Weite, nahezu baumfreie Flächen, kalte Winde, hier und da ein Schneehase – so sah der Hegau vor circa 16.000 Jahren aus. Ungefähr seit dieser Zeit ist die Region für Menschen bewohnbar. „Vorher war hier alles von Gletschern bedeckt“, sagt Nuria Schäfer. Die Archäologin arbeitet im Hegau-Museum in Singen und erklärt, dass das Gebiet erst mit steigenden Temperaturen von dem Eis befreit und damit zugänglich für Menschen geworden ist.
Denn auch als die ersten Menschen ins Hegau kamen, sei es noch deutlich kälter als heute gewesen, erläutert die stellvertretende Museumsleitung Nuria Schäfer. Das habe sich natürlich ebenfalls in den Nahrungsquellen der Menschen in der Altsteinzeit widergespiegelt. Sie hätten sich in dieser Zeit hauptsächlich von Rentieren ernährt, so die Expertin. Auch Schneehasen, Schneehühner und Wildpferde hätten auf ihrem Speiseplan gestanden.
„Die Menschen damals waren sogenannte Jäger und Sammler“, beschreibt sie. Sie hätten von der Jagd und dem Sammeln verschiedener Kräuter, Wurzeln und Beeren gelebt. Die wichtigste Fundstelle für Rückschlüsse über diese Zeit sei der Petersfels im Brudertal bei Engen.
Veränderungen ab der Mittelsteinzeit
Nuria Schäfer erläutert, dass es während der Mittelsteinzeit (im Hegau vor circa 11.000 Jahren) nur kleinere Veränderungen bezüglich der menschlichen Ernährung gegeben habe. Erst Einflüsse aus dem Orient, vor circa 7500 Jahren, hätten zu einem existenziellen Wandel geführt. Dabei seien gezähmte Tiere erstmals in die Region gebracht worden. Diese Phase stelle den Übergang zur Jungsteinzeit dar.
Auch das Domestizieren von Pflanzen, also das gezielte Anbauen, sei in dieser Zeit begonnen worden. Hierzu zählen beispielsweise Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, aber auch Getreide wie Gerste, Einkorn und Emmer.

So seien nach und nach Ackerbau und Viehzucht entstanden, wodurch die Menschen im Hegau schließlich sesshaft geworden sind. „Weitere große Veränderungen sind mit den Feldzügen der Römer und zuletzt mit dem Einfluss Amerikas gekommen“, erläutert Schäfer.
Deutsche Tradition also gar nicht so deutsch?
Spargel, Kartoffel und Sauerkraut kommen vielen Menschen in den Sinn, wenn es um typisch deutsche Lebensmittel geht. Vor allem Kartoffeln gibt es in Deutschland in verschiedensten Variationen. Doch streng genommen seien diese Lebensmittel vielleicht typisch, jedoch nicht ursprünglich deutsch, klärt Nuria Schäfer auf. Über die Römer seien Kohl und Spargel vor circa 2000 Jahren nach Deutschland gelangt. Das gilt auch für andere Lebensmittel, die aus unserem heutigen Leben kaum noch wegzudenken wären. Dazu zählen Spargel, Olivenöl, Tomaten, Paprika, aber auch die Traube.
Schäfer schildert, dass die Kartoffel sogar noch später in diese Region gekommen sei: circa ab dem 15. Jahrhundert durch amerikanische Einflüsse. Seither haben sich all diese Lebensmittel nach und nach zu einem festen Bestandteil der deutschen Ernährungskultur entwickelt.
Wer die anstehenden Sommerferien dazu nutzen möchte, mehr über die regionale Geschichte zu erfahren, kann das im Hegau-Museum in Singen tun. Das Museum öffnet Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Montag ist Ruhetag. Der Eintritt ist frei.