45 Busfahrer bringen seit 7. August in 25 Bussen die Fahrgäste von Rheinfelden nach Waldshut. Wegen Arbeiten an den Gleisen und Weichen steht die Hochrheinbahn auf diesem Streckenabschnitt bis 9. September still. In zwei Linien – dem Bus C, mit allen Haltestellen der Regionalbahn 30 und dem Schnellbus B, analog zum schnelleren Interregioexpress 2, und dem – können die Fahrgäste mit dem Schienenersatz (SEV) ihr Ziel erreichen. Wie liefen die ersten Tage? Verantwortliche der Bahn, der Stadt Waldshut-Tiengen und Busfahrer ziehen Bilanz.

Wie läuft der Schienenersatzverkehr?

Am Montagmorgen waren Sven Frick, Angebotsplaner der DB Regio, und Peter Spiekermann, Werkstudent zur Qualitätssicherung SEV, in Waldshut an der Bismarckstraße vor Ort, um den Ablauf des SEV zu überprüfen. „Es ist wichtig, dass die Anschlüsse von Bus auf Zug und Zug auf Bus funktionieren“, erklärt Frick. In den Fahrplänen sei daher extra ein zeitlicher Puffer eingebaut worden.

„Der Schienenersatzverkehr läuft sehr stabil, die Kapazitäten sind ausreichend“, berichtet eine Bahnsprecherin am Donnerstag auf Nachfrage. Auch Uwe Böhler, stellvertretender Ordnungsamtsleiter der Stadt Waldshut-Tiengen, zieht ein erstes positives Fazit für Waldshut, wo die Ersatzbusse an der Bismarckstraße ankommen und abfahren: „Unser Konzept geht im Großen und Ganzen auf. Es sind weder Beschwerden eingegangen, noch gab es gefährliche Situationen.“

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Was sagen die Bahnnutzer?

Uwe Böhler, der täglich zwischen Bad Säckingen und Waldshut pendelt, zieht auch Bilanz als Bahnfahrer. „Ich bin überrascht, wie gut es läuft. Ich habe bisher noch keine Negativerfahrung gemacht.“ Zu Beginn hätten sich die Pendler etwas orientieren müssen, wo die Busse abfahren, aber mittlerweile sei eine gewisse Routine eingekehrt. Es habe bisher keine Verspätungen gegeben und immer genug Platz in den Bussen. „Pünktlichkeit, Sauberkeit und die Platzverhältnisse sind für mich als Nutzer zufriedenstellend.“

Der Schnellbus braucht eine knappe halbe Stunde von Bad Säckingen nach Waldshut, das sind rund zehn Minuten mehr als mit der Bahn. „Das ist verkraftbar. Man kann wirklich von Ersatz sprechen, weil die Taktung auch ähnlich ist“, sagt Böhler.

Welche Erfahrungen haben die Busfahrer gemacht?

„Am Montag musste es sich noch etwas einspielen, seitdem läuft es ganz gut“, sagt Niklas Kraus aus Bonndorf. Er ist seit 1991 Busfahrer und wird drei Wochen lang im Schienenersatzverkehr eingesetzt. In seiner aktuellen Schicht fährt er von frühmorgens bis nachmittags dreimal von Rheinfelden nach Waldshut – auf der Hinfahrt fährt er als Bus C alle Haltestellen an, auf der Rückfahrt hält er als Bus B nur in Bad Säckingen.

Busfahrer Niklas Kraus fährt am Tag drei Mal zwischen Waldshut und Rheinfelden hin und her.
Busfahrer Niklas Kraus fährt am Tag drei Mal zwischen Waldshut und Rheinfelden hin und her. | Bild: Völk, Melanie

Gibt es noch Verbesserungsbedarf?

Verbesserungsbedarf gibt es aus Sicht der Deutschen Bahn derzeit am Bahnhof in Bad Säckingen, wo es nur einen Bussteig für die Busse in beide Richtungen, also Rheinfelden und Waldshut, gibt. „Hier versuchen wir gerade, eine Lösung zu finden“, so die Bahnsprecherin.

Der Busbahnhof in Bad Säckingen. Hier soll es Nachjustierungen geben.
Der Busbahnhof in Bad Säckingen. Hier soll es Nachjustierungen geben. | Bild: Völk, Melanie

Der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Uwe Böhler nahm am Donnerstag Nachjustierungen in der Waldshuter Bismarckstraße auf Höhe der Ausfahrt von Justizvollzugsanstalt und Gerichtsgebäude vor. „Die Ausfahrt war manchmal durch die Ersatzbusse verstellt“, so Böhler. Gemeinsam mit einem Vertreter der SBG (Südbadenbus GmbH) hat er Anfang und Ende der Haltestellen genauer definiert.

