Auffallend viele rote Einsatzwagen kurven derzeit mit Blaulicht und Martinshorn durch die Straßen. Die Singener Feuerwehr vermeldete in den vergangenen Monaten mehr Einsätze als normalerweise. Die Freiwilligen kommen ganz schön an ihre Grenzen. Aber das ist nicht in allen Hegau-Gemeinden der Fall, wie eine Nachfrage bei den zuständigen Feuerwehrkommandanten zeigt.

Laut Singens Feuerwehrkommandanten Mario Dutzi gab es in den vergangenen Monaten einige Einsätze im Stadtgebiet. „Mit einem Schnitt von 50 Einsätzen pro Monat ist eine leichte Steigerung von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu bemerken“, sagt er. Doch einen bestimmten Grund gebe es dafür nicht. Die Einsätze seien völlig unterschiedlich und zusammenhangslos. „Meistens rücken wir für technische Hilfeleistungen aus, Brände halten sich im Rahmen“, so Dutzi. In Singen seien im Mai lediglich fünf der 100 Brandmeldeanlagen ausgelöst worden – das sei eine geringe Zahl. Auch im deutschlandweiten Vergleich liege die Anzahl der Fehlalarme in Singen schon seit Monaten im unteren Bereich.

Mehrere Kellerbrände beschäftigten am Abend des 1. Mai die Singener Feuerwehr.
Mehrere Kellerbrände beschäftigten am Abend des 1. Mai die Singener Feuerwehr. | Bild: Matthias Güntert

Die Menschen wählen früher die 112

In Engen ist die Situation ähnlich, bestätigt der dortige Feuerwehrkommandant Markus Fischer: „Momentan sind wir beinahe täglich im Einsatz, der monatliche Schnitt liegt bei 15 bis 20 Einsätzen. In der Hochrechnung wird das ein sehr einsatzreiches Jahr.“ Aber es seien viele kleine Sachen. Sprich: Wenige Brände, viele technische Hilfeleistungen und Fehlalarme.

Fischer führt das darauf zurück, dass einige Menschen aus „belangloseren“ Gründen anriefen als früher. Viele Einsätze der Engener Wehr seien laut dem Feuerwehrchef auf der Autobahn 81. 70 Prozent der Einsätze seien laut Fischer technische Hilfeleistungen. Dazu zählen etwa Alarmierungen zu Verkehrsunfällen und Personenrettungen. „Ungefähr bei der Hälfte der Verkehrsunfälle sind wir auf der A81“, sagt er.

Aber der Trend zieht sich nicht durch den gesamten Landkreis, wie Stefan Kienzler als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes mitteilt: „Auffälligkeiten gibt es nur in den Industriestädten Singen und Konstanz. Aber auch nichts allzu Schlimmes. Bisher sind wir 2025 echt glimpflich davongekommen.“ In Gottmadingen seien es unerklärlicherweise sogar weniger Einsätze als im Vorjahr, sagt Kienzler, der dort Kommandant ist. „Es sind gerade einmal rund acht Einsätze pro Monat, oftmals sind es lediglich Türöffnungen.“ Es gebe auch nicht viele Fehlalarme.

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Das Ehrenamt ist gefordert

Somit können die ehrenamtlichen Feuerwehrleute in Gottmadingen das Pensum gut leisten, so der Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzende Kienzler. Doch das ist in anderen Teilen des Hegaus anders. „Jeder Einsatz mehr ist natürlich eine Belastung für das Ehrenamt“, stellt Singens Feuerwehrkommandant Dutzi klar. Vor allem tagsüber sei die Personalverfügbarkeit der freiwilligen Feuerwehr limitiert, da alle Mitglieder einem anderen Beruf nachgingen. Deshalb werde das Ehrenamt nur alarmiert, wenn das Hauptamt dringend Unterstützung brauche.

„Doch durch hinzugewonnenes Personal im Hauptamt ist die freiwillige Feuerwehr seit Anfang März deutlich entlastet“, betont Dutzi. Aktuell sind nach Angaben des Feuerwehrkommandanten 15 Personen im Hauptamt tätig.

Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute müssen auch mitten in der Nacht ausrücken.
Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute müssen auch mitten in der Nacht ausrücken. | Bild: Feuerwehr Singen

In Engen gibt es drei hauptberufliche Feuerwehrleute, deshalb ist das Ehrenamt dort sehr gefordert, so Markus Fischer. „Die Einsatzkräfte müssen öfter mal von der Arbeit weggeholt werden, das ist natürlich eine große Belastung“, merkt der Feuerwehrkommandant an. Doch in der Regel übernehme das Hauptamt tagsüber alle Einsätze, die nicht dringlich seien – ohne dabei auf die Unterstützung der ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte zurückgreifen zu müssen. Dies seien 2024 etwa zehn Prozent der Einsätze gewesen, so Fischer weiter.

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Das sind die Prognosen für die Pfingstferien

Ob es in den Pfingstferien zu einem weiteren Anstieg der Einsatzzahlen kommt, ist Mario Dutzi zufolge wetterabhängig: „Sollte es zu extremer Trockenheit kommen, könnten vermehrt Brände auftreten. Ansonsten gehe ich von gleichbleibenden Zahlen aus.“ Es kämen zwar vermehrt Touristen, gleichzeitig seien aber auch viele Einwohner selbst im Urlaub, erklärt der Feuerwehrkommandant aus Singen. Fischer gibt für Engen eine ähnliche Prognose ab.

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Kienzler vom Kreisfeuerwehrverband gibt allerdings zu bedenken, dass auch Feuerwehrleute in den Ferien verreisen. Man müsse die Besetzung der Einsätze also an die Personalsituation anpassen. Doch er ist zuversichtlich: „Wir schauen immer, dass wir das Bestmögliche rausholen – mit allem, was wir an Mensch und Material zur Verfügung haben.“