Die Sitzung des Gemeindewahlausschusses in Volkertshausen hat eine faustdicke Überraschung zu Tage gebracht. Denn die Bürgermeisterwahl in der Hegau-Gemeinde könnte Folgen für Mühlingen haben: Ein Kandidat, der am Sonntag noch anonym seine Bewerbung eingereicht hat, ist der dortige Bürgermeister Thorsten Scigliano. Wie der Mühlinger Rathauschef am Dienstag gegenüber dem SÜDKURIER bestätigte, will er ins Volkertshausener Rathaus wechseln.

Thorsten Scigliano bezeichnet sich selbst als Kopfmensch mit einem verlässlichen Bauchgefühl. Aus dieser Mischung heraus sei auch die Überlegung entstanden, sich als Nachfolger von Marcus Röwer zu bewerben. Die Entscheidung sei dem 53-Jährigen allerdings nicht leicht gefallen, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER betont: „Bürgermeister der Gemeinde Mühlingen ist für mich mehr als nur ein Amt oder eine Aufgabe“, sagt er. Mühlingen sei ein Stück Heimat geworden.

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Und trotzdem gebe es diesen einen Moment, an dem man spüre: „Hier könnte ich meine Ideen und meinen Einsatz noch einmal auf eine andere Weise einbringen, mit einem anderen Unterbau und neuen Rahmenbedingungen“, so Scigliano mit Blick auf das Amt des Bürgermeisters in Volkertshausen.

Die Entscheidung zu diesem Schritt sei nicht einfach gewesen, wie Scigliano schildert, es habe viele Gespräche mit den Bürgern inklusive schafloser Nächte am Wochenende gegeben. Aber am Ende hätten Herz und Kopf gesagt, dass er es wagen solle. „Eigentlich ist es eine reine Faktenentscheidung“, so Scigliano weiter.

Warum er sich für Volkertshausen entschieden habe, liegt für den Noch-Bürgermeister von Mühlingen auf der Hand. „Die Gemeinde Volkertshausen weist in vielen Bereichen strukturelle Ähnlichkeiten zu Mühlingen auf –
mit einem entscheidenden Unterschied“, sagt er. Die Aufgabenfülle sei aufgrund der Größe und Struktur konzentrierter und lasse sich mit seiner hohen Einsatzbereitschaft sowie der Nähe zum Wohnort Áach besser mit den familiären Bedürfnissen in Einklang bringen. „Es ist also kein Neuland für mich, aber viel konzentrierter als in einer Flächengemeinde wie Mühlingen.“ Es gebe sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten.

Diese Ideen hat Scigliano für Volkertshausen

Thorsten Scigliano hat schon viele Ideen, wo er anpacken will, sollte er die Wahl am 19. Oktober für sich entscheiden. Allen voran stehe das Gemeindeentwicklungsprojekt 2040. Darin wird die strategische Ausrichtung der Gemeinde für die nächsten 15 Jahre konzipiert. Dies gelte es voranzutreiben und umzusetzen.

Oberstes Ziel sei es laut Scigliano, den Kostenrahmen von acht Millionen Euro einzuhalten. Aber er betont auch: „Die Rücklagen sind nicht sehr groß, aber bieten schon eine gute Perspektive. Jedoch bei den weiter düsteren Aussichten, auch der enorme zukünftige Geldverbrauch vom Landkreis werden die Finanzen der Kommunen stark beuteln und den Spielraum auf ein Minimum schrumpfen.“ Mit Blick auf die Finanzen gelte es, mit Erfahrung und Weitsicht die Projekte eng zu kontrollieren.

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Zudem wolle Scigliano die Digitalisierung der Gemeinde vorantreiben. So sollen Prozesse für den Bürger weiter optimiert und Arbeiten für die Rathausmitarbeiter verschlankt werden. „Die Sicherung der medizinischen Versorgung, Betreuung im Alter, Arbeitsplätze und Nahversorger beschäftigen alle kleineren Gemeinden“, so der 53-Jährige. Hier gelte es, die Rahmenbedingungen zu schaffen.

Ein MVZ für Volkertshausen?

Weiter wolle Scigliano die hausärztliche Versorgung in Volkertshausen sicherstellen. „Auch ärztliche Fachspezialisten werden weniger werden und hier müssen wir uns rechtzeitig an Konzepte anderer Medizinscher Versorgungszentren (MVZ) anschließen, sei es durch Beteiligungen oder ähnliche rechtliche Möglichkeiten“, sagt er. Hier müsse auch der Bund mit der kassenärztlichen Vereinigungen Rahmenbedingungen schaffen, dass diese bei Sitzverteilungen entsprechend berücksichtigt werden. „Vielen MVZs fehlt es zum Anfang an ausreichenden Kassensitzen, damit diese den Vollbetrieb aufnehmen können“, so Scigliano weiter.

Und Scigliano betont: Er könne sich zwei Amtszeiten vorstellen. Mit 53 Jahren sei dies gut möglich. Aber bis es soweit komme, wolle er sich mit ganzem Herzen und vor allem mit aller Energie für die Gemeinde Mühlingen einsetzen. „Denn noch bin ich dort Bürgermeister. Ich werde nicht innerhalb weniger Tage bei einer eventuellen Wahl das Rathaus verlassen, sondern alles geordnet übergeben“, verspricht er.

Dafür bleibt ohnehin das Ergebnis am 19. Oktober abzuwarten. Dabei treten neben Scigliano auch Judith Joy Klotz, Ordnungsamtsleiterin aus Ostrach, Kurt Künz, 61-jähriger Frührentner aus Hilzingen sowie Frank Schuwerk aus Volkertshausen.