Die Bürgerinitiative (BI) für den Erhalt der Grundschule Hegne hat ihr nächstes Ziel erreicht. Ihr Bürgerbegehren gegen den Gemeinderatsbeschluss vom 25. März, der die Schließung in Hegne und Zusammenlegung der Schulen in Allensbach vorsieht, ist zulässig. Denn die BI hat 522 gültige Unterschriften sammeln können. Nötig gewesen wären 398, das entspricht sieben Prozent der aktuell für Kommunalwahlen Wahlberechtigten. Auch sonst seien alle Vorgaben der Gemeindeordnung für ein Bürgerbegehren erfüllt, erklärte Hauptamtsleiter Stefan Weiss.
Damit kommt es nun zum ersten Bürgerentscheid in Allensbach. Der Gemeinderat hat den 19. Oktober als Abstimmungstag festgelegt, bei dem alle Bürger zur Wahl aufgerufen sind. Auf dem Stimmzettel wird dann die simple Frage stehen: „Sind Sie für den Erhalt der Grundschule Hegne?“, was mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Die Thematik ist aber natürlich komplexer, denn es geht insgesamt um die zukünftige Bildungslandschaft für Kinder in der Gesamtgemeinde.
Daher wird es sicher vor der Abstimmung diverse Infoveranstaltungen und Diskussionen geben. Laut Gemeindeordnung besteht sogar eine Informationspflicht, damit sich die Bürger ein umfassendes Bild machen können. Daher soll spätestens Ende September eine Infobroschüre erscheinen, in der Bürgermeister Stefan Friedrich, der Gemeinderat und die BI ihre Auffassungen darstellen und begründen können.
- Bürgermeister Friedrich erinnerte daran, dass sich Verwaltung und Gemeinderat schon seit Ende 2023 mit dem Thema befassen. „Es waren alle beteiligt“, sagte er – und meinte die unmittelbar Betroffenen wie Schulen und Eltern. Es habe einen „ergebnisoffenen Austausch“ gegeben. Aber auch Bürger hätten die Möglichkeit gehabt, sich zu informieren, so etwa bei der Bürgerversammlung im April 2024. Doch die Bürger hätten wohl mehr eingebunden werden müssen, räumte er ein. „Es ist für uns nicht erkennbar gewesen, dass es in der Bevölkerung eine breite Masse gibt, die sich interessiert.“ Jetzt sei es wunderbar, dass alle entscheiden können. „Es wäre schön, wenn sich die Bürger jetzt auch mit dem Thema befassen.“
- Die Vertrauenspersonen der BI sind Ira Brust, Susanne Heinstadt, Jeanette Klingbeil und Lothar Karrer. Klingbeil sagte als Sprecherin der BI im Gemeinderat, es seien viele Bürger nicht informiert gewesen. „Wir wurden von vielen gefragt, was denn da los sei. Deshalb kam der Aufschrei relativ spät.“ Dabei betreffe das Thema die ganze Gemeinde.
Ziel der BI sei es deshalb, dass das Thema Zukunft der Schulen öffentlich diskutiert werde. „Die Schließung in Hegne wird ohne Not vorgenommen“, sagte sie. Es gebe genug Nachwuchs und keine ministerielle Anordnung. Es gebe sogar in der Grundschulpädagogik die Tendenz zurück zu kleineren Schuleinheiten. Andere Gemeinden in der Region würden kleine Schulen erhalten.
Die Sanierung und Modernisierung der Schule Allensbach könne auch unabhängig von der in Hegne stattfinden. Aber der Erhalt der Hegner Schule sollte intensiv und gleichwertig geprüft werden, ob eigenständig oder in einem Schulverbund, so die Forderung der BI, und zwar mit der Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung. Die Schule sei auch für das soziale und kulturelle Leben in Hegne wichtig.

- Ludwig Egenhofer sprach für die CDU, in der nur er selbst sowie die vier Vertreter aus den Ortsteilen für den Erhalt in Hegne sind. In der CDU sei man sich darin einig, die Voraussetzungen für die beste Bildung der Kinder schaffen zu wollen, nur über den Weg dorthin nicht. „Es ist in der Tat eine sehr gewichtige Entscheidung“, sagte er. „522 Bürgerinnen und Bürger sind der Meinung, dass sie bei dieser wichtigen Entscheidung nicht beteiligt wurden.“ Doch unabhängig von der Abstimmung müsse die Schule Allensbach auf jeden Fall möglichst bald ertüchtigt und saniert werden.
- Karin Heiligmann sagte, die Freien Wähler (FW) seien überrascht über die „enorme Menge“ an Unterschriften. Offensichtlich sei es nicht gelungen, die Argumente für eine zentrale Schule in Allensbach gut zu kommunizieren. Die FW seien weiter geschlossen dafür. Man sei weiterhin der festen Überzeugung, dass nur ein Zusammenschluss beider Grundschulen den Anforderungen an moderne Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten gerecht werden könne. Der Erhalt der Schule Hegne sei „keine für die Zukunft tragfähige Lösung“.
„Uns ist wichtig, dass alle Kinder – aus dem Kernort und den Teilorten – dieselben Bildungs- und Betreuungsangebote erhalten.“ Der Rechtsanspruch der Eltern auf eine Ganztagsbetreuung von Schulkindern ab August 2026 sei in einer einzügigen Schule wie in Hegne nicht leistbar, meinte sie. Und das Schulgebäude dort könnte „zu einem dringend benötigten Kinderhaus für drei Gruppen umgebaut werden“.
Heiligmann dankte der BI aber für ihr Engagement und dass nun alle Allensbacher über die Zusammenlegung entscheiden können. „Nur über diese Abstimmung lässt sich sicherstellen, dass künftige Generationen uns nicht vorwerfen können, hier eine kurzsichtige Entscheidung getroffen zu haben.“
- Jürgen Saegert sagte, die Grünen schließen sich inhaltlich den Ausführungen von Heiligmann an. „Wir brauchen eine zukunftsfähige, moderne Schule.“ Daher seien die Grünen für den Zusammenschluss. Es sei lange genug darüber diskutiert worden, allerdings nicht immer öffentlich. Deshalb freuen sich die Grünen über die BI, „weil wahrscheinlich die Bürger etwas wenig beteiligt wurden“.
- Patrick Konopka gratulierte für die FDP der BI ebenfalls zu den vielen Unterschriften. Seine Partei sei für mehr Bürgerbeteiligung. Aber in der Sache werde die FDP ab sofort Werbung machen für „Nein“ auf dem Stimmzettel. „Wir halten die Zusammenlegung der Grundschulen und den Bau eines größeren Kindergartens in Hegne nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem pädagogisch und gesellschaftlich für die klar bessere Variante.“ Denn dies würde „Sicherheit und Fairness für den Bildungsstandort der Gesamtgemeinde für die nächsten Jahrzehnte bedeuten“. Eine gemeinsame Schule ermögliche für alle Kinder mehr Angebote, eine bessere und zuverlässigere Betreuung und eine starke Gemeinschaft.