Am Donnerstag bringt Uwe Böhler, stellvertretender Ordnungsamtsleiter der Stadt Waldshut-Tiengen, an der Bismarckstraße in Waldshut ...
Am Donnerstag bringt Uwe Böhler, stellvertretender Ordnungsamtsleiter der Stadt Waldshut-Tiengen, an der Bismarckstraße in Waldshut zusätzliche Markierungen an. | Bild: Völk, Melanie

Wie sieht es mit der Barrierefreiheit am Bahnhof Waldshut aus?

Ein Leser hat die Redaktion zu Beginn des Schienenersatzverkehrs darauf hingewiesen, dass der IRE aus Friedrichshafen in Waldshut auf Gleis 3 ankommt, aber in Richtung Friedrichshafen auf Gleis 1 abfährt. Zur Erinnerung: Das Gleis 1 ist barrierefrei erreichbar, die Gleise 2 und 3 nur über eine Treppe.

Gleis 2 und 3 am Waldshuter Bahnhof sind nur über eine Treppe erreichbar.
Gleis 2 und 3 am Waldshuter Bahnhof sind nur über eine Treppe erreichbar. | Bild: Jeremy Frank

„Wir können nicht alle Züge über Gleis 1 laufen lassen, weil wir Kreuzungen im Bahnhof Waldshut der einzelnen Interregioexpresse haben. Dazu brauchen wir zwei Gleise“, erklärt eine Bahnsprecherin. In diesem Fall habe es aber Nachjustierungen gegeben, sodass nun mehr Züge als vorher über das erste Gleis geführt werden. „Zudem haben wir Reiselenker vor Ort, die Menschen mit Rollstühlen, Gehbehinderungen oder Kinderwagen helfen“, so Sven Frick.

Gab es Vorkommnisse auf der Strecke?

Durch einen Unfall mit vier beteiligten Autos auf der B34 am Montag, 11. August, gegen 17.30 Uhr kam es auf der B34 in Richtung Bad Säckingen zu Stau. „Hier wurden die Busse umgeleitet, wodurch sie ungefähr fünf Minuten Verspätung hatten“, berichtet die Sprecherin der Bahn. Die Busfahrer, ein Großteil von ihnen ortsunkundig, seien laut Uwe Böhler im Vorfeld aber gut eingewiesen worden. „Selbst die ortsunkundigen Fahrer wussten sofort, wie sie reagieren müssen und sind die Umleitung gefahren. Das gefällt mir gut.“

Welche Erfahrungen ziehen die Verantwortlichen für die große Sperrung ab April 2026?

„Wir wollen die vier Wochen zum Testen für den großen SEV ab April 2026 für die Elektrifizierung der Hochrheinbahn nutzen“, erklärt Angebotsplaner Sven Frick.

Uwe Böhler weist darauf hin, dass es sich bei der aktuellen Sperrung nur um einen „SEV light“ handle. Wenn im April 2026 die Arbeiten beginnen, kommt zusätzlich auch noch der Verkehr aus Richtung Stühlingen/Erzingen/Lauchringen in Waldshut an. „Durch den jetzigen Schienenersatzverkehr können wir gute Erfahrungen sammeln, wie die Platz- und Mengenverhältnisse sind.“

Zwei Ersatzbusse in der Waldshuter Bismarckstraße.
Zwei Ersatzbusse in der Waldshuter Bismarckstraße. | Bild: Völk, Melanie

Nachjustierungen seien laut Böhlers Aussage bei den Haltestellen, dem Verlegen einzelner Buslinien oder durch Zufahrtsbegrenzungen möglich. „Es ist wichtig, dass wir 2026 ein Konstrukt haben, das für alle funktioniert – Busfahrer, Pendler und Schüler. Es ist wichtig, die Menschen während der Sperrung im ÖPNV zu halten und sie nicht an den Individualverkehr auf der B34 zu verlieren.“

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Wie fällt das Fazit aus?

Die Redaktion hat von Montag bis Donnerstag um 8, 11, 18 und 19 Uhr den Schienenersatzverkehr mit beiden Bussen in beide Richtungen getestet. Sowohl im Bus B mit Halt in Bad Säckingen als auch im Bus C mit Stopps an allen Haltestellen der Regionalbahn kamen die Busse immer pünktlich an, in manchen Fällen sogar deutlich vor der geplanten Ankunftszeit. In Bad Säckingen war mehrfach zu beobachten, dass Fahrgäste nicht genau wussten, in welchen Bus sie einsteigen müssen und sich daher bei den Fahrern rückversichert haben.

Aus den Erfahrungen empfiehlt es sich, rechtzeitig an der Haltestelle zu sein, da der Bus auch ein paar Minuten vor der Zeit abfahren kann.

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