Ein Dreivierteljahr vor dem Start des Schienenersatzverkehrs (SEV) für die Hochrheinbahn im Zuge von deren Elektrifizierung sehen die Verantwortlichen das Projekt als „gut aufgegleist“ an. Das nahmen die Kreisrätinnen und Kreisräte aus der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreistages mit. Darin stellte Lothar Probst, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Mobilität im Landratsamt Waldshut, das Großprojekt vor.

Der Tenor: Nach dem 26. April 2026, wenn die Strecke zwischen Rheinfelden und Erzingen für die Bauarbeiten zwecks Elektrifizierung und Ausbau komplett für teils mehr als ein Jahr gesperrt ist, wird es hart für die Region. Das wolle man „nicht schönreden“. Aber: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Und Probst sagte: „Ich bin zuversichtlich, dass das Ding klappt.“

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Die Arbeitsgruppe SEV, in der der Landkreis mitwirke, habe für die Region ein Konzept erarbeitet, das den Anforderungen gerecht werde – und das ein Dreivierteljahr vor dem Start. Wobei: In der Zeit zwischen dem 9. August und dem 7. September wird die Hochrheinstrecke zwecks Erneuerung von Gleisen und Weichen zwischen Rheinfelden und Waldshut auch schon gesperrt sein. Diese vier Wochen sehen die Verantwortlichen als eine Art Generalprobe an, für die Zeit der großen und langen Sperrung 2026/27. So könne man noch Erfahrungen sammeln und falls erforderlich „nachjustieren“, wie Probst sagte.

Züge vom Typ Mireo (hier am Bahnhof Offenburg) sollen ab Ende 2027 auf der Hochrheinbahn fahren.
Züge vom Typ Mireo (hier am Bahnhof Offenburg) sollen ab Ende 2027 auf der Hochrheinbahn fahren. | Bild: Hans Christof Wagner

„Durchhalten“ ist die Parole

„Die Vollsperrung der Hochrheinbahn ist sinnvoll, ja notwendig“, verteidigte er das Vorgehen. Aber auch klar: Die Gefahr ist gegeben, dass Berufspendlerinnen und -pendler ab April trotz des umfangreichen SEV wieder das Auto nehmen, um zum Job zu kommen. Dem wolle man entgegentreten, auch mit Ermäßigungen, Gutscheinen und Kooperationen mit der Schweizer Seite. Probst nannte das Car- und Bike-Sharing sowie die Bildung von Fahrgemeinschaften. „Durchhalten“ ist die Parole, um dann ab Ende 2027 in den Genuss elektrischer Züge vom Typ „Mireo“ zu kommen.

Mit drei Jahren „gut eingefahren“

Darin, dass diese die ersten Betriebsjahre über nicht neu, sondern mit maximal drei Jahren auf dem Buckel nur „neuwertig“ sind, sieht Probst kein Problem, im Gegenteil. „Züge haben eine Lebensdauer von 30 Jahren plus x“, sagte er. Wenn diese vor dem Einsatz auf der Hochrheinbahn schon anderswo gefahren sind, seien sie „gut eingefahren“ und hätten gewisse „Kinderkrankheiten“ bereits überwunden, führte Probst aus.

Ein Zug vom Typ Stadler Flirt EVO am Hauptbahnhof Zürich. Das Modell soll ab 2027 auf dem Hochrhein-Bodensee-Express zum Einsatz kommen.
Ein Zug vom Typ Stadler Flirt EVO am Hauptbahnhof Zürich. Das Modell soll ab 2027 auf dem Hochrhein-Bodensee-Express zum Einsatz kommen. | Bild: SBB

Anscheinend ist dies für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB aber kein Thema. Setzen sie für den von ihnen betriebenen und ebenfalls ab Dezember 2027 fahrenden Hochrhein-Bodensee-Express (HBE) doch auf fabrikneue Züge vom Typ „Flirt Evo“.

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Elektrische Züge vom Typ „Mireo“ bedienen ab voraussichtlich Ende 2027 auf der Hochrheinstrecke sowohl die Regionalbahn als auch den Regionalexpress. Damit möglich seien durch die Erhöhung der Bahnsteige barrierefreies Ein- und Aussteigen sowie eine bequemere Mitnahme von Fahrrädern, führte Probst aus. Letztere schloss er für die Zeit des Schienenersatzverkehrs aber aus.

Beim Schienenersatzverkehr für die Hochrheinbahn wird die Bismarckstraße in Waldshut eine zentrale Rolle spielen.
Beim Schienenersatzverkehr für die Hochrheinbahn wird die Bismarckstraße in Waldshut eine zentrale Rolle spielen. | Bild: Hans Christof Wagner

Lob und Respekt für Lothar Probst

Die Kreisrätinnen und Kreisräte zollten Probst Lob und Respekt, hatten aber auch kritische Anmerkungen. Ulrich Krieger, Bürgermeister von Laufenburg (CDU), sagte, dass ein Augenmerk darauf liegen müsse, dass die Schülerinnen und Schüler weiterhin pünktlich den Unterricht erreichten. Im Schülerverkehr gebe es womöglich noch Anpassungsbedarf.

Alexander Guhl, Bürgermeister von Bad Säckingen (SPD), sagte, dass die Akzeptanz für den Schienenersatzverkehr von der Kapazität der bereitgestellten Busse abhänge. Die Halte- und Umsteigestellen der Busse müssten gut beschildert sein. Es müssten dort auch Ansprechpersonen stehen, die vor Ort Auskunft erteilen, forderte Guhl. Petra Dorfmeister, CDU-Kreisrätin aus Höchenschwand und Erste Beigeordnete der Stadt Waldshut-Tiengen, sagte: „Gerade für Waldshut-Tiengen wird es eine Herausforderung werden, aber da müssen wir jetzt durch. Und es wird klappen.“