein ständiges Kommen und Gehen vieler Fasnachtsfreunde. Nach dem Besuch der Aktionsstände und des Archivs saßen die Besucher bei Kaffee und Kuchen zusammen. „Das machen wir wieder“, erklärte Anselm Säger zufrieden.