Ernst Reiser nennt sich selbst „Laienforscher mit Herzblut für seine geliebte Heimat Nordstetten“. Fast 1400 Seiten hat Ernst Reiser über seine Heimat gesammelt und geschrieben. Daraus wurden nach dem ersten Band, der 2006 erschien, nochmal vier Bücher. Diese Chronik können Interessierte jetzt bis zum 15. Oktober vorbestellen.

Die Leidenschaft für die Geschichte des Ortsteils spürt man regelrecht, wenn er erzählt, wie die Chronik zustande gekommen ist. Begonnen habe es schon 1980, als Reiser 40 Jahre war.

Mehr als 400 Fotos eingesammelt

„Ich bin zu allen 20 Höfen von Nordstetten gegangen und habe bei den Leuten nachgefragt, ob sie noch alte Bilder haben. Da kamen über 400 Fotos zusammen“, so Reiser. „Die Bilder bringen einem nur dann was, wenn man weiß, wer die Menschen darauf sind“, erklärt der Laienforscher weiter. Durch Gespräche mit den Einwohnern konnten diese Personen identifiziert werden und Reisers Interesse an der Geschichte wuchs.

Daraufhin begann die Suche nach allem, was er über Nordstetten herausfinden konnte. Reiser besuchte die umliegenden Pfarrämter und Archive. Es sei wie ein riesengroßes Puzzle aus Informationen gewesen, welches der Laienforscher erstmal zusammenstückeln musste.

Neben Personen auf Bildern mussten auch Schriftstücke analysiert werden, die teils in Latein verfasst sind. Bei solchen Texten bekam Reiser Hilfe von Historiker Thomas H.T. Wieners.

Hilfe von Nachbar Roland Müller

Ernst Reiser war seinerzeit Landwirt und im Gemeinderat tätig. Seine Recherche erfolgte also „zwischendurch“. Mit Computern selbst sei er nicht vertraut. Deshalb bekam er Hilfe von seinem Nachbarn Roland Müller, der „die Idee hatte, die Bilder und Schriftstücke in Buchform zu bringen“, sagt Reiser.

Band 1 entstand schon im Jahr 2006. „Ursprünglich war nur noch ein zweiter Band geplant, dann habe ich aber so viel Material gefunden, dass es sogar vier Bände geworden sind“, so Reiser weiter.

Eine der Seiten aus Ernst Reisers Nordstetter Chronik, die die alte Schreibweise verdeutlicht.
Eine der Seiten aus Ernst Reisers Nordstetter Chronik, die die alte Schreibweise verdeutlicht. | Bild: Lisa Schneider

Seine Suche nach Schriftstücken brachte ihn bis ins Jahr 762, in dem Nordstetten erstmals urkundlich erwähnt wird. Weitere Erwähnungen sind aus den Jahren 764, 817 und 1342.

Im Dreißigjährigen Krieg ging vieles verloren

Es sei aber fast unmöglich gewesen, Schriftstücke zu finden, die vor dem Ende des 30-jährigen Kriegs 1648 verfasst wurden, weil in dieser Zeit das Meiste zerstört worden ist. „Fast alles wurde verbrannt. Ältere Aufzeichnungen gibt es wahrscheinlich nur noch in Burgen, weil denen nichts passiert ist“, erklärt Reiser.

So beginnen die vier neuen Bücher mit allgemeinen Informationen über Nordstetten. Es geht beispielsweise um Urkunden, alte Landschaftspläne oder Wegverbindungen. Weiter nimmt sich Reiser jedes einzelne Haus in Nordstetten vor. Er stellt zuerst die Chronologie der Besitzer vor, zeigt dann unter anderem Familientafeln und historische Bilder.

Auf die Frage, was der ehemalige Gemeinderat an seiner Arbeit am spannendsten findet, antwortet er: „Alles. Manchmal sucht man was und findet es nicht. Dann recherchiert man an etwas anderem und dann taucht das auf, was man Jahre lang nicht gefunden hat. Das ist ein Gefühl wie an Weihnachten“, sagt Reiser.

Eines von drei Lebenswerken

Ernst Reiser ist zurecht sehr stolz auf seine Chronik über Nordstetten. Er sagt, er habe drei Lebenswerke vollbracht: das erste sei seine Familie. Er hat zwei Söhne und fünf Enkelkinder. Das zweite sei sein Bauernhof gewesen. Familie Reiser kümmerte sich damals um Ackerbau und 40 Kühe. Als drittes Lebenswerk bezeichnet er seine insgesamt fünf Bücher über die Geschichte Nordstettens.

Wer also beispielsweiseVerbindungen oder Verwandtschaft nach Nordstetten hat oder gar dort wohnt, kann in diesen Büchern alles über seine Vorfahren herausfinden.

Die Bände zwei bis fünf werden nur auf Anfrage gedruckt. Bestellungen nimmt Ernst Reiser noch bis zum 15. Oktober unter der Telefonnummer 07721/74765 an.