Mit der Fortschreibung des Lärmaktionsplans sollen noch drei weitere Straßen in Singen zu Tempo-30-Zonen werden. Die Maßnahme zum Lärmschutz wird die Anwohner der Ringstraße, der Romeiasstraße und der Kreuzensteinstraße freuen. Doch nicht alle Mitglieder des Bauausschusses haben diese neue Geschwindigkeitsbegrenzung dort als angebracht erachtet. Final abgestimmt wird am Dienstag, 8. Juli, im Gemeinderat, bevor eine Anhörung der Öffentlichkeit eingeleitet wird.

„Unsere letzte Fassung des Lärmaktionsplans vom 26. Juli 2022 war ein großer Wurf zur Lärmminderung“, sagte der Leiter des Fachbereichs Bürgerservice, Ordnung und Recht, Torsten Kalb. In Singen sei das System zur Lärmreduktion in der Kernstadt schon sehr geschlossen. Noch nicht dabei sind momentan die Ringstraße ab der Widerholdstraße bis zur Ekkehardstraße, die Kreuzensteinstraße sowie die Romeiasstraße. Das soll sich mit der Fortschreibung des Lärmaktionsplans in der vierten Stufe bald ändern.

Stadt Singen hat keine Wahl

Dabei sei Singen als große Kreisstadt mit sechs Stadtteilen und nahezu 50.000 Einwohnern nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) verpflichtet, einen Lärmaktionsplan aufzustellen und spätestens alle fünf Jahre zu überprüfen. 2009 wurde der erste Plan erarbeitet. Vor drei Jahren wurden gemäß der Rechtsprechung weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Tempo-30 aus Lärmschutzgründen beschlossen.

Wegen neuer EU-Vorgaben wurden auch die Lärmkarten vollständig aktualisiert. „Laut der Lärmkartierungskarte Baden-Württemberg am Ende der Studie des Büros Fichtner sind die Gebiete in unmittelbarer Nähe der Autobahn sehr belastet, ansonsten gibt es im Stadtgebiet keine Ausreißer“, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit.

Drei Ausschussmitglieder sind nicht überzeugt

Die nun neu tempo-reduzierten Straßen müssten mit rund 8000 Fahrzeugen täglich eigentlich nicht zur Tempo-30-Zone werden, wenn man nur das reine Fahrzeugaufkommen betrachtet. „Wir machen es trotzdem, weil der Wunsch aus der Bürgerschaft da ist“, betont Oberbürgermeister Bernd Häusler. Drei Stadträte – Kirsten Brößke (FDP), Markus Weber (Neue Linie) und Klaus Niederberger (CDU) – stimmten der Ausweitung der Tempo-30-Zone für diese drei Straßen nicht zu, alle anderen zehn Ausschussmitglieder schon.

Das Verkehrsschild gibt eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde an.
Das Verkehrsschild gibt eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde an. | Bild: Stefan Sauer

Anwohner schildert, wie Tempo 30 wirkt

Dass die Ringstraße nun auch zur Tempo-30-Zone werden soll, freut Anwohner wie Nikolas Baur. Er wohnt mit seiner Familie in der Nähe der Kreuzung von Ring- zur Freiheitstraße. Als die Freiheitstraße vor einiger Zeit zur Tempo-30-Zone wurde, habe er nicht verstanden, warum die Ringstraße ab der Widerholdstraße ausgenommen war. „Seit in der Freiheitstraße Tempo 30 ist, können wir uns auf dem Balkon, der in diese Richtung geht, gut unterhalten. Das war vorher kaum möglich“, sagt Baur.

Die Lärmbelästigung habe sich dadurch wirklich gebessert. Zur Ringstraße hin hat er in den Schlafräumen extra Lüfter installieren lassen, damit man nachts nicht die Fenster aufmachen muss. „Besonders die Motorengeräusche beim Anfahren an der Ampel sind störend“, so Baur.

Eine Studie, auf die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit dieser Grafik verweist, erklärt die Auswirkung von Tempo-30 in Städten.
Eine Studie, auf die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit dieser Grafik verweist, erklärt die Auswirkung von Tempo-30 in Städten. | Bild: VCD

Die Fortschreibung des Lärmaktionsplans führt dazu, dass die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde dann in der gesamten Nordstadt greift. Ausgenommen sind nur gänzlich unbebaute Straßenabschnitte oder das an Waldgebiete und Kleingarten- und Sportanlagen angrenzende Teilstück der Bruderhofstraße zwischen Fichte- und Schauinslandstraße.

Tempo 20 in den verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen

Durch die Hinzunahme der Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 in der Romeias- und Kreuzensteinstraße gilt dann außerdem in der gesamten Innenstadt von Singen in den Durchgangs- und Querstraßen und Tempo 20 in den verkehrsberuhigen Geschäftsbereichen, die an die Fußgängerzonen angrenzen.

Ausnahmen sind die Bahnhofstraße zwischen Alpenstraße und Güterstraße und in der an das Industrie- und Gewerbegebiet angrenzenden Aluminiumstraße und der an dem Hallenbad/Sportgelände vorbeiführenden Radolfzeller Straße von der Ekkehardstraße/Waldeckstraße bis zum Ortsausgang, wo noch uneingeschränkt Tempo 50 gilt. In Wohngebieten, wo Schrittgeschwindigkeit vorgesehen ist, gilt diese natürlich weiterhin.

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Auf der stark befahrenen Hauptstraße gilt von 20 bis 6 Uhr Tempo 30, tagsüber ist von 6 bis 20 Uhr Tempo 50 erlaubt. Dies gilt ebenso für die Hohenkrähenstraße und die Schaffhauser Straße zwischen Uferweg und Hauptstraße.

Weitere Tempolimits sind aktuell nicht geplant

Aktuell laufe in Singen die Fortschreibung des Lärmaktionsplans Stufe IV mit dem Bericht zur Offenlage. Geplant sei nun ein Lückenschluss auf Tempo 30 in den vielbefahrenen Straßen der Innenstadt – wie Romeias- und Kreuzensteinstraße – sowie in der unteren Nordstadt an der Ringstraße. „Hiermit sollen auch die dort wohnenden Menschen wirksam und kostengünstig vor gesundheitsschädlichen Lärm geschützt werden“, so die Pressestellte.

Außer den drei genannten Straßen sollen keine weiteren Tempolimits durch die Fortschreibung des Lärmaktionsplans in Singen eingeführt werden.