Es ist nichts anderes als eine Zäsur, die sich für den kommenden Konstanzer Weihnachtsmarkt ankündigt: Michael Breuninger, seit 1990 Betreiber eines beliebten Glühweinstandes und so etwas wie der bunte Hund der stimmungsvollen Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit, wird seinen Vertrag nicht verlängern. Sein hausgemachter Glühwein gewann über die Jahre diverse Auszeichnungen, bundesweit und sogar in Nordamerika wurde der Stand als Tipp bei einem Besuch am Bodensee im Advent angepriesen.

Michael und Sandra Breuninger vor ihrem Stand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt im Jahr 2022. Dieses Bild wird es so nicht mehr geben.
Michael und Sandra Breuninger vor ihrem Stand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt im Jahr 2022. Dieses Bild wird es so nicht mehr geben. | Bild: Jürgen Rössler/Archiv

„Nach den Vorkommnissen des vergangenen Jahres sind die Vertragsverhandlungen für den Weihnachtsmarkt 2025 gescheitert“, sagt der Mann, der kürzlich seinen 65. Geburtstag feierte und bis 2017 das Café Marktstätte betrieb. Was genau er damit meint, verrät er nicht. Nur so viel: „Ich habe 2024 als Begründung meiner ersten Preiserhöhung seit zehn Jahren in Höhe von 50 Cent pro Glühwein die Pachterhöhung durch die Veranstalter öffentlich gemacht. Das hätte ich nicht machen dürfen.“

Die veranstaltende ‚Weihnachtsmarkt am See Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (GbR)‘ schreibt auf SÜDKURIER-Anfrage zur laut Breuninger gescheiterten Vertragsverhandlung: „Das ist nicht korrekt, wir hätten weiter mit ihm zusammengearbeitet. Wir möchten zu vertraulichen Vertragsinhalten und internen Vorgängen nicht öffentlich Stellung nehmen, da wir uns an bestehende Vereinbarungen gebunden fühlen.“ Michael Breuninger habe ein Vertragsangebot erhalten, dieses aber nicht angenommen.

Die ‚Weihnachtsmarkt am See GbR‘ im Jahr 2021 (von links): Levin Stracke, Frank Schuhwerk und Tommy Spörrer. Die Veranstalter bedauern ...
Die ‚Weihnachtsmarkt am See GbR‘ im Jahr 2021 (von links): Levin Stracke, Frank Schuhwerk und Tommy Spörrer. Die Veranstalter bedauern den Abgang von Michael Breuninger, hätten laut eigener Aussage gerne mit ihm weitergearbeitet. | Bild: Antonia Wintersig/Archiv

Mitte Juli wurden wie jedes Jahr die neuen Verträge an die Standbetreiber verschickt, verbunden mit der Bitte, das Schriftwerk binnen vier Wochen unterschrieben zurückzusenden. Michael Breuninger erhielt nach eigenen Angaben zunächst keinen Vertrag und setzte sich mit den Veranstaltern in Verbindung, die ihm wenige Tage später ein Angebot persönlich unterbreiteten: Statt wie bisher einen Vertrag mit einem festen Betrag, sollte das Markt-Urgestein einen Vertrag mit Umsatzpacht unterschreiben, „dadurch hätte sich die Pacht noch einmal deutlich erhöht. Da konnte ich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht zustimmen“.

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Von Seiten der Veranstalter heißt es: „Ja, es wurde ein neuer Vertrag mit einer prozentualen Umsatzbeteiligung angeboten. Dieser ist fair und transparent gestaltet, es gibt keine Mindestpacht. Ziel war es, auf Basis des tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolgs eine für beide Seiten tragbare Lösung zu ermöglichen.“

Die Umsatzpacht habe in der Höhe zu der von Breuninger aus den Vorjahren genannten Umsatzsumme gepasst, die Standgebühr hätte sich laut ihren Aussagen also nicht erhöht. Und weiter: „Wir wollten Herrn Breuninger deshalb mit einem umsatzabhängigen Pachtmodell entgegenkommen, um das Risiko eines nicht wirtschaftlichen Betriebes des Standes zu mindern. Im Falle eines schlecht laufenden Marktes wäre sein Risiko deutlich reduziert gewesen.“

So kannten ihn hunderttausende Gäste über die Jahrzehnte: Michael Breuninger 2024 in seiner Bude auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt.
So kannten ihn hunderttausende Gäste über die Jahrzehnte: Michael Breuninger 2024 in seiner Bude auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt. | Bild: Schuler, Andreas/Archiv

Danach richtet sich die Pacht

Nicht alle Standbetreiber erhalten laut der Betreiber identische Konditionen. Die Pachtgestaltung richte sich unter anderem nach Standort, Größe, Angebot und Attraktivität für den Gesamtmarkt. Summen werden nicht genannt, beide Seiten sind vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet. So oder so: Der Familienrat Breuninger beschloss nach dem Ende der Verhandlungen, nach 35 Jahren dem Lebenswerk ein Ende zu setzen.

„Für mich ist das Ganze noch nicht real. Ich hätte bis 75 weitergemacht“, sagt Michael Breuninger. „Doch jetzt habe ich meinen Gewerbeschein im Bürgeramt nach 40 Jahren abgegeben. 1985 haben wir mit dem Café Marktstätte begonnen. Das ganze Miteinander hat sich dermaßen verändert. Es ist sehr traurig.“ Er versucht nun, seinen voll ausgestatteten und funktionsfähigen Stand zu verkaufen.

Neben dem besonderen Glühwein wurde der Hut zu seinem Markenzeichen: Michael Breuninger verkaufte seit 1990 das Heißgetränk auf dem ...
Neben dem besonderen Glühwein wurde der Hut zu seinem Markenzeichen: Michael Breuninger verkaufte seit 1990 das Heißgetränk auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt. Er produzierte es stets selbst aus hochwertigem Rotwein und diversen Gewürzen. | Bild: Hanser, Oliver/Archiv

Doch er wolle keine schmutzige Wäsche waschen, „denn das würde mir nichts bringen und das würde auch nicht zu mir passen. Vielmehr möchte ich die 35 Jahre anständig beenden, und den Betreibern wünsche ich wirklich, dass sie glücklich und erfolgreich sein werden“. Die Veranstalter ihrerseits „bedauern sein freiwilliges Ausscheiden. Auf das Vertragsangebot, was ihn finanziell nicht schlechter gestellt hätte als in den Vorjahren, ist er aber nicht eingegangen“.