Mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, bedeutet für viele Menschen Freiheit. Am Konstanzer Döbele beinhaltet diese Freiheit auch die von Strom und Wasser. Das ist zumindest der Eindruck, den man auf Bewertungsportalen der Wohnmobilurlauber im Internet erhält.

Auf den Online-Plattformen „Stellplatz Radar“ oder „Park4night“, ärgern sich viele über das geringe Angebot auf dem zentral gelegenen Platz. Zwar sei die Lage top, aber der fehlende Zugang zu Strom, Wasser und der Müllentsorgung seien die 25 Euro pro Nacht nicht wert, so die Meinung vieler Nutzerinnen und Nutzer. Begriffe wie „unverschämt“ oder „unzumutbar“ sind da keine Seltenheit.

Diesen Ärger teilt auch ein Konstanzer, obwohl er selbst nicht von der Situation betroffen ist. Doch Andreas Kaltenbach ist nicht nur selbst gerne mit dem Wohnmobil unterwegs, sondern auch viele seiner Freunde. „Wohnmobilisten sind nicht unwichtig“, sagt er.

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„Hier ist nichts“, meint Kaltenbach im Gespräch mit dem SÜDKURIER auf dem Döbele. Das Einzige, was den Wohnmobiltouristen hier geboten werde, sei kostenloses WLAN und dass man Hunde mitbringen kann. Doch die Besucher könnten vieles in ihren Fahrzeugen nicht nutzen, da es keinen Strom gibt. Nicht einmal das Spülwasser könne entsorgt werden. Er findet, das mache keinen guten Eindruck. „Man steuert eine tolle Stadt an und dann bekommt man das“, so Kaltenbach.

Familien sind mit Wohnmobilen unterwegs

Dabei seien die Wohnmobilisten ein wichtiger Teil des Tourismusgeschäfts, denn auch diese Besucher bringen Geld in die Stadt. „Es gibt eine Million Wohnmobile, allein in Deutschland“, sagt der Konstanzer. Besonders Familien mit Kindern und Hunden seien oft damit unterwegs.

Dabei sei es keine Seltenheit, dass diese Menschen in kleineren Etappen unterwegs seien und für eine oder ein paar Nächte einen Parkplatz nutzen. Für solche kurzen Besuche würde sich laut Kaltenbach niemand einen Campingplatz suchen. Zumal diese im Sommer auch ausgebucht seien.

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Nicht alles muss perfekt sein

Am Döbele stört ihn besonders die Sanitäranlage. Immerhin sei eine vorhanden, doch wirklich gut sei diese nicht. „Ich würde da nicht die Zähne putzen“, sagt Kaltenbach. Denn die Anlage sei nicht in gutem Zustand und stinke.

Dabei bräuchten die Wohnmobiltouristen eigentlich nicht viel, meint Andreas Kaltenbach. Und sie machen sich auch keine Illusionen: „Man weiß, hier mitten in der Stadt, da ist es laut, da ist nicht alles perfekt“, sagt er. Aber darum gehe es nicht.

Das Sanitärhäuschen am Döbele ist laut Andreas Kaltenbach kein Ort an dem sich Wohnmobilisten gerne die Zähne putzen.
Das Sanitärhäuschen am Döbele ist laut Andreas Kaltenbach kein Ort an dem sich Wohnmobilisten gerne die Zähne putzen. | Bild: Moritz Stein

Gute Beispiele in der Region

Denn an anderen Orten in der Region funktioniere es auch. Als Beispiele dafür nennt Kaltenbach Radolfzell und insbesondere Bad Dürrheim. Dort gibt es einen sogenannten Wohnmobilhafen und vor Ort hat der Konstanzer bereits gute Erfahrungen gemacht.

Nicht nur gebe es an dem Platz Zugang zu Wasser und Entsorgungsmöglichkeiten, sondern auch zusätzlich eine kleine Besonderheit. Die Gäste erhalten mit dem Parkticket Eintritt in die dortige Therme Solemar, die direkt neben dem Wohnmobilhafen liegt. „Das ist Gastfreundschaft“, meint er. „Da fühlt man sich willkommen.“

(Archivbild von 2022) Eine Parkfläche des Reisemobilhafen Bad Dürrheim von oben.
(Archivbild von 2022) Eine Parkfläche des Reisemobilhafen Bad Dürrheim von oben. | Bild: Hans-Jürgen Götz | SK-Archiv

Tatsächlich kann jede Person, die in einem Wohnmobil dort übernachtet, für drei Stunden am Tag in die Therme, wenn sie länger als eine Nacht bleiben. Dort können die Besucher auch die Dusche nutzen. Immer wieder würden dann die Gäste auch noch Saunabesuche zusätzlich buchen.

Geld ist nicht das Problem

Außerdem biete der Platz auch mehr Grünflächen, erzählt Kaltenbach. Das trage ebenfalls zur Attraktivität des Platzes bei. Auch Strom für die Wohnmobile gibt es dort. Dieser kann für 3,50 Euro pro Nacht hinzugebucht werden. Die Stellgebühr für mehrere Nächte beträgt 19 Euro. Plus 5,50 Euro für jede weitere Person. Zusätzlich muss noch die Kurtaxe entrichtet werden.

„Das ist kein Problem für Wohnmobilisten“, sagt Andreas Kaltenbach. Jeder, der mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sei sich bewusst, dass das einiges an Geld kostet, meint der Konstanzer. Und das seien die Touristen auch bereit zu zahlen, wenn die Leistung dafür stimme und die Anlagen sauber seien. Auch für Toiletten zu bezahlen, sei kein Problem.

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Neuer Stellplatz für Konstanz

Entsprechend wird der Platz in Bad Dürrheim auch bewertet. Der Reisemobilhafen auf der Baar erreicht 3,9 Sterne auf der Plattform „Stellplatzradar“. In Konstanz sei die Situation anders. Dort werde schon die Müllentsorgung zur Herausforderung. Dabei seien Wohnmobil-Gäste laut Kaltenbach sehr saubere Menschen, die auf ihre Umwelt achten und ihre Sachen nicht einfach in die Natur schmeißen.

Für das geringe Angebot auf dem Döbele sieht der Wohnmobilbesitzer wenig Chancen auf Verbesserung. Zudem wird hier eine Bebauung geplant – samt Mobilitätshaus. Sein Vorschlag daher: Am Konstanzer Flugplatz könnte eine Reihe mit Wohnmobilstellplätzen geschaffen werden, mit der entsprechenden Infrastruktur. Von dort aus kommen die Gäste auch schnell in die Stadt, es gebe mehr Natur drumherum und einen ordentlichen Platz. An der Einfahrt könnte eine Schranke stehen, damit jeder auch die Gebühr entrichtet.

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In Konstanz liege laut Kaltenbach zu viel Fokus auf Hotelübernachtungen. Es gebe Betten aller Art, aber Wohnmobile seien nicht zu vernachlässigen. Wir haben auch die Stadt Konstanz um Stellungnahme zu diesem Thema gebeten. Ihre Reaktion wird veröffentlicht, sobald diese vorliegt.