Langsam kommt Ruhe ins Dorf, jedenfalls, was den Verkehrslärm angeht. In zahlreichen Sitzungen hatte sich der Gottmadinger Gemeinderat im Rahmen des Lärmaktionsplanes mit der Frage beschäftigt, in welchen Bereichen durch Temporeduzierung die Lebensqualität der Anwohner verbessert werden kann. Und weil sich solche Fragen nicht nach Gutdünken oder einem Bauchgefühl beantworten lassen, wurde der gesamte Entscheidungsprozess von entsprechenden Lärmmessungen begleitet. Das Büro Rapp hat diese Untersuchungen durchgeführt. Nun präsentierte Wolfgang Wahl von der Rapp AG den Räten die Ergebnisse der vierten und vorerst letzten Stufe und stellte seine Wirkungsanalyse zur Diskussion.
Im Rat verlief die Diskussion über dieses Thema ruhiger als in früheren Sitzungen. Damals gingen die Meinungen über den Sinn von Tempo-30-Zonen oft noch weiter auseinander. Da wurde Grundsätzliches zwischen Auto- und Radfahrerlobby ausgetauscht. Während die Einen stockenden Verkehr in der Hauptstraße befürchteten, setzten sich die Anderen gerade für die Verlangsamung ein. Um solchen Auseinandersetzungen vorzubeugen, erinnerte Wolfgang Wahl gleich zu Beginn der Aussprache: „Es muss eine ermessensfehlerfreie Entscheidung getroffen werden.“ Das bedeutet nichts anderes, als dass die persönlichen Interessen in einer Rats-Abstimmung hintan gestellt werden müssen.

Man spürte die Routine in der Abwägung. Die Praxis zeigt in den bereits eingerichteten Zonen in Randegg oder in der Hauptstraße, dass die Reduktion der Verkehrsgeschwindigkeit tatsächlich mehr Ruhe für die Anwohner bringt, ohne große Rückstaus zu verursachen. Nun ging es um weitere Bereiche in der Randegger Straße innerorts, im westlichen Teil der B 34 bis zum Ortsausgang, im östlichen Bereich der Hauptstraße von der Einmündung Roseneggstraße bis zur Ampel auf Höhe des Industriegebietes und in der Hilzinger Straße.
Wolfgang Wahl analysierte die Lärmmessungen in all diesen Bereichen akribisch und zeigte den Räten nun auf, wie viele Anwohner von gesundheitsschädlichem Lärm betroffen sind. Dabei wird nach Tages- und Nachtzeiten unterschieden. Als schädlich gilt Lärm am Tag, wenn er 65 Dezibel (dBA) und nachts 55 dBA überschreitet. Immerhin 450 Personen sind derzeit nachts von solchen Werten betroffen. Tagsüber leiden in betreffenden Gebieten 360 Gottmadinger am Verkehrslärm. Daher kommt Wolfgang Wahl zu dem Schluss, dass die Betroffenheiten oberhalb dieser Werte durch die Tempo-Reduktion auf 30 Stundenkilometer um 60 Prozent verringert werden könnten. Grundsätzlich weist der Experte darauf hin: „Alle profitieren von Tempo 30, weil es dann ruhiger wird.“ In manchen Bereichen, wie in der Hilzinger Straße ab Gebsensteinstraße, sei es aber Ermessensache, weil dort die Häuser Richtung Ortsausgang einen großen Abstand zur Straße haben.
Tempo 30 ist Vorteil für viele Anlieger
In der Diskussion machte Markus Dreier deutlich, dass die SPD-Fraktion schon immer für Tempo 30 auf Gottmadingens Straßen plädiert habe. Das sei eine gute Maßnahme zur Lärmminderung. Für die Freien Wähler (FWG) plädierte Stefanie Brachat dafür, die Hilzinger Straße nur von der Ortsmitte bis zur Bahnunterführung mit Tempo 30 zu belegen und danach weiter bei 50 Stundenkilometern zu bleiben. Bernd Schöffling hatte mit seinen CDU-Kollegen über die Hilzinger Straße diskutiert. „Autofahrer sind vielleicht ein paar Minuten schneller, wenn wir bei Tempo 50 bleiben; Tempo 30 würde aber ganzjährige von Vorteil für ein paar Hundert Anlieger sein.“ Norbert Fahr (FWG) sprach sich grundsätzlich gegen Tempo 30 in der Hilzinger Straße aus. Er ist der Meinung, dass die Lärmmessung das nicht hergebe. Unstrittig war für fast alle, das in der Randegger Straße innerorts nur noch 30 Stundenkilometer gefahren werden soll.

„Wir als Lärmschützer sehen die Temporeduzierung als absolut sinnvoll an“, warf Wolfgang Wahl in die Diskussion ein. ‚Die Überwachung der Tempo-Reduzierung ist aber eher ein Problem.‘ Am stärksten Betroffen seien die Anlieger rund um den Knotenpunkt in der Ortsmitte, sagte der Fachmann.
Weil bei einigen Vorschlägen des Lärmschützers die Meinungen weit auseinander gingen, schlug Bürgermeister Michael Klinger für die Abstimmung die Unterteilung der Straßen in Abschnitte vor. Das sollte sich als praktikabel erweisen.