Immer wieder wird das Gespräch mit dem Graffitikünstler Jonas Rupp-Ullrich vom neugierigen Staunen der Passanten unterbrochen. Ihr Blick richtet sich auf den farbenfrohen Eingangsbereich des Kindergartens St. Stephan in Konstanz. Viel Lob erntet der 38-Jährige, der ursprünglich aus Konstanz stammt und mittlerweile als selbstständiger Künstler in der Bundeshauptstadt arbeitet.
Der Grund: Rupp-Ullrich gestaltet die Wände vor dem Eingang des Kindergartens ganz in seinem eigenen Stil – mit bunten Farben, verspielten Motiven und freundlichen Bären. Die Kindergartenleitung, bestehend aus Tobias Müller und Susanne Watzinger, hat dem Künstler freie Hand gelassen. Eine Entscheidung, die sich offenbar auszahlt.

Doch wie kommt ein Berliner Künstler dazu, einen Kindergarten in Konstanz zu verschönern? „Zufall“, sagt Rupp-Ullrich. Über einen Flyer erfuhr er, dass der Kindergarten einen Sprayer für ein Gestaltungsprojekt suchte. „Ich habe mich gemeldet und den Auftrag bekommen.“ Für ihn ist es ein Herzensprojekt: „Solche Aufträge, bei denen man kreativ völlig frei arbeiten darf, sind einfach die besten.“
Als wir ihn treffen, ist der zweite Tag des Projekts angebrochen. „Die erste Wand ist so gut wie fertig, nächste Woche beginne ich mit der anderen Seite.“ Insgesamt sind vier Tage für das Projekt eingeplant.
Auch Kindergartenleiter Tobias Müller zeigt sich bisher sehr zufrieden: „Mal schauen, wie es am Ende aussieht.“ Zusammen Susanne Watzinger hatte er die Idee, den Eingangsbereich neu zu gestalten. „Der sah einfach nicht mehr schön aus. Also haben wir den Flyer entworfen – und zum Glück jemanden wie Jonas gefunden. Jetzt hoffen wir, dass das Ergebnis lange schön bleibt.“
Das Projekt hat bereits Interesse geweckt: Andere Kindergärten in Konstanz haben sich bei Müller gemeldet. Sehr zur Freude von Rupp-Ullrich, der sich in Zukunft weitere Projekte in der Region vorstellen kann, denn er ist immer noch tief verbunden mit der Heimat. „Meine Familie und viele Freunde sind alle hier“, sagt der Künstler.
Graffiti-Kunst ist seine große Leidenschaft. Während andere Kinder Fußball spielten, griff er schon mit zehn Jahren zur Sprühdose und ist ihr bis heute treu geblieben. „Ich mache eigentlich jeden Tag nichts anderes“, erzählt Rupp-Ullrich, der unter dem Künstlernamen „Edga“ arbeitet. Wer mehr von seinen Werken sehen möchte, wird in den sozialen Netzwerken fündig – oder direkt in Konstanz: Ein Blick unter die Schänzlebrücke genügt.