Dorffest, bunter Abend oder das Konzert des Männergesangsvereins – die Grenzen sind fließend. Sind das private Termine oder doch Arbeitszeit, weil erwartet wird, dass der Bürgermeister bei solchen Veranstaltungen präsent ist?

„Für mich fühlt sich das nicht nach Arbeit an“, sagt Amtsinhaber Fabian Prause, der am Sonntag, 28. September, als einziger Kandidat bei der Wahl in Dogern antritt und er fügt hinzu: „Das ist auch wichtig, sonst wäre das irgendwann belastend.“

Und doch sind es einige Termine, die da zusammenkommen. Beispielsweise am vergangenen Wochenende, da stand der Sedus-Run und der Spatenstich zur Elektrifizierung der Hochrheinbahn im Kalender. „Ich stemple ja nicht, von dem her ist es eigentlich nicht relevant, ob ich solche Termine als Arbeitszeit werte.“ Aber gerade zu Beginn seiner Amtszeit sei das ein interessanter Punkt gewesen.

Zeit mit Freunden oder Familie kommt oft zu kurz

Bürgermeister ist man schließlich nicht von 9 Uhr bis 17 Uhr. „Wir sind hier auf dem Dorf. Wenn die Feuerwehr alarmiert wird, geht der Alarm bei mir auch runter“, sagt Prause. Und dann ist er eben auch mal nachts um 3 Uhr am Brandort. Oder wenn jemand klingelt, weil es in der Gemeinde einen Wasserrohbruch gab, aber niemand erreichbar ist.

Oft stehen allerdings gerade dann Termine im Kalender, wenn andere Menschen Freizeit haben, und viele Wochenenden sind durchgetaktet. „Freundschaften und die Familie treten dann in den Hintergrund.“ Umso mehr genießt er es, wenn dann Zeit ist, für ein schönes Abendessen – egal ob im Restaurant oder zu Hause mit selbst gekochten Mahlzeiten.

Roastbeef statt Nudeln mit Soße

Denn der private Fabian Prause kocht gerne. Und es geht nicht um Nudeln mit Soße, sondern beispielsweise um perfekt gegartes Roastbeef. „Wenn Sie meine Frau fragen, kann ich das auch ziemlich gut.“ Stephanie Prause ist es auch, die ihm diese Leidenschaft nähergebracht hat. Vor zwölf Jahren kaufte sich das Paar einen Thermomix. „Sie hat mich dann breit geschlagen, dass wir einen VHS-Kurs machen.“ Prause nahm teil – als einziger Mann.

Und auch, wenn es nicht gerade freiwillig war, wie er gleich zu Beginn des Kurses verkündet habe, musste er doch feststellen, dass Kochen ihm Spaß macht. „Meine Frau kocht auch sehr gut, aber sie macht es nicht gerne.“ So steht eher er in der Küche. „Meine Frau hält mir bei anderen Dingen den Rücken frei.“

Das gemeinsame Mittagessen hat auch einen hohen Stellenwert bei den Prauses. Beide arbeiten Vollzeit, hinzu kommen die Abendtermine. So ist die Mittagspause der Zeitpunkt, um sich beispielsweise abzustimmen.

Auf der Harbour Bridge in Sydney: Stephanie und Fabian Prause waren vier Wochen in Austrailien unterwegs.
Auf der Harbour Bridge in Sydney: Stephanie und Fabian Prause waren vier Wochen in Austrailien unterwegs. | Bild: Fabian Prause

Zeit, die nächste Radtour oder vielleicht einen Urlaub zu planen. Stephanie und Fabian Prause reisen gerne. „Wir genießen das und zelebrieren das auch.“ Australien, Mauritius, Karibik, aber auch die Toskana haben sie schon gesehen. „Wir wechseln immer ab zwischen Rundreisen, Badeurlaub und Städtetrips.“ Als Nächstes steht Mittelamerika an.

Der erste große Urlaub als Bürgermeister stand 2022 an. Vier Wochen Australien. „Viele denken immer, dass das nicht geht, dass der Bürgermeister so lange und so weit weg ist.“ Aber Handy und Laptop waren im Gepäck, und in Dogern ging die Welt nicht unter. „Ich hatte freitags immer einen Termin mit meinem Hauptamtsleiter. Er um 8 Uhr und ich um 19 Uhr Ortszeit“, blickt Prause zurück.

Abwechslung im Urlaub: Rundreisen, Stadttrips und Standurlaub wechseln sich bei Fabian und Stephanie Prause ab. Auch die Toskana haben ...
Abwechslung im Urlaub: Rundreisen, Stadttrips und Standurlaub wechseln sich bei Fabian und Stephanie Prause ab. Auch die Toskana haben die beiden schon bereist. | Bild: Fabian Prause

Und dann gibt es ja noch das Ehrenamt. Vorsitzender des Roten Kreuzes Dogern ist Prause. Quasi ein Amt, das er vom Vorgänger geerbt hat und der von seinem Vorgänger. „Das ist zwar kein geschriebenes Gesetz, dass der Bürgermeister das machen muss. Aber das hat in Dogern Tradition“, erklärt Prause. Bereitschaftsdienst und Tagesgeschäft fallen nicht in seine Zuständigkeit, aber aktuell geht es um die Beschaffung eines neuen Fahrzeuges. „Da kommen auch ein paar Stunden zusammen.“

Ein anderes Ehrenamt hat er beim SV Dogern. Lang hat er den Verein geführt – vor seiner Zeit als Bürgermeister. Mittlerweile ist er stellvertretender Vorsitzender und auch noch oft auf dem Sportplatz anzutreffen. „Ich schaue mir gerne mit meinem Vater ein Spiel an oder trinke ein Bier im Vereinsheim.“ Schließlich gibt man seine Leidenschaft als Bürgermeister nicht plötzlich auf und bis zum Alter von 20 Jahren hat er auch selbst gekickt.

Beim SV Dogern fühlt Fabian Prause sich wohl – ob als Zuschauer bei den Spielen oder im Ehrenamt als stellvertretender Vorsitzender.
Beim SV Dogern fühlt Fabian Prause sich wohl – ob als Zuschauer bei den Spielen oder im Ehrenamt als stellvertretender Vorsitzender. | Bild: Jakober, Stephanie

Ansonsten liest Prause auch viel. „Auf meinem Nachttisch liegt ein Kindle.“ Die aktuelle Lektüre: Unter blutrotem Himmel – die Geschichte über einen italienischen Jugendlichen, der mit dem Zweiten Weltkrieg und den Nazis eigentlich nichts zu tun haben will, aber dann doch Juden bei der Flucht über die Alpen hilft, und für die Alliierten zu spionieren beginnt.

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„Zur Entspannung mag ich es gerne blutrünstig.“ Autoren wie Simon Beckett oder Cody McFadyen. Was man auf seinem Kindle vergeblich sucht: Sachbücher: „Das Einzige, das ich gelesen habe, war die Biografie von Pep Guardiola.“

Alles rund um die Wahl finden Sie im Übersichtsartikel zur Bürgermeisterwahl in Dogern.