Kürzlich sind eklatante Mängel bei wichtigen Brücken in Villingen aufgefallen. Die Verwaltung hat sich Asche aufs Haupt gestreut, dass hier Dinge schiefgelaufen sind. Wie sollen solche Versäumnisse künftig verhindert werden?

Jürgen Roth: Die Kontrolle der Brücken, die Konsequenz daraus und die Bereitstellung der dafür notwendigen Mittel ist neu geregelt, indem ein Prüfbuch entwickelt wurde. Da hat das Grünflächen- und Tiefbauamt sofort reagiert.

Wir brauchen jetzt die Sachverständigen, die jede Brücke anschauen und ihren Zustand beurteilen. Diese Experten habe aber volle Auftragsbücher, weil die Probleme überall aufgeschlagen sind.

Eine Behelfsbrücke über der Peterzeller Straße erspart den Verkehrsteilnehmern einen jahrelangen Totalausfall.
Eine Behelfsbrücke über der Peterzeller Straße erspart den Verkehrsteilnehmern einen jahrelangen Totalausfall. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Hat Ihnen dieses Thema keine schlaflosen Nächte bereitet, wenn man an die Konsequenzen denkt, die durch marode Brücken entstehen können?

Roth: Ja, es war mal eine Zeit lang so, da war ich richtig nervös, als die ersten Fälle bekannt wurden. Ich habe jetzt nicht die Havarie gesehen, dass die Brücke einstürzt, doch schon eine Schließung über eine längere Zeit hätte uns gewaltige Probleme beschert.

Die Brücke am Bahnhof ist ärgerlich, weil wir sie schon einmal haben sanieren lassen. Jetzt ist sie wieder nicht in Ordnung – und dabei handelt es sich um eine Hauptachse.

Lesen Sie alle Teile des Exklusiv-Interviews mit Oberbürgermeister Jürgen Roth:

1: So geht‘s bei Rössle, Oberer Brühl und Tonhallenareal jetzt weiter

2: Was kann sich Villingen-Schwenningen eigentlich noch leisten?

3: Wie ihm marode Brücken schlaflose Nächte bereiten

4: Was für ihn kluge und was schlechte Politik ist

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xxxxxxxx | Bild: Hans-Jürgen Götz

Klar ist auf jeden Fall: Wir haben ein Brückenthema – ein Resultat des Investitionsstaus über viele Jahre.

Beim Stadtbusverkehr beginnt demnächst die neue Betriebsperiode. Vor dem Hintergrund der Verkehrswende: Was strebt die Stadt bei diesen Themen an?

Roth: Wir haben eine Neuvergabe ab dem Jahr 2027 und müssen europaweit ausschreiben. Es geht darum, das anzubieten, was tatsächlich gebraucht wird.

Wir haben Linien, die leer fahren. Muss ich diese Linie dann einstellen? Nein, es gibt Möglichkeiten, stattdessen On-Demand-Angebote zu entwickeln.

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Es kommt also zu Veränderungen.

Roth: Wir wollen keine Kürzungen, sondern wir wollen flexibilisieren und optimieren. Die Hauptachsen sollen im 30-Minuten-Takt bedient werden, die Nebenachsen im Stundentakt.

Mit Nachtbussen werden wir die beiden großen Stadtbezirke verbinden, aber nicht mehr die großen Schleifen fahren. Da werden wir vielleicht noch einmal nacharbeiten müssen.

Zudem soll der kostenfreie Samstag fest verankert werden. Wir bekommen gespiegelt, dass dieses Angebot für gut befunden wird.

Sommerinterview mit dem Oberbürgermeister: Stephan Freißmann und Markus Schmitz haben viele Fragen.
Sommerinterview mit dem Oberbürgermeister: Stephan Freißmann und Markus Schmitz haben viele Fragen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Kommen demnächst verstärkt Elektrobusse zum Einsatz?

Roth: Da bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite gibt es eine Ausfallquote und das Problem, wo ich die Elektrobusse reparieren lassen kann. Da gibt es momentan noch nicht das Werkstattnetz, das wir bräuchten.

Neue Ideen sind schön und perspektivisch denkbar, etwa auch im Bereich des autonomen Fahrens.

Vom Bus zur Bahn: Die Gäubahn, die Anbindung des Oberzentrums nach Stuttgart, bleibt ein Thema, das in der Region eher mit Befürchtungen als mit Hoffnungen verbunden wird.

Roth: Als Oberzentrum der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, das sage ich mal ganz egoistisch, will ich gut mit dem Zug nach Stuttgart kommen. Ich möchte dabei einen Takt, in dem die Bürgerinnen und Bürger der Region auch einen Anschluss haben – etwa zum Flughafen, und zwar nicht mit dem Schienenersatzverkehr.

Ich habe dem Volksbegehren zu Stuttgart 21 unter dieser Prämisse zugestimmt – und jetzt heißt es liefern. Es kann nicht sein, dass wir plötzlich abgehängt werden und nur über große Umwege und große Schwierigkeiten eine Anbindung an unsere Landeshauptstadt haben.

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Zudem stehen wir im Wort der Schweiz gegenüber, die ihre Hausaufgaben längst erledigt hat.

Zum Straßenverkehr: In das Thema Lückenschluss, also die Fortsetzung der B523, ist zuletzt Bewegung geraten. Sie sind Sprecher der Interessengemeinschaft Lückenschluss. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Dinge?

Roth: Die Angelegenheit liegt jetzt in Berlin. Der Bund muss zügig entscheiden, wie es weitergehen kann, denn der Bundesverkehrswegeplan hat schließlich ein Enddatum. Wirtschaft und Umland signalisieren mir immer wieder, dass der Lückenschluss dringend benötigt wird, während einige Bürger eine andere Meinung vertreten.

Wer jedoch behauptet, am Nordzubringer gebe es deshalb kein Verkehrsproblem, war dort morgens offenbar noch nicht unterwegs. Gleichzeitig ist klar, dass wir die Lärmsituation in Richtung Wohngebiet aktiv angehen müssen.