Ob bei der Feuerwehr, im Tierschutz oder beim Sport: Viele Vereine in der Region haben Probleme, Nachwuchs zu finden. Haben junge Leute etwa keine Lust mehr, sich ehrenamtlich zu engagieren? Schaut man sich den Turn- und Sportverein (Tus) Gottmadingen an, bewahrheitet sich diese Vermutung auf jeden Fall nicht.

Denn unter den acht Vorstandsmitgliedern sind fünf junge Frauen unter 30 Jahren. Sie engagieren sich im Verein nicht nur beim Sportangebot, sondern investieren nun zusätzlich ihre Freizeit in die Vorstandsarbeit. Aber was motiviert sie dazu und wie schafft der Verein das, was bei vielen anderen ein Problem ist?

„Ich mache täglich etwas für den Tus“

Die fünf jungen Vorstandsmitglieder sind schon seit Längerem im Verein aktiv. „Wir waren fast alle bereits als Kinder hier“, erzählt Alexa Zanger. Die 28-Jährige ist die neue Schriftführerin. Gemeinsam mit den anderen jungen Frauen wurde sie bei der Hauptversammlung im Juni für zwei Jahre in den Vorstand gewählt. Neben ihr sind Alina Dittrich (24, Beisitzerin Öffentlichkeitsarbeit), Jana Lederle (26, Beisitzerin Eventmanagement) und Hannah Paul (19, Beisitzerin Jugend) neu im Vorstand. Cora Mattes (22) war bereits vorher als Beisitzerin dabei und wurde zur Vorsitzenden gewählt.

Der neue Vorstand des TuS Gottmadingen mit Unterstützung der Geschäftsstelle (von links): Alexa Zanger, Hannah Paul, Jana Lederle, Cora ...
Der neue Vorstand des TuS Gottmadingen mit Unterstützung der Geschäftsstelle (von links): Alexa Zanger, Hannah Paul, Jana Lederle, Cora Mattes, Alina Dittrich, Silke Schwarz, Volker Endres, Walter Kahl und Thomas Lüders. | Bild: Verein

Seit ihrem Amtsantritt gibt es für die jungen Mitglieder einiges zu tun. Neben den Vorstandssitzungen, die alle vier Wochen stattfinden, falle auch zwischendrin regelmäßig Arbeit an. „Ich mache täglich etwas für den Tus, mindestens eine Stunde“, sagt beispielsweise Mattes. Je nach Rolle und aktueller Lage schwanke der Arbeitsaufwand. So gebe es derzeit etwa für Hannah Paul alle Hände voll zu tun, da sie das Sommerfest des Vereins organisiert. „Aber es ist kein Pflichtgefühl, ich mache das gerne“, sagt die 19-Jährige.

Sie wollen etwas zurückgeben

Doch was hat die jungen Frauen dazu motiviert, Verantwortung im Vorstand zu übernehmen? Für Mattes habe es nicht viel zu überlegen gegeben: „Ich mache die Dinge einfach.“ Für die 22-Jährige sei die Arbeit im Verein eine Chance, um sich persönlich weiterzuentwickeln und ihre vielen Ideen einzubringen. Vor allem möchte sie den heutigen Kindern das ermöglichen, was auch sie als Kind im Verein erleben durfte.

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Zanger sieht das genauso: „Ich finde es wichtig, dass die neuen Kinder auch ein tolles Sportprogramm haben.“ Für Dittrich war es zudem wichtig, für die jungen Vereinsmitglieder einen nahbaren Vorstand zu schaffen. Außerdem hätten sie sich gegenseitig motiviert. „Cora war für mich ein Vorbild und ich wollte mich dann auch engagieren“, erklärt beispielsweise Hannah Paul und ergänzt: „Für einen selbst ist es eine tolle Erfahrung, diese Verantwortung zu übernehmen.“

Wie junge Menschen Vereine voranbringen

Dass sich der Vorstand nun deutlich verjüngt hat, sehen alle fünf Frauen als wichtigen Schritt für den Verein. „Die Aktivität von Kindern und Jugendlichen geht zurück. Wir wollen als Vorbild für die jungen Leute da sein“, erklärt Mattes. Sie hoffen, dass sie auch andere junge Menschen motivieren können, sich ehrenamtlich zu engagieren. Außerdem würden sie frischen Wind und neue Ideen in den Verein bringen, etwa im Bereich sozialer Netzwerke oder bei der Internetseite des Vereins. Das könne dazu beitragen, den Verein weiterzuentwickeln und attraktiv zu halten.

Auch Walter Kahl, Geschäftsführer des Tus, freut sich über die Entwicklung. Der 70-Jährige gehört mit dem 71-jährigen Volker Endres (Vize-Vorsitzender) und dem 58-jährigen Thomas Lüders (Kassier) schon länger dem Vorstand an. „Es ist super, dass sich der Vorstand seit der letzten Wahl so verjüngt hat“, so der Geschäftsführer. „Das ist jetzt eine ganz neue Dynamik.“ Es habe auch vorher funktioniert, aber durch die neuen Vorsitzenden sei der Vorwärtsgang eingelegt worden. „Sie erledigen alle Aufgaben sehr schnell und man merkt, es geht voran“, sagt Kahl.

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Warum funktioniert das beim Tus Gottmadingen?

Viele Vereine haben jedoch Schwierigkeiten, Nachwuchs für Aufgaben wie die Vorstandsarbeit zu gewinnen. So erklärte beispielsweise Markus Kaupert vom Männergesangsverein Raithaslach 2023 im Zuge der SÜDKURIER-Vereinsserie, dass sein Verein große Probleme habe, Nachwuchs zu finden. Auch Matthias Preis vom Jugendtreff Bömmle in Mühlhausen-Ehingen sprach von Nachwuchssorgen.

Warum es dem Tus gelingt, junge Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern? Aus Sicht der Frauen liegt das vor allem daran, dass der Verein ihnen früh Verantwortung überträgt. „Im jungen Alter werden die Mitglieder schon eingebunden und dann wollen sie sich auch später engagieren“, sagt Lederle.

Ein weiterer Grund sei der große Kinderturnbereich, der Angebote für alle Altersgruppen biete und so eine langfristige Bindung zum Verein ermögliche. „Man bleibt so automatisch mit dabei“, sagt Zanger. Außerdem gebe es viele Veranstaltungen, durch die der Verein nach außen sichtbar wird und für die Kinder verbindende Erlebnisse schaffe.

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Trotz der positiven Entwicklung sei auch der Tus noch nicht am Ziel. So gebe es gerade bei jungen Ehrenamtlichen auch Unsicherheiten, etwa durch einen möglichen Umzug. „Auf der Suche nach Freiwilligen ist man eigentlicher immer“, macht Zanger deutlich.