Es sind Geschichten wie diese, die Mut machen und die das Team auf dem Behringer-Hof bestärken: Als Tom (richtiger Name der Redaktion bekannt) zum ersten Mal zur tiergestützten Intervention auf den Behringer Hof kommt, spricht der fünf Jahre alte Junge nicht. Erst Pferd Monty schafft es, Tom zum Sprechen zu bringen. „Es brauchte fünf Besuche“, erinnert sich Heidi Behringer. Die Fachkraft für tiergestützte Intervention unterhält sich nicht direkt mit dem Jungen, sondern mit Monty. Schließlich beginnt Tom mit Monty zu sprechen.

Kinder öffnen sich beim Kontakt mit Tieren

„Es passieren täglich kleine Wunder“, weiß Heidi Behringer aus ihrer Arbeit auf dem Behringer-Hof. Denn „Tom und Monty“ sind nur eines der vielen Wunder, die sich auf dem Behringer Hof schon einstellten. Da ist zum Beispiel auch jener Junge, der keine Treppen steigt, dann aber über die Hühnertreppe marschiert, um einen Blick in den Hühnerstall zu werfen. Als „Türöffner“ bezeichnet Behringer jene Schlüsselmomente, die den Kern ihrer Arbeit ausmachen und auf den Therapeuten der verschiedenen Fachrichtungen weiter aufbauen können.

Der Besuch auf dem Behringer Hof ist ein Klassiker im Angebot des Laufenburger Sommerspaß (Lakiso). Foto: Reinhard Herbrig
Der Besuch auf dem Behringer Hof ist ein Klassiker im Angebot des Laufenburger Sommerspaß (Lakiso). Foto: Reinhard Herbrig | Bild: Reinhard Herbrig

Alles begann vor über 20 Jahren mit Kutschfahrten

Mit Kutsch- und Planwagenfahrten begann seinerzeit die Erfolgsgeschichte des Behringer Hofs. Im Jahr 2001 führten Heidi und Joachim Behringer ihre ersten Fahrten durch. Zu den Pferden gesellte sich im Laufe der Jahre viel anderes Getier: etwa Schafe, Hühner, Kaninchen, Schildkröten, Fische und auch Meerschweinchen.

Arbeit mit Kindern mit geistiger und körperlicher Behinderung

Die Arbeit verlagert sich in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen karitativen Einrichtungen immer mehr auf die tiergestützte therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die ein körperliches oder geistiges Handicap haben oder eine seelische Erkrankung. Im Jahr 2013 wird der Behringer-Hof auch zertifizierter Lernbauernhof, und längst kommen nicht nur Kinder und Jugendliche auf den Behringer Hof, sondern auch Eltern, Familien und Senioren. „Die Gemeinschaft wächst“, freut sich Behringer.

Auch Schulklassen und Kindergärten aus der ganzen Region besuchen den Behringer-Hof. Zusammen mit den Ferienkinder, Kindern der Mitmachtage und Kindern in der tiergestützten Intervention waren das im Jahr 2024 insgesamt 918 Kinder.

Förderverein soll Arbeit unterstützen

Vergangenes Jahr im Herbst stellte Heidi Behringer die Weichen für die Zukunft. „Es muss weitergehen hier auf dem Hof und alleine ist das nicht zu schaffen, nur in der Gemeinschaft. Deshalb haben wir im Oktober 2024 einen Förderverein gegründet“, erklärt Behringer. Neu ist jetzt, dass die Aktivitäten auf dem Behringer Hof Angebote des Fördervereins sind und von den karitativen Einrichtungen gebucht werden können, aber nicht mehr von ihnen ausgerichtet werden. Einzigartig bei den Angeboten ist, insbesondere auch bei den Freizeiten, dass die jeweiligen Betreuer ihre Schützlinge auch auf dem Hof begleiten können.

Mit der eigens von Heidi Behringer entwickelten Streichelschürze lassen sich Meerschweinchen und Kaninchen ohne Probleme streicheln.
Mit der eigens von Heidi Behringer entwickelten Streichelschürze lassen sich Meerschweinchen und Kaninchen ohne Probleme streicheln. | Bild: Behringer-Hof

Mensch und Tier stehen auf dem Behringer-Hof im Zentrum

Auf dem Behringer Hof stehen Mensch und Tier gleichermaßen im Zentrum der Arbeit. In der Praxis bedeutet das, dass eine Therapiestunde schon auch mal länger gehen kann, wenn zu erkennen ist, dass das Kind an diesem Tag mehr Zeit braucht. Oder dass das Kind alternativ etwas anderes tun kann, wenn es zum Beispiel so gar keine Lust auf eine Stunde mit dem Pferd hat. Für das Tier wiederum ist nach zwei Stunden Arbeit Schluss, und es geht wieder auf die Weide oder in einen Stall. „Das Tier ist ein hohes Gut, es wird nicht instrumentalisiert“, so Behringer.

Der Natur auf der Spur. Im Bild die beiden Praktikantinnen Michelle (links) aus Luxemburg und Luisa aus Wallbach.
Der Natur auf der Spur. Im Bild die beiden Praktikantinnen Michelle (links) aus Luxemburg und Luisa aus Wallbach. | Bild: Behringer-Hof

Wichtig ist Heidi Behringer auch, die Wertigkeit von Mensch und Natur zu vermitteln. Deshalb lernen die Kinder unter anderem auch, was so alles zu einem glücklichen Pferdeleben gehört: etwa das richtige Futter, Pflege, Bewegung, aber auch freundliche Worte. Die Kinder lernen auch, dass Schafe unsere Wohllieferanten sind, und wir ohne Hühner keine Eier hätten. „Oft geht es darum, wieder das Normale zu machen“, weiß Behringer.

Der Behringer Hof lädt regelmäßig zu Infotagen nach Hänner ein.
Der Behringer Hof lädt regelmäßig zu Infotagen nach Hänner ein. | Bild: Reinhard Herbrig

In diesem Sinne ist auch das Thema Sterben kein Tabu. „Wir vermitteln, dass ein Tier nie so alt werden wird wie wir“, erinnert Behringer an das Pony Mira, das kürzlich im Alter von 38 Jahren gestorben ist. Vielen Kindern war Mira im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen, nun hieß es Abschied nehmen.

Die gesamte Familie und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen Heidi Behringer bei ihrer Arbeit. Auch für sie gilt: Jeder macht, was er kann und will. Denn zupackende Hände werden überall gebraucht. Sei es in der Küche des Gemeinschaftsraums, im Stall oder bei den verschiedenen Angeboten. Für jeden verbindlich ist aber der „Hofführerschein“, ein Knigge für das gemeinsame Arbeiten und Miteinander.

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Wohltuende Pause vom Alltag

Für alle, die kommen, ist der Behringer-Hof eine wohltuende Pause vom Alltag, ein Rückzugsort. Auch für Lousia. Die 14-jährige Schülerin des Scheffel-Gymnasiums in Bad Säckingen war vor Kurzem für ihr Sozialpraktikum drei Tage auf dem Behringer Hof. „Es wie Urlaub hier“, erzählt Louisa begeistert – trotz Pferde striegeln und füttern, Boxen putzen, Stallgassen fegen, Gleichgewichtstraining und die Kleintiere mit Wasser zu versorgen.

Heidi Behringer (links) ist Vorsitzende des Fördervereins, Michelle Salg ist zweite Vorsitzende.
Heidi Behringer (links) ist Vorsitzende des Fördervereins, Michelle Salg ist zweite Vorsitzende. | Bild: Michelle Salg

Als großes Ziel für die Zukunft will Heidi Behringer erreichen, dass die Krankenkassen die Kosten für die tiergestützte Intervention für den Fall übernehmen, dass die Therapie zum Erfolg führt. „Bisher ist es eine Kann-Leistung der Krankenkassen. Die Kinder kommen dann, wenn Arzt und Therapeut nicht weiterwissen“, so Behringer. Und sie wünscht sich viele Mitglieder und Sponsoren für den neu gegründeten Förderverein.