Ein 53-Jähriger muss sich wegen versuchtem Totschlag vor dem Rottweiler Landgericht verantworten. Er soll im Januar 2025 einen Trossinger Autohändler und dessen Vater mit einem Messer verletzt haben.

Streit um Mietverhältnis

Hintergrund soll ein Streit um das Mietverhältnis der Geschäftsräume sein. So richtig klar wurde das im Verlauf des ersten Verhandlungstags aber nicht, denn der Vater erschien nicht im Zeugenstand: Er habe im Urlaub im Ausland einen Motorradunfall gehabt und könne deshalb nicht nach Deutschland kommen, sagten seine Söhne.

Zeuge mit Gedächtnislücken

Und beide wollten sich an den folgenschweren Streit nicht mehr genau erinnern. Der jüngere gab vor, er habe damals einen Schock erlitten. „Das ist ja auch schon so lange her“, ärgerte sich der Vorsitzende Richter Karlheinz Münzer über die weitschweifigen, aber wenig inhaltsvollen Aussagen des 22-jährigen Zeugen.

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Beide Brüder – der Ältere betreibt den Autohandel – betonten, man sei mit dem Angeklagten eng befreundet gewesen. So habe man sich „alle zwei Tage“ gegenseitig besucht, miteinander gegessen und getrunken.

Autohandel lief bis Februar 2024

Wie es zum Streit kam? Der 53-jährige Angeklagte selbst erklärte es so: Er habe seinen Autohandel im Februar 2024 einstellen müssen, da er nicht mehr genug verdiente. Unter anderem der Krieg in der Ukraine habe seinem Geschäft geschadet, da seine Kunden oft aus Russland und Belarus gekommen seien. Allerdings habe er nur eine Pause machen und später wieder einsteigen wollen.

Bedrohliche Sprachnachrichten

Beim Prozess wurden mehrere Sprachnachrichten vorgespielt, die er dem späteren Opfer geschickt hatte. In diesen schickte er dem Mann, mit dem er ja befreundet war, wie er betonte, aggressiv-bedrohliche Botschaften.

Es ging, das erklärte der Angeklagte, um die Nutzung des Betriebsgeländes und um den Verkauf eines Mini-Coopers, von dem er das Geld einforderte. Beim Gelände samt Büro handle es sich um den Besitz seines im Ausland lebenden Cousins, und der habe es an ihn vermietet.

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Räume wurden angeblich doppelt vermietet

Dass nun der Sohn seines Freundes dort Autos verkaufe, schien den 53-Jährigen in Rage gebracht haben. Der Sohn wiederum erklärte, der im Ausland lebende Cousin habe die Verwirrung angerichtet, indem er beiden, dem Angeklagten und ihm selbst, die Räume vermietet habe.

Sohn nimmt Angreifer in Schutz

Die beiden Brüder sagten aus, ihre Verletzungen seien gering, der jüngere gar, er habe gar nichts gemerkt. Die Streifen an seinem Rücken seien möglicherweise davon gekommen, dass er seinen Vater, wohl an Hämophilie, also der Bluterkrankung leidend, ins Büro gebracht hatte, um ihn vor dem Angreifer in Sicherheit zu bringen.

53-Jähriger seit Januar in U-Haft

Der Angeklagte hätte nicht die Absicht gehabt, sie zu töten, betonte er immer wieder. Daher habe er auch die Anzeige gegen ihn zurückgezogen. Der 53-Jährige sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft, wo er sich laut Gefängnisleitung und -psychologen vorbildlich verhält, in der Küche arbeitet und an Sprachkursen sowie therapeutischen Gesprächen teilnimmt.

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Nach Deutschland kam er vor 25 Jahren, arbeitete zunächst in Hamburg bei einem Security-Unternehmen, heiratete seine erste Frau, die aber keine Kinder bekommen konnte. Also ließ er sich scheiden, um eine 17-Jährige zu heiraten, mit der er heute vier Kinder hat.

Nach Villingen-Schwenningen kam er über einen Verwandten, der ebenfalls einen Autohandel betreibt. Der Mann hatte, bis zur Tat, keinerlei Vorstrafen und betont, wie seine Familie gut integriert zu sein.

Der Prozess wird fortgesetzt.