Die Paradiesler nennen ihn Saubach, offiziell wird er Grenzbach bezeichnet. Gemeint ist das Bächlein, das von Kreuzlingen zum Konstanzer Döbele, die Grenzbachstraße entlang durchs Paradies in den Rhein fließt. Das Problem: Es besteht Hochwassergefahr für die dortigen Häuser und das geplante Döbele-Quartier. Was hat die Stadt jetzt vor, um das Problem zu lösen?

Die Kreuzlinger hätten auch schon längst gemahnt, denn eigentlich sollte das Wasser des Bachs mit sieben Kubikmeter pro Sekunde auf Konstanzer Seite ablaufen, berichtet Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf den Mitgliedern des Technischen und Umweltausschusses (TUA).

Doch statt der sieben Kubikmeter flössen „aktuell nicht ganz zwei Kubik“ ab, so Kopf. Dabei sei mit der Schweiz vertraglich vereinbart, dass die Regelabgabe sieben Kubikmetern pro Sekunde betragen solle.

„Das Wasser des Grenzbachs sollte mit sieben Kubikmeter pro Sekunde auf Konstanzer Seite ablaufen, doch aktuell sind es nicht ganz zwei ...
„Das Wasser des Grenzbachs sollte mit sieben Kubikmeter pro Sekunde auf Konstanzer Seite ablaufen, doch aktuell sind es nicht ganz zwei Kubik“, berichtet Tiefbauamtsleiter Konstanz Uwe Kopf. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Es gibt einen Vertrag mit den Nachbarn

Dass weniger Wasser abfließt, als vereinbart, habe in der Vergangenheit bereits zu Problemen geführt. „Die Schweizer haben schon ein paar Mal Pech gehabt und Felder geflutet, weil bei uns nur zwei Kubik abgeflossen sind“, schildert Uwe Kopf. Die Geduld der Nachbarn scheint sich wohl langsam dem Ende zu neigen, denn der Tiefbauamtsleiter weist darauf hin: „Wir müssen bald in die Gänge kommen.“

Dies ist aus einem wesentlichen Grund nötig: Auf Kreuzlinger Seite wurde der Grenzbach, der von den Nachbarn auf ihrer Gemarkung Schoderbach genannt wird, bereits in Teilen renaturiert. Dort wird auch unterbunden, dass der Bach über die Ufer tritt. Aufgrund dieser Maßnahmen werde der Grenzbach auf Konstanzer Gemarkung künftig generell mehr Wasser führen.

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In Konstanz bestehe Hochwassergefahr, und zwar nicht nur für das geplante Neubauquartier auf dem Döbele-Areal. Sollte der Grenzbach über die Ufer treten, dann würde das Wasser in das bestehende Wohnquartier und in die Blarer- und Schützenstraße fließen, wie eine Karte, die der Sitzungsvorlage beiliegt, verdeutlicht.

Das ist nun geplant

Zum einen soll der Radweg südlich des Döbele vor dem Regulierschütz [Anm.d.Red.: ein Element zur Regulierung des Wasserdurchflusses] erhöht werden. Dies solle im Zuge des Straßenbaus und der Umgestaltung der Kreuzung am Döbele erfolgen. Zum anderen soll auf Höhe des Hauses Blarerstraße 49 mit einem Abstand von 90 bis 120 Zentimetern zum Gebäude eine Hochwasserschutzwand gebaut werden.

Mit dieser Wand solle nicht nur das Gebäude selbst geschützt werden, sondern auch verhindert werden, dass das überbordende Wasser in die Bereiche Blarer- und Döbelestraße fließt. Für die Hochwasserschutzwand an der Blarerstraße werden die Gesamtkosten auf 314.000 Euro kalkuliert. Dabei wird es aber wohl nicht bleiben.

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Der Sitzungsvorlage ist ein Erläuterungsbericht des beauftragten Ingenieurbüros beigelegt. Darin steht, dass es sich um eine erste Maßnahme des Hochwasserschutzes am Grenzbach handle. In dem Bericht ist von weiteren „Schutzmauern, Geländemodellierungen, Objektschutzmaßnahmen an Gebäuden, Dammerhöhungen und angepassten Straßenplanungen“ die Rede. Kosten für diese zusätzlichen Maßnahmen sind dort noch nicht beziffert.

Koste es, was es wolle

„Es ist die letzte linksrheinische Fläche für Wohnraum“, spricht Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne) das geplante Neubauquartier Döbele an und folgert: „Dazu braucht es Hochwasserschutz, auch wenn es viel Geld kosten wird.“ Jürgen Ruff (SPD) „kommt es gar nicht so teuer vor“. Was er nicht ganz nachvollziehen kann, dass im Anstand von etwa einem Meter vor der Blarerstraße 49, direkt vor die Fenster und Türen der Bewohner – die Hochwasserwand gebaut werden soll.

„Gibt es keine sinnvollere Lösung?“, fragt Ruff und regt eine verschieb- oder versenkbare Schottenlösung an. Und Sabine Feist (CDU) fragt sich, ob nicht Hauseigentümer für den Schutz ihrer Gebäude zuständig seien.„Die Stadt ist für Hochwassersicherheit zuständig“, erklärt Uwe Kopf. „Wir haben viel ausgelotet“, erklärt er. Es bliebe aber aufgrund der beengten Fläche nur die Wandlösung.

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Zudem gehörten die Randbereiche noch zum Gewässer und das Landratsamt habe genaue Vorstellungen, was die Hochwassersicherheit anbelange. „Die Anwohner sind nicht glücklich, aber geschützt“, so Uwe Kopf, der anfügt: „Wir hätten es auch gerne anders gemacht.“