Nach jahrelangen Diskussionen scheint endlich Bewegung in das Thema zu kommen. Wie oft über ein Parkhaus am Döbele und dessen Größe gestritten wurde, können mutmaßlich nicht einmal altgediente Stadträte aus dem Stegreif sagen. Aber eben für das politisch bislang umstrittene Mobilitätshaus hat die Verwaltung jetzt Vorplanungen erarbeitet.

Zurück zum Ursprung, dem städtebaulichen Wettbewerb im Jahr 2014. Der Entwurf für die Bebauung der etwa 1,3 Hektar großen Fläche sei zwischenzeitlich an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst worden. Das Plus: „Der Baumbestand wird jetzt deutlich respektiert“, so Jochen Friedrichs vom Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU). Das heißt: Die etwa 40 bis 50 Jahre alten Platanen, die das Döbele säumen, werden eine Zukunft haben, ebenso wie die alte Eiche beim Kiosk.

Damit auf dem Döbele überhaupt gebaut werden kann, mussten sich die Planer erst einmal um den Grenzbach kümmern, der das Gelände bei Hochwasser überfluten würde. Aktuell werden bereits Hochwasserschutzmaßnahmen an bestehenden Gebäuden entlang des Grenzbachs ausgeführt. Außerdem müsse die Grenzbachstraße höher gelegt werden. „Dann haben wir das Hochwasser im Griff“, so Friedrichs.

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Das erste Haus am Platz

„Es ist das erste Haus am Platz, das Erste, was man sieht“, kommt Jochen Friedrichs auf das Mobilitätshaus zu sprechen, das an der Ecksituation Grenzbachstraße/Zur Laube entstehen soll. In der Vorplanung hat er verschiedene Varianten für ein maximal 25 Meter hohes Gebäude mit sieben bis acht Geschossen für 500 Parkplätze sowie weitere Komponenten, wie Carsharing und weitere Nutzungsmöglichkeiten, ausgearbeitet. Die Varianten reichen von einem reinen Mobilitätshaus bis zu einer hybriden Lösung, wobei letztgenannte Idee vom ASU bevorzugt wird.

Ein reines Parkhaus an dieser markanten Eingangssituation finden weder Jochen Friedrichs noch ASU-Amtsleiterin Marion Klose städtebaulich geeignet. Sie haben deshalb einen ganz anderen Vorschlag, den Jochen Friedrichs unter den Slogan „der Weg zum Wohnen führt über das Parken“, stellt: Parken auf fünf Geschossen – zwei unter- und drei oberirdische Etagen – im Erdgeschoss wäre Platz für einen Nahversorger, und auf dem Dach gebe es Wohnungen. Um die Idee vorstellbarer zu machen, geht Jochen Friedrichs gedanklich auf die rechtsrheinische Seite zum E-Center Baur, auf dessen Dach ebenfalls Wohnraum geschaffen wurde. Die Fassade könnte zudem begrünt oder mit Solarpaneelen ausgestattet werden.

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Planer haben noch ein Ass im Ärmel

„Das wäre städtebaulich der größte Gewinn“, findet Jochen Friedrichs. „Man würde keine Rückseite bauen, sondern hätte ein Gesicht zur Schweiz“, beschreibt Marion Klose und fügt an: „Und wir können alle Zielwerte erreichen.“ Damit meint sie die Zahl der Parkplätze und des vorgesehenen Wohnraums, die Gebäudehöhe, das Plus an Infrastruktur und wie sich das Gebäude in die gesamte Bebauung einfügen würde. Das Einzige, was sich hierfür ändert, wäre die Grundfläche, was bei dieser Variante aber nicht zulasten von Wohnfläche ginge.

„Wir denken, es ist eine umsetzbare Lösung, die die unterschiedlichen Interessenlagen entsprechend berücksichtigt: Verkehr, Parken, Wohnungsbau und Nahversorgung“, fasst Marion Klose zusammen. Und das Mobilitätshaus mit Wohnen auf dem Dach bilde das Scharnier zwischen Konstanz und Kreuzlingen. Denn: Marion Klose und Jochen Friedrichs haben noch ein Ass im Ärmel: die Anbindung von Konstanz nach Kreuzlingen.

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Marion Klose und Jochen Friedrichs verweisen auf einen Trampelpfad, der von der Grenzbachstraße über den gleichnamigen Bach direkt aufs Döbeli nach Kreuzlingen führt. Sie haben sich überlegt, wie diese Verbindung besser gestaltet werden könnte. „Wir haben mit fünf Ministerien in Deutschland und der Schweiz sprechen und Anträge stellen müssen“, berichtet Marion Klose.

Für was? „Wir wollen einen Übergang für Fußgänger und Radfahrer schaffen“, so Klose und Friedrichs fügt an: „Eine Brücke über den Grenzbach. Prinzipiell ist das möglich. So würde der Emmishofer Zoll entlastet.“ Die technischen Möglichkeiten würden derzeit geprüft und eine Brücke mit etwa vier Metern Breite geplant, so Friedrichs. Der bisherige Trampelpfad, der über die Grenze führt, würde dann ebenfalls verbreitert.

Marion Klose und Jochen Friedrichs vom Amt für Stadtplanung und Umwelt denken grenzüberschreitend: Eine Brücke für Fußgänger und ...
Marion Klose und Jochen Friedrichs vom Amt für Stadtplanung und Umwelt denken grenzüberschreitend: Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer könnte hier über den Grenzbach vom Konstanzer Döbele aufs Kreuzlinger Döbeli führen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Wie geht es jetzt weiter?

Jetzt werden die Varianten zunächst dem Gestaltungsbeirat und Ende Mai letztlich dem Technischen und Umweltausschuss zur Entscheidung vorgelegt. „Auf Grundlage der Entscheidung wird der Bebauungsplan fertiggestellt“, so Marion Klose. Ab dem Jahr 2026 würde erst einmal der Döbele-Kreisel zu einer Ampelkreuzung umgebaut und die Grenzbachstraße erhöht. Dann folge der Hochbau, wobei das Mobilitätshaus der erste Baustein sei, so Klose. Der restliche Wohnungsbau könne parallel oder anschließend erfolgen.

Etwa 250 Wohneinheiten seien für das Döbele-Quartier vorgesehen, davon mindestens 50 Prozent geförderter Wohnungsbau, erinnert Marion Klose, die anfügt: „Wir hoffen auf einen Wohnungsbau-Turbo von der Bundesregierung, dass Fördergelder zur Verfügung stehen.“ Dann könne die Wobak loslegen. Die Flächen für die weiteren Gebäude würden im Konzeptvergabeverfahren mit Baubindung Interessenten zugesprochen.