Die Konstanzer Gemeinderätin Dorothee Jacobs-Krahnen brachte gegenüber dem SÜDKURIER neulich auf den Punkt, was wohl einige Fahrgäste denken: „Wenn möglich, meiden wir die Schwarzwaldbahn.“ Der Ruf der Verbindung ist wegen fehlender Zuverlässigkeit und schlechtem Zustand der Züge stark ramponiert.
Auch deswegen hat der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz an Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) geschrieben. Die Hauptfrage: Was macht das Land konkret, um die DB Regio als Betreiber der Schwarzwaldbahn zu besserer Leistung zu bringen? Denn immerhin hat das Land im vergangenen Jahr selbst entschieden, dass die schon damals in der Kritik stehende DB Regio noch bis mindestens 2029 die Schwarzwaldbahn betreiben darf.
Die Antwort des Verkehrsministers, die dem SÜDKURIER vorliegt, enttäuscht Storz jedoch. Zwar räumt Hermann im Brief selbst ein, das im April, Mai und Juni die Sauberkeit und Gesamtzufriedenheit der Schwarzwaldbahn-Fahrgäste niedriger ist als im Vorjahr, die Pünktlichkeit sogar deutlich niedriger. Doch die Antwort lasse nicht den ernsthaften Willen erkennen, Verbesserungen durchzusetzen, so Storz.
Stattdessen gibt es nun noch eine neue, kurios anmutende Erklärung für die Probleme der Verbindung: zu wenig Regen. Hintergrund ist die verpatzte Sanierung der Bergstrecke zwischen Hornberg und St. Georgen im Jahr 2021. Die neuen Schienen erhöhten die Abnutzung der Räder der Schwarzwaldbahn-Züge dramatisch, der Wartungsaufwand stieg deutlich.
Es ist zu trocken für die Schwarzwaldbahn
In wochenlangen Sperrungen wurde versucht, dieses Problem wieder zu beseitigen. Offensichtlich ist das auch vier Jahre später noch nicht gelungen. Stattdessen nun die Erklärung des Verkehrsministers mit Verweis auf DB Regio: Da es zuletzt trocken gewesen sei, sei der Verschleiß nun wieder höher und damit auch der Wartungsaufwand.
Deswegen fehlten bei Schwarzwaldbahnen immer wieder einzelne Waggons. Zu den vielen bekannten Problemen der Verbindung kommt jetzt also noch eines: der Sommer. „Jetzt wird auch noch die Witterung als Grund vorgeschoben“, kritisiert Storz.
Die DB Regio hat nach Landesangaben mit verkürzten Zügen oder Einsatz älterer Modelle auf die Abnutzungsprobleme reagiert. Damit sei der Anteil selbstverschuldeter Ausfälle zurückgegangen, Hermann bezeichnet die Ausfallquote aber weiterhin als hoch.
Weniger Strafen, weil die Strecke so schlecht ist
Diese Quote ist deswegen relevant, weil das Land im vergangenen Jahr höhere Strafen festgelegt hat, wenn die DB Regio im regionalen Schienenverkehr keine ausreichende Leistung erbringt. Nur greifen diese auf der Schwarzwaldbahn nach Angaben von Storz kaum, weil Teile der schlechten Leistung auf das Schienennetz zurückzuführen sind.
Die bizarre Situation: Für die DB Regio als Teil des Konzerns Deutsche Bahn bleibt ihre Schlechtleistung folgenloser, weil ein anderer Teil des DB-Konzerns, die DB InfraGo und ihr Vorgänger DB Netz, beim Streckenunterhalt noch schlechtere Arbeit machte und macht.
Die DB hat bereits mehrfach angekündigt, an ihrem Zugmaterial festzuhalten. Wohl erst 2029 wird sich durch neue Ausschreibungen signifikant etwas ändern. Bis dahin dürfe das Land nicht zusehen, wenn sich die Qualität auf der Schwarzwaldbahn verschlechtere, fordert Storz.
Er wünscht sich mehr Engagement von Minister Hermann. Dessen Ministerium hatte gegenüber dem SÜDKURIER zuletzt erklärt, man wolle die Leistung weiter überwachen und mit der Bahn nach Lösungen suchen.