Bad Dürrheim Hannah Arendt, eine meiner geistigen Lehrerinnen, hat das Buch „Vita activa“ geschrieben und in sehr konkreter Weise die Bedeutung des Tätigseins für das eigene Leben betont.
Die Grundlage der Existenz sollte die Arbeit sein, die das Einkommen sichert, um angemessen leben und handeln zu können. Es bedarf immer wieder großer gesellschaftlicher und persönlicher Anstrengungen, um arbeitsfähig und arbeitswillig zu sein. Jede, jeder muss einen Beitrag zum Bestehen und Überleben der Gesellschaft beitragen (Ausnahmen: Kinder, Alte, Kranke…). Arbeit gibt unter anderem Würde. Und ist die Würde nicht ein Verfassungsgesetz? Im „Reich der Notwendigkeiten“ (Karl Marx) soll die Erwerbsarbeit Grundlage des Konsums und der Teilhabe sein.
Eine höhere Stufe erreichen wir im „Herstellen“: Jenseits der Routinearbeiten, die zunehmend von Maschinen übernommen werden, gibt es in allen Bereichen Möglichkeiten für kreative, innovative Prozesse; ob in der Kunst, dem Haushalt, der Wirtschaft, in Wissenschaft oder beim Sport. Überall sind Aufgaben und Erfahrungen möglich, die der Persönlichkeit ihren besonderen Wert und ihre spezielle Bedeutung zusprechen. Hier hat auch das Handwerk seine „große Stunde“. Echtheit und Authentizität sind tragende Momente für diesen Bereich des Tätigseins. Das am meisten befriedigende Tun finden wir im selbst bestimmten Handeln, das auch als ein Akt des Zurückgebens von Leistungen an die Gesellschaft verstanden werden kann.
Das aktive Eintreten für andere Menschen ist Grundlage für ein gedeihliches Zusammenleben. Was tut den Menschen um mich herum gut? Was kann mein Beitrag zum Gelingen sein? Hier Entscheidungen zu treffen, die Friedlichkeit und Zuversicht fördern, ist eine Lebensaufgabe. Nach Hannah Arendt ist das Wesen des Menschen das verantwortliche Handeln; mit anderen Menschen die Welt zu gestalten, war ihr Ansinnen. Anerkennung und ein gutes Gewissen sind dann sehr tragfähige Fundamente für ein gutes Zusammen-Leben.