„Und täglich grüßt das Murmeltier“- an diesen Filmtitel denkt so mancher, der die Diskussionen der Stadträte über ein Parkhaus am Döbele verfolgt. Seit Jahr und Tag streiten sich die Stadträte. Die Fronten sind eigentlich klar: Die Bürgerlichen sind dafür, Links-Grün dagegen. Eine Pattsituation?

Vor zehn Jahren gab es einen städtebaulichen Wettbewerb, der auch ein Parkhaus vorsah. Die Planungen wurden verfeinert und die Varianten für dieses Schlüsselgebäude jetzt den Mitgliedern des Technischen und Umweltausschusses vorgestellt.

Das Parkhaus – die Verwaltung spricht von einem Mobilitätshaus – soll im Eckbereich Grenzbachstraße/Zur Laube auf dem Döbele-Gelände gebaut werden. 500 Parkplätze soll es beinhalten. Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt (ASU) stellt gegenüber den Stadträten klar: „Es gibt einen Beschluss über die Anzahl der Parkplätze, an den wir gebunden sind.“

„Es gibt einen Beschluss über die Anzahl der Parkplätze, an den wir gebunden sind“, stellt Marion Klose, Leiterin des Amtes für ...
„Es gibt einen Beschluss über die Anzahl der Parkplätze, an den wir gebunden sind“, stellt Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, fest. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Warum Marion Klose diesen Satz klar und deutlich ausspricht? Linke Liste und FGL&Grüne halten fest an ihrer Haltung: „An dieser Stelle ein Parkhaus geht gar nicht“, opponiert Anne Mühlhäußer. „Wir sind für ein reines Anwohnerparkhaus mit vielen Radabstellplätzen und E-Ladestationen; dann wäre es ein Mobilitätshaus.“

Mehr als nur ein Parkhaus

Um ein reines Parkhaus geht es bei den Planungen allerdings gar nicht mehr. Thomas Steimle von Steimle Architekten – das Büro war für die Erarbeitungen baulicher Varianten beauftragt – berichtet von großen Herausforderungen: Das Gebäude solle sich behutsam einfügen, aber viele weitere Nutzungen beinhalten und wirtschaftlich betrieben werden können.

Das Architekturbüro und die Stadtverwaltung bevorzugen jetzt eine hybride Variante, die mehrere Vorteile biete: Neben dem reinen Mobilitätsaspekt soll im Erdgeschoss Platz für einen Nahversorger und weitere Gewerbeeinheiten geboten werden und auf dem Dach Wohnungen entstehen. Dies wäre die wirtschaftlichste Variante, die sogar noch mehr Wohnraum als einstmals vorgesehen biete, so Thomas Steimle.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Gebäude verfüge über zwei Untergeschosse, Erdgeschoss, drei Obergeschosse und auf dem Dach würde Wohnraum geschaffen. Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn erläutert, dass unter dem restlichen Wohnquartier ebenfalls ein Untergeschoss vorgesehen sei. Tiefer würde es allerdings aus Rücksicht auf die Bestandsgebäude nicht gehen, so Langensteiner-Schönborn, der damit auf die Befürchtungen von Anwohnern reagiert, ihre Gebäude könnten während der Bauphase Schaden nehmen.

„Zur Einordnung: Das Mobilitätshaus mit zwei Untergeschossen ist von den Bestandsgebäuden weiter entfernt“, so der Baubürgermeister. Das Gesamtgebäude sei unter 25 Meter hoch und liege damit unter der Hochhausgrenze.

„Zur Einordnung: Das Mobilitätshaus mit zwei Untergeschossen ist von den Bestandsgebäuden weiter entfernt“, so Baubürgermeister Karl ...
„Zur Einordnung: Das Mobilitätshaus mit zwei Untergeschossen ist von den Bestandsgebäuden weiter entfernt“, so Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. | Bild: Roman Salzmann | SK-Archiv

Optimales Lebens- und Wohnquartier

Vor Jahren sei schon erkannt worden, dass Schweizer Besucher am Döbele „ab- und aufgefangen“ werden sollten, um die Straßen in der Innenstadt zu entlasten, erinnert Sabine Feist (CDU).

Wohnen und Parken, diese Kombination gefällt ihr, denn das sei eine „gekonnte Weiterentwicklung der Wettbewerbsplanung mit fortschrittlicher Mischnutzung“. Dass nur zwei unterirdische Parkdecks vorgesehen würden, erachtet sie aufgrund des schwierigen Baugrunds als gut. „Die Krönung ist der innovative Wohnraum“, formuliert Sabine Feist.

„Es ist eine gekonnte Weiterentwicklung der Wettbewerbsplanung mit fortschrittlicher Mischnutzung“, würdigt Sabine Feist (CDU).
„Es ist eine gekonnte Weiterentwicklung der Wettbewerbsplanung mit fortschrittlicher Mischnutzung“, würdigt Sabine Feist (CDU). | Bild: Kerstin Steinert | SK-Archiv

Voll des Lobes ist Jürgen Ruff (SPD): „Der gordische Knoten ist gelöst, denn wir fangen mit Wohnungen an. Damit wird ein zentrales Ziel umgesetzt und es werden mehr Wohnungen entstehen.“ Alle wichtigen Forderungen seien erfüllt und die Konstanz mobil GmbH (KmG) könne das Parkhaus auch wirtschaftlich betreiben, ist er überzeugt.

Es sei die beste Lösung. „Mit dem Nahversoger haben wir dann alles kombiniert, was dort denkbar und möglich ist“, würdigt Jürgen Ruff, der sich in Begeisterung redet, denn es könne ein optimales Lebens- und Wohnquartier werden. „Top-Wohnungen mit Blick in die Schweiz. Etwas Besseres geht nicht mehr. Da werden sich die Leute drum reißen“, schwärmt Ruff, glücklich über die „Durchschlagung des gordischen Knotens“.

„Top-Wohnungen mit Blick in die Schweiz. Etwas Besseres geht nicht mehr. Da werden sich die Leute drum reißen“, lobt Jürgen Ruff (SPD).
„Top-Wohnungen mit Blick in die Schweiz. Etwas Besseres geht nicht mehr. Da werden sich die Leute drum reißen“, lobt Jürgen Ruff (SPD). | Bild: Rahel Galip„gekonnte Weiterentwicklung der Wettbewerbsplanung mit fortschrittlicher Mischnutzung“

„Eine gute Idee mit dem Nahversorger“ würdigt auch Daniel Hölzle (FW), denn: „Das ist ein Zugpferd, ein kleines, zusätzliches Bonbon, das motiviert, dort zu parken, anstatt auf den Altstadtring zu fahren.“ Die Einnahmen benötige die KmG als Parkhausbetreiberin, denn das Parkhaus Europaquartier werde „auf lange Zeit einen Zuschuss brauchen“, so Hölzle.

„Auf einem kompakten Grundstück hat man alle möglichen Nutzungen“, würdigt Achim Schächtle, der eine Parallele zur Wohnlandschaft auf dem Gebäude E-Center Baur zieht und äußert: „Das ist großes Kino und ein großes Glück für die, die dort wohnen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Für andere Räte nicht hinnehmbar

Vollkommen dagegen ist Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne): „Das innerstädtische Filetstück ist prädestiniert für Wohnen. Ein großes Maß an Gewerbe ist nicht nötig, denn die Innenstadt ist nah.“ Besucherparkplätze will sie ausschließen und lediglich Parkraum für Be- und Anwohner geschaffen wissen. Zum Baukörper selbst sagt Mühlhäußer: „Es ist ein riesiger Klotz, völlig überdimensioniert. Er wird nicht kleiner, wenn Wohnungen drauf sind.“

„Es ist ein riesiger Klotz, völlig überdimensioniert. Er wird nicht kleiner, wenn Wohnungen drauf sind“, findet Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne).
„Es ist ein riesiger Klotz, völlig überdimensioniert. Er wird nicht kleiner, wenn Wohnungen drauf sind“, findet Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne). | Bild: Rau, Jörg-Peter | SK-Archiv

Holger Reile (LLK) stimmt ihr unumwunden zu: „Von Anfang an haben wir gesagt, dass öffentliche Stellplätze für uns nicht infrage kommen.“ Das Verkehrschaos würde mit einem Parkhaus verstärkt, mutmaßt er. „Das ist nicht hinzunehmen.“ Ob die Wohnungen bezahlbar sein werden, das glaubt Reile nicht.

„An dieser Stelle ist ein Parkhaus richtig“, stellt Marion Klose fest, zumal noch nicht absehbar sei, wie sich Mobilität verändern werde. Und zum Thema bezahlbarer Wohnraum wendet sie sich direkt an Reile: „Es ist ein städtisches Grundstück. Sie entscheiden über die Vergabekriterien. Es liegt in ihrer Hand.“ Im Übrigen habe die Wobak bereits Interesse bekundet.

Entscheidung nach langem Ringen

Anne Mühlhäußer stellte im Namen ihrer Fraktion zwei Anträge. Erstens: reines Anwohnerparkhaus mit maximal 300 Stellplätzen. Sollte der Antrag abgelehnt werden, dann Parkhaus mit maximal 400 Stellflächen. Beide Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt.

CDU, SPD, FW und FDP setzten sich letztlich gegen FGL&Grüne, LLK und JFK durch und machten den Weg für den Verwaltungsvorschlag frei. Die Verwaltung wird jetzt die hybride Lösung weiterentwickeln und in den Entwurf des Bebauungsplans aufnehmen.