Rätselraten um die Zukunft des Kapuzinerhofs in Villingen: Der zuständige Immobilienverwalter Norbert Peter sagt, dass das Restaurant in der Niederen Straße dauerhaft geschlossen habe. Am Eingang hängt jedoch ein Zettel mit der Aufschrift „Wegen Urlaub geschlossen“. Was stimmt denn nun?
Für Vermieter Gysbert Velthuizen ist die Sache klar. „Zum 31. Juli wurde dem Wirt des Klosterhofs gekündigt“, betonte er gegenüber dem SÜDKURIER. Salvatore Mirenna sei fünf Monatsmieten in Verzug – zu viel für den Eigentümer des Kapuzinerhofs.
Zumal im Pachtvertrag geregelt sei, dass eine Kündigung dann erfolgen könne, wenn der Pächter seine Pacht zwei Monate nicht bezahlt habe. Vor diesem Hintergrund sei es zur Kündigung gekommen. An dieser Entscheidung will Velthuizen auch nicht mehr rütteln.
Eigentümer verliert die Geduld
Mirenna haben die Tage seit dem Bekanntwerden der Probleme sichtlich mitgenommen. „Ich war der Meinung, das lässt sich regeln“, sagt er. Es wird deutlich, wie sehr dem früheren Pächter des Café Raben der Kapuzinerhof ans Herz gewachsen ist. Doch der Eigentümer hat die Geduld verloren und ist nicht länger bereit, über die finanziellen Engpässe des Wirtes hinwegzusehen.
Wirt will nach Urlaub wieder aufmachen
So ganz rasch dürfte der Streit zwischen ihm und dem Eigentümer freilich nicht verrauchen, denn beide Seiten haben Anwälte eingeschaltet. Mirenna räumt im Gespräch mit dem SÜDKURIER finanzielle Schwierigkeiten ein, sagt aber, dass es diese überwinden könne.
„Wir öffnen wieder nach dem Urlaub“, bekräftigt er. Wann das sein wird, darauf will sich der 55-Jährige nicht festlegen. Die Zeit wolle er dafür nutzen, seine finanziellen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen.
Mirenna spricht von drei Monatsmieten, die er im Verzug sei. Insgesamt beliefen sich die Zahlungsrückstände auf 35.000 Euro, weil neben der Pachtzahlung noch anderes hinzugekommen sei. „Es ist mehr“, sagt Velthuizen, ohne die konkrete Summe zu nennen.
Mitarbeiter haben gekündigt
Mirenna berichtet davon, dass nach Bekanntwerden seiner Schwierigkeiten bereits zwei seiner Mitarbeiter gekündigt hätten. „Geeignetes Personal zu bekommen, ist fast schwieriger als die finanzielle Situation“, sagt er.
Der Gastronom zeigte sich entsetzt darüber, dass Velthuizens Immobilienverwalter die Sache öffentlich gemacht habe. Bis zuletzt habe er, Mirenna, darauf vertraut, die Angelegenheit einvernehmlich mit dem Eigentümer klären zu können. Auch Velthuizen hätte sich eine interne Klärung gewünscht, wie er gestern auf Anfrage sagt.
Schlösser ausgetauscht
Wie ernst es dem Eigentümer mit der Kündigung ist, zeigte sich im August: Damit der Pächter die Räumlichkeiten nicht mehr betreten kann, ließ Velthuizen die Schlösser austauschen. Beide Seiten bestätigen dieses Vorgehen.
Mirenna, so berichtet er, ging dagegen vor, dass er von heute auf morgen sein Lokal nicht mehr betreten konnte. Die Polizei habe ihm dazu geraten, diesen Schritt des Eigentümers nicht zu akzeptieren, sagt er. Velthuizen dagegen spricht davon, dass dies vertraglich festgelegt worden sei. Dennoch sei dieser Schritt rückgängig gemacht worden, sodass der Gastronom wieder in sein Lokal kam.
Hausverbot für Eigentümer
Wie sehr sich die Fronten über die Monate verhärteten, zeigt auch eine Entscheidung des Pächters: Mirenna berichtet davon, dem Eigentümer Hausverbot erteilt zu haben. Er begründet diesen Schritt damit, dass seine finanzielle Schieflage vor Gästen thematisiert worden sei. „Da musste ich einfach reagieren“, sagt der Wirt. Zu Verbesserung des Verhältnisses zwischen Eigentümer und Pächter trug dieser Schritt freilich nicht bei.
Stadtwerke schalten Strom ab
Für Mirenna ging der Ofen endgültig aus, als ihm die Stadtwerke den Strom abdrehten. Für ihn sei dieser Schritt äußerst überraschend gekommen, sagt der in Villingen bekannte Gastronom. Seine Mitarbeiter hätten ihn am 3. September gegen 17 Uhr angerufen, dass kein Strom mehr fließe.
Mit den Stadtwerken sei er in Kontakt gewesen, zuletzt habe er die Aufforderung erhalten, bis 10. September die Rechnung zu begleichen. Er zeigt ein Schreiben des Energieversorgers, in dem es heißt: „Hallo Salvo! Leider haben wir heute keinen Zahlungseingang bekommen. Bitte überweise schnellstmöglich den unten angegeben Betrag von 4647,58 Euro, sonst müssen wir den Energievertrag am 10.09. einstellen.“
Dieser Betrag beziehe sich auf einen Zähler, sagt Mirenna. Insgesamt beliefen sich seinen Angaben zufolge die Zahlungsrückstände beim Energieversorger auf etwa 7000 Euro.
Rätsel um die Fristsetzung
Warum die Abschaltung des Stroms seinen Angaben zufolge eine Woche früher als im Brief angedroht erfolgte, kann sich der Gastronom nur damit erklären, dass es ein Kesseltreiben gegen ihn gegeben habe. „Jemand hat den Stadtwerken gesagt, der kann eh‘ nicht mehr bezahlen“, vermutet Mirenna.
Dabei sei er dabei gewesen, seine finanziellen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen – auch im Geschäftsverhältnis mit den Stadtwerken.
Stadtwerke widersprechen
„Die dargestellte Abhandlung ist so nicht zutreffend“, betont Stadtwerkesprecher Oliver Bauer. Zum einen basiere die Sperrung Anfang September auf einer längeren Vorgeschichte und betreffe auch weitere Energiekosten „in nicht unerheblicher Höhe“.
Zum anderen sei letztmals Ende August der Versuch unternommen worden, die drohende Sperrung mit einer Frist abzuwenden. „Auch diese wurde nicht eingehalten, sodass wir uns leider gezwungen sahen, die Energielieferungen zum genannten Datum einzustellen“, sagt Bauer.
„Prinzipiell halten wir uns mit Vorgängen, die unsere Kunden betreffen, öffentlich zurück“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadtwerke. Vielmehr gebe es in solchen Fällen immer das persönliche und direkte Gespräch mit den Kunden. Man halte sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben.

Viel Zuspruch erhalten
Mirenna nennt Umsatzrückgänge und eine deutliche Erhöhung der Nebenkosten als Grund dafür, dass er in eine finanzielle Notlage geraten sei. Private Probleme hätten die Situation verschärft.
Seit Bekanntwerden der Schwierigkeiten im Kapuzinerhof habe er viel Zuspruch erfahren. Viele Menschen seien auf ihn zugekommen und hätten ihn gebeten, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Sogar Eigentümer Velthuizen spricht von einem „eigentlich guten Verhältnis“ zu seinem Pächter, der den Kapuzinerhof seit mehr als sieben Jahren betreibt. Das Vertrauen, dass Mirenna ihm die ausstehenden Pachtzahlungen rasch überweist, scheint ihm aber abhandengekommen zu sein